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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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und schmutzig war und sich die Fasern des Samtstoffes zu kleinen Knötchen verfilzt hatten.
    Robert de Vere warf Richard einen Blick zu, und die beiden Männer lächelten einander verschwörerisch zu. Dieser schwächliche alte Greis.
    Johann bemerkte ihre Verachtung nicht. Er war so trunken von Wein, dass seine feuchten Augen kaum noch klar sehen konnten. Er wusste nur, dass er es warm hatte, einen Kelch gewürzten Wein in der Hand hielt, der ständig wieder gefüllt wurde, und dass die beiden Männer, die ihm auf der anderen Seite des Kamins gegenübersaßen, freundliche und herzliche Gesellen waren.
    Johann wusste, dass er über irgendetwas unglücklich und besorgt sein sollte – war da nicht irgendeine Schlacht gewesen, die er verloren hatte? Wurde er nicht gegen seinen Willen gefangen gehalten, während sein Reich ohne ihn dem Untergang entgegenging? War er nicht vor kurzem dazu gezwungen worden, irgendetwas Unangenehmes zu unterschreiben? Doch Johanns Verstand war während der letzten Monate immer verwirrter geworden, und jetzt lebte er nur noch für den Augenblick.
    Und augenblicklich fühlte er sich wohl und genoss sein Dasein, ohne sich über die Schatten, die in den Tiefen seines Verstandes lauerten, unnötige Gedanken zu machen.
    Er hob seinen Weinkelch und prostete Richard und de Vere zu, rülpste und trank den Wein dann mit wenigen Schlucken aus.
    Rotwein rann ihm am Hals hinunter und verunzierte nun auch den Ausschnitt seiner Samttunika mit roten Flecken.
    De Vere verzog angewidert das Gesicht und erhob sich von seinem Stuhl, um den Kelch des französischen Königs nochmals zu füllen.
    Es waren keine Diener anwesend, und die Soldaten, die zu Richards Garde gehörten, standen vor der fest verschlossenen Tür. Was auch immer in diesem Gemach geschah, es würde nicht aus seinen Mauern herausdringen.
    »Ihr seid gute Gefährten«, lallte Johann. »Ihr beide.«
    Er nahm einen weiteren Schluck Wein.
    »Wir fühlen uns geehrt, Euch Gesellschaft leisten zu dürfen«, sagte Richard.
    Die drei Männer unterhielten sich in dem höflichen Französisch, das an Johanns Hof gesprochen wurde, und Johann konnte sich so beinahe vorstellen, er sei zu Hause und spreche mit seinen Höflingen, die gekommen waren, um ihm zu schmeicheln.
    Nur dass König Johanns Hof lediglich aus diesen beiden gut aussehenden Männern bestand, die mit verächtlichen Mienen ihm gegenüber auf ihren Stühlen saßen. Beide trugen schwarze, eng anliegende Tuniken und Gamaschen, die ihre wohlgeformte Gestalt betonten – de Vere hatte außerdem ein Schwert angelegt –, und darüber hinaus nur wenig Schmuck, abgesehen von einem großen Rubinring an Richards rechter Hand und einem ebenso großen Smaragdring an de Veres.
    War de Vere nun nicht schließlich ebenfalls ein König?
    Johann lallte etwas Unverständliches und rutschte auf seinem Stuhl vor, um sich am Hinterteil zu kratzen.
    Noch mehr Wein lief an seinem Arm hinab und tropfte auf den Fußboden.
    Wieder stand de Vere auf und füllte Johanns Weinkelch nach. Diesmal kehrte er jedoch nicht zu seinem Stuhl zurück. Er trat hinter Johann, blickte Richard an und hob fragend die Augenbrauen.
    Richards Mund verzog sich zu einem verschwörerischen Lächeln, und er nickte leicht.
    Während de Vere zur Tür ging, wandte sich Richard an Johann. »Majestät, Robert und ich haben uns gefragt, ob wir Euch nicht etwas Angenehmeres als Wein anbieten können, um Eure Gelüste zu stillen?«
    »Was denn?«, fragte Johann und richtete sich mühsam, aber interessiert in seinem Stuhl auf.
    De Vere hatte die Tür geöffnet und gab den Bewaffneten ein Zeichen, jemanden einzulassen.
    »Seht selbst«, sagte Richard und blickte zur Tür hinüber.
    »Was ist es?«, fragte Johann noch einmal und richtete den Blick ebenfalls auf die Tür.
    Der Mund stand ihm offen, während er versuchte, etwas zu erkennen. »Oooh«, flüsterte er schließlich.
    Ein junges Mädchen, kaum älter als vierzehn oder fünfzehn Jahre, kam durch die Tür herein, die de Vere hinter ihr wieder schloss.
    Sie war sehr hübsch, hatte blaue Augen und helles, lockiges Haar, das ihr bis auf den Rücken hinabfiel. Sie trug einen Umhang, doch als sie an de Vere vorbeiging, flüsterte dieser ihr etwas zu. Daraufhin blieb sie stehen, zog sich den Umhang von den Schultern und ließ ihn zu Boden fallen.
    Darunter trug sie nichts als ein lockeres, durchsichtiges Gewand. Es hatte an beiden Seiten Schlitze, die vom Saum bis zur Hüfte des Mädchens reichten, und

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