Diener des Boesen
Handwerker und andere Arbeiter eilten auf den breiten Streben des neuen Daches hin und her und arbeiteten ohne Unterlass, um das Dach fertigstellen zu können, ehe der Herbst- und Winterregen einsetzte.
Abgesehen von ein paar Bewaffneten sah niemand in ihre Richtung.
Arundel brachte sie zu einem Durchgang, der zu einem kleinen Vorzimmer im südlichsten Teil der Palastanlage führte. Von dem Vorzimmer gingen drei Türen ab, hinter denen der kleine Saal, die Painted Chamber und die Zimmerfluchten lagen, die als Königinnengemächer bezeichnet wurden.
Hier hatte Richard sein Domizil aufgeschlagen.
Das Vorzimmer war kahl und trostlos. An allen drei Türen standen Wachen, die die Neuankömmlinge mit gleichgültigem Blick musterten.
Arundel ging zu den beiden Wachtposten hinüber, die vor der Tür zu den Königinnengemächern standen.
»Die Gräfin von Hereford und ihre Begleiterin wünschen eine Audienz beim König.« Arundel lächelte. »Ich kann Euch versichern, dass sie außer ihrem weiblichen Charme keine Waffen bei sich haben.«
Mary straffte die Schultern und hielt dem Blick der Wachtposten stand, während Margaret mit bleichem und angespanntem Gesicht zu Boden sah.
Einer der Wachmänner verschwand und kehrte kurz darauf wieder zurück.
»Edle Damen«, sagte er und trat einen Schritt zurück, damit sie eintreten konnten.
Während Margaret Mary in das Gemach folgte, drehte sie sich noch einmal um und warf Neville einen solch angsterfüllten Blick zu, dass dieser einen Schritt auf sie zu machte und Bolingbroke ihn am Arm packen musste, um ihn zurückzuhalten.
Von diesem Blick hing das Schicksal der ganzen Welt ab.
Die Tür schloss sich hinter den beiden Frauen, und Neville starrte die schmucklose Holzfläche an.
»Tom!«, flüsterte Bolingbroke. »Tom!«
Neville holte tief Luft und zwang sich, sich von der Tür abzuwenden.
Alles würde gut werden. Margaret würde sicher sein. Es würde nicht lange dauern.
Dann öffnete sich die Tür, die zur Painted Chamber führte, und Sir Richard Sturry trat in das Vorzimmer hinaus.
»Ihr Herren!«, sagte er und mimte Überraschung. »Der Himmel meint es gut mit mir. Seine Majestät hat mich gebeten, einige der Verzeichnisse, die er studiert hat, in die Abtei zurückzubringen, und ich habe schon verzweifelt nach jemandem gesucht, der mir dabei helfen kann.«
Er strahlte über das ganze Gesicht und breitete die Hände aus. »Und hier stolpere ich über Lord Hereford, Arundel und Neville, mit einem ganzen Kontingent kräftiger Soldaten. Edle Herren, dürfte ich euch bitten…«
Bolingbroke lächelte. »Meine Männer stehen zu Euren Diensten, Sturry. Ich friere mir in diesem eiskalten Gemach die Füße ab und warte, bis mein König Zeit für mich hat, aber das heißt nicht, dass meine Bediensteten das gleiche Schicksal erleiden müssen. Nehmt sie mit Euch, wenn Ihr wollt, damit sie sich bei der Arbeit im Dienste Gottes warm halten können.«
Sturry erwiderte sein Lächeln. »Dieses Gemach ist kalt und ungemütlich, nicht wahr? Warum kommt Ihr nicht mit in die Painted Chamber und wartet dort, bis Richard Euch rufen lässt? Ich bin mir sicher, dass seine Männer«, er verneigte sich vor den Wachtposten, »Euch von dort holen können, wenn es so weit ist.«
Einer der Wachtposten wollte Einwände erheben, doch Arundel fiel ihm ins Wort.
»Ich bürge für Lord Hereford und Lord Neville«, sagte er. »Es wird Euch kein Schaden daraus entstehen, wenn sie in der Painted Chamber warten.«
Der Wachtposten schloss den Mund wieder und dachte nach. Arundel und Sturry waren enge Vertraute des Königs und Arundel außerdem ein Mitglied des Geheimen Rates.
»Einverstanden«, sagte er.
Bolingbroke dankte ihm höflich und bedeutete seinen Männern, ihm zu folgen, während er sich Arundel und Sturry anschloss.
Neville bildete das Schlusslicht, allerdings nicht, ohne noch einmal einen Blick auf die Tür zu werfen, durch die Margaret verschwunden war.
»Lady Hereford«, sagte Richard und stand von seinem Stuhl am Feuer auf. Er war offenbar betrunken, denn seine Lippen waren feucht, und der Weinbecher, den er mit zitternder Hand auf den Tisch neben sich stellte, schwankte bedenklich und wäre beinahe umgekippt.
Mary machte einen tiefen Knicks vor Richard, und Margaret folgte ihrem Beispiel.
»Und Lady Neville«, sagte Robert de Vere von seinem Platz auf der Kante des mit üppigen Behängen geschmückten Bettes. »Was für ein glücklicher Zufall.«
»Was führt
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