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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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abstreiten.«

Kapitel Elf
     
    Das Fest des heiligen Simon und des heiligen Judas
    Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
    (Freitag, 28. Oktober 1379)
     
    – II –
     
     
     
    Eine Stunde nach der Non versammelte der Erzbischof von Reims, Regnault de Chartres, das Gremium von Ermittlern im Saal von La Roche-Guyon. Außer ihm bestand es noch aus fünf weiteren Geistlichen.
    Sie nahmen auf hochlehnigen Stühlen Platz, die in einer Reihe auf dem Podest standen. Direkt vor dem Podest befand sich eine bescheidene Bank.
    Karl saß etwas abseits auf seinem Thron und hielt die Beine gekreuzt. Er hatte die Lippen besorgt zusammengepresst: Wenn Jeanne sich nun als Betrügerin erweisen sollte… oder schlimmer noch: Wenn sie die Wahrheit sprach? Was bedeutete das dann für ihn?
    Neben Karl saßen Isabella, Katherine und Philipp. Alle drei wirkten steif und unbehaglich: Katherine hatte Philipp von den Ergebnissen von Jeannes Untersuchung an diesem Morgen berichtet, und Philipp wollte sich nun nicht mehr gegen Jeanne stellen. Er durfte nicht zulassen, dass Katherines Hass seine eigene Position gefährdete.
    Nicht Gott, sondern der Teufel hat ihr zu diesem Leib verholfen, hatte Katherine ihm zugeflüstert, als sie den Saal betreten hatten. Selbst der Heiland hatte ein Geschlecht.
    Doch Philipp hatte nur den Kopf geschüttelt und Katherine mit einer Geste zum Schweigen gebracht. Er musste sich erst selbst ein Bild von der Lage machen und sorgfältig abwägen, ehe er den nächsten Schritt wagte – wenn es überhaupt ratsam war, etwas zu unternehmen. Philipp war zu vielem bereit, um auf den französischen Thron zu gelangen, doch sich gegen eine mögliche Heilige zu stellen, gehörte nicht dazu.
    Nicht wenn der Jungfrau Gottes rachsüchtiger Zorn zu Gebote stand. Wie der ganzen Garnison war auch Philipp zu Ohren gekommen, was sich auf den Burgmauern in der letzten Nacht zugetragen hatte.
    Im Saal befanden sich mehrere Dutzend Adlige und Ritter, und wie am vorangegangenen Tag waren die Wände von Wachmännern und Soldaten gesäumt.
    Wenn Isabella, Katherine und Philipp unsicher wirkten, so waren es die Wachmänner und Soldaten umso mehr. Würden ihnen ihre beiläufigen derben Worte über die Jungfrau Jeanne, die sie während der letzten Wochen ausgetauscht hatten, zum Verhängnis werden und Gottes Vergeltung auf sie herabrufen? Sie hatten doch nichts Böses im Sinn gehabt. Es war nur das gewöhnliche Gerede einfacher Soldaten gewesen, die allesamt Sünder waren!
    Die Soldaten wagten nun kaum noch, einen lüsternen Gedanken auf Jeanne zu verwenden. Sie war Jeanne d’Arc, die heilige Jungfrau Frankreichs, und im Reich der Sterblichen hatte sie nicht ihresgleichen, weder Mann noch Frau.
    Eine Seitentür wurde geöffnet, und Jeanne betrat den Saal, immer noch in das einfache Gewand gekleidet, das sie bei ihrer Untersuchung getragen hatte. Sie wurde von der Hebamme Marie begleitet, die sie hin und wieder bewundernd ansah. Nachdem sie eingetreten waren, flüsterte Jeanne Marie etwas zu, und die Hebamme blieb stehen, während Jeanne allein weiterging.
    Sie schenkte Karl ein liebenswürdiges Lächeln, was dieser unsicher erwiderte, und verbeugte sich dann vor den versammelten Geistlichen.
    »Ihr Herren«, sagte sie, »ich grüße euch im Namen des Herrn, unseres Gottes.«
    Erzbischof de Chartres gebot ihr mit einer Geste Einhalt. »Gottes Name kommt dir leicht über die Lippen, Jeanne. Vielleicht zu leicht. Nein, sag nichts…«
    Jeannes Mund zuckte. Sie hatte gar nichts erwidern wollen.
    »… sondern nimm auf der Bank Platz. Du wirst gleich die Erlaubnis erhalten, zu sprechen.«
    Jeanne senkte den Kopf, setzte sich auf die Bank und faltete die Hände im Schoß.
    »Madam Isabella«, sagte de Chartres, »heute Morgen habt Ihr diesem Gremium einen großen Dienst erwiesen, indem Ihr das Mädchen Jeanne untersucht habt, um festzustellen, ob sie tatsächlich eine Jungfrau ist, wie sie behauptet. Wollt Ihr jetzt vortreten und dieser Versammlung berichten, was Ihr herausgefunden habt?«
    Isabella erhob sich langsam, trat einen Schritt vor und blieb ein Stück von der Bank entfernt, auf der Jeanne saß, stehen.
    Sie sah das Mädchen nicht an.
    »Verehrter Erzbischof«, sagte Isabella und hielt dann inne. Sie hatte sich schon seit mehreren Stunden auf diese Niederlage vorbereitet, doch selbst mehrere Tage hätten nicht ausgereicht, um die Ergebnisse ihrer Untersuchung mit Gelassenheit verkünden zu können.
    »Ja, Madam?«, ermunterte sie

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