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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Offizier erschlagen, denn dieser war bereits sichtlich erschöpft.
    Während Neville aus dem Schatten trat, sank der Soldat entkräftet zu Boden, und Bolingbroke machte einen Schritt nach vorn und hob das Schwert mit beiden Händen.
    Sein Gesicht war verzerrt, sein Blick leer.
    »Bolingbroke«, sagte Neville leise und packte sein Handgelenk. »Halte ein. Dieser Mann ist nicht dein Feind.«
    Bolingbroke riss sich los, sein Schwert fiel klirrend zu Boden, und er fuhr zu Neville herum.
    Seine Augen funkelten vor Wut. Er wollte etwas sagen, rang dann jedoch sichtlich um Beherrschung und zwang sich, ruhig zu bleiben.
    Er holte tief Luft. »William«, sagte er an den Unteroffizier gewandt, »es tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen.«
    Der Mann lächelte, doch seine Hände zitterten, als er sein Schwert in die Scheide schob. »Wenn Ihr diesen Zorn eines Tages gegen die Franzosen richtet, mein Lord, dann habe ich nichts dagegen, Euch während einer Waffenübung als Ziel zu dienen.«
    »Nun, der Heiland gebe, dass es mir eines Tages vergönnt sein wird«, sagte Bolingbroke und bedeutete dem Mann mit einem Nicken, dass er entlassen sei.
    »Und dieser Tag ist womöglich näher, als du denkst«, sagte Neville, als William gegangen war.
    »Wieso? Gibt es Neuigkeiten?«
    »Dein Vater hat mich zu dir geschickt, Hal. Richard hat eine Versammlung aller Edelleute einberufen, die sich gegenwärtig in London befinden. Sie wird in einer Stunde stattfinden.«
    Bolingbroke starrte Neville an, murmelte dann einen Fluch und eilte ins Haus.
     
     
    Auf dem Hof des Palastes von Westminster drängten sich Pferde, bewaffnete Soldaten, Pagen, Stallknechte, Kammerdiener, Knappen und übellaunige Adlige, die nach ihren Gefolgsleuten riefen.
    Was wollte Richard von ihnen?
    Obwohl auch die Mitglieder des Geheimen Rates bei der Versammlung anwesend sein würden, war dies nicht im eigentlichen Sinne ein Treffen des Rates, denn es würden darüber hinaus noch viele andere Edelleute daran teilnehmen.
    Bolingbroke und Neville stiegen von ihren Pferden und warfen die Zügel den Männern ihrer Eskorte zu. Während sie sich einen Weg durch die Menge bahnten, sahen sie Simon Sudbury, den Erzbischof von Canterbury, den Palast betreten, dicht gefolgt von Thomas Brantingham, dem Bischof von Exeter.
    Mit wehenden blauroten Umhängen verschwanden sie in dem Palast.
    »Sudbury und Brantingham?«, murmelte Bolingbroke. »Was geht hier vor? Ah, sieh nur, dort ist mein Vater!«
    Johann von Gent, der Herzog von Lancaster, war aus einem Seiteneingang getreten und stand nur wenige Schritte von Bolingbroke und Neville entfernt.
    »Vater?«, rief Bolingbroke ihn leise an.
    Lancasters Gesicht war aschfahl – doch dieses Mal vor Wut und Verzweiflung und nicht wegen seines schlechten Gesundheitszustandes. »Richard hat beschlossen, die Regierung des Landes selbst in die Hand zu nehmen«, sagte er und hob die Hand, als Bolingbroke etwas sagen wollte. »Er ist nun achtzehn Jahre alt, und sein Großvater hat im selben Alter die Regierung übernommen. Er hat das Recht dazu… und die Mitglieder des Geheimen Rates haben mit den altersschwachen Köpfen genickt und ihre Zustimmung gegeben.«
    »Aber warum?«, fragte Bolingbroke.
    Lancaster blickte seinen Sohn düster an. »Warum nicht? Richard hat ein Recht darauf, das Land allein zu regieren. Meine Mitregentschaft konnte nicht ewig dauern.«
    »Aber er wird dich doch sicher als Berater behalten?«
    Lancasters Blick wurde noch düsterer. »Nein, Hal. Richard möchte sich von den Ketten der vergangenen Monarchen befreien… und offenbar bin ich die größte Last, derer er sich entledigen muss.«
    Bolingbroke und Neville tauschten einen Blick, doch Lancaster sprach weiter, ehe einer von ihnen etwas sagen konnte. »Es hat keinen Sinn, hier draußen zu stehen und uns zu fragen, was geschehen ist. Kommt, lasst uns hören, was unser König zu sagen hat.«
    Richard würde die Adligen in der Painted Chamber empfangen. Als Bolingbroke und Neville eintraten, fiel ihnen auf, dass der Saal ein wenig umgestaltet worden war, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatten. Richards Bett war von dem Podest an der Stirnseite des Saals verschwunden. Offenbar war er in die Gemächer gezogen, die an die Painted Chamber angrenzten, vermutlich in die leer stehenden Gemächer der Königin. Anstelle des Bettes standen nun mehrere Tische auf dem Podest, die mit Kisten, Karten, kleinen Schatullen und zahlreichen Urkunden übersät waren. Neville

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