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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sprach mit dem etwas rauen Akzent der Region Limousin in Mittelfrankreich.
    Seguins Gesicht erstarrte. »Und was hat dir der heilige Michael in diesen Visionen erzählt?«
    »Dass der König des Himmels mich dazu auserwählt hat, die Franzosen von dem Elend zu befreien, das sie befallen hat.«
    »Und wie soll das geschehen?«, fragte de Chartres.
    »Mit Waffengewalt…«
    »Aber wenn es Gottes Wille ist, die Franzosen von ihrem Elend zu befreien«, sagte Seguin mit harter Stimme, »wozu braucht er dann Soldaten? Kann er es nicht einfach geschehen lassen?«
    Jeanne drehte sich zu ihm um. Ihr Gesicht drückte Gelassenheit aus; seine Zweifel schienen sie nicht aus der Ruhe zu bringen. »Gott hat mir durch den heiligen Michael ausrichten lassen, dass sich die Franzosen gegen die verfluchten Engländer zur Wehr setzen müssen und dass ich diejenige sein werde, die das Land zum Sieg führen wird.«
    Auf Seguins Miene spiegelte sich nun Wut, und auch den anderen Geistlichen standen Spott und Unglauben ins Gesicht geschrieben.
    »Du?«, fragte de Chartres. »Aber du bist doch nur ein Mädchen. Wie sollst du die französischen Armeen zum Sieg führen? Wie sollen wir dir das glauben?«
    »Wie könntet Ihr Gott nicht glauben?«, erwiderte Jeanne ruhig.
    »Wir brauchen ein Zeichen«, sagte de Chartres. »Einen Beweis dafür, dass du tatsächlich Gottes Werkzeug bist. Ich frage dich noch einmal, wie kann es sein, dass ein junges Mädchen wie du unser Land zum Sieg gegen die Engländer führen soll?«
    Jeanne senkte den Kopf und schloss die Augen. Sie hatte die Hände wie zum Gebet gefaltet.
    Seguin machte eine ungeduldige Geste, aber de Chartres legte beschwichtigend die Hand auf seinen Arm und brachte ihn zum Schweigen, ehe er etwas sagen konnte.
    Karl blickte Jeanne an und wartete darauf, dass sie weitersprach. Nichts von dem, was er bisher gehört hatte, hatte seine Befürchtungen über die Rolle zerstreuen können, die Gott ihm in der bevorstehenden Schlacht zugedacht hatte.
    Schließlich hob Jeanne das Gesicht und sah als Erstes Karl an. »Ihr werdet der rechtmäßige König sein«, sagte sie. »König Johann ist bei Gott in Ungnade gefallen, weil er Euch verstoßen hat, und er wird nicht mehr sehr lange zu leben haben. Bald«, sie schenkte Karl erneut ein Lächeln, der daraufhin erstarrte, »nach dem großen Sieg, den ich für Euch bei Orléans erringen werde, werdet Ihr in Reims gekrönt werden, durch den verehrten Erzbischof, der hier vor uns sitzt.«
    »Das ist vollkommen lächerlich!«, rief Seguin. »Ein ›großer Sieg bei Orléans‹? Orléans befindet sich nicht einmal in den Händen der Engländer! Wie kann es sein…«
    »So lauten Gottes Worte«, sagte Jeanne und wandte sich an Seguin. »Wie könnt Ihr immer noch daran zweifeln?«
    Nun drehte sie sich dem Erzbischof zu. »Die Wege des Herrn sind oft unergründlich für uns Menschen, aber wir sollten sie niemals infrage stellen.«
    »Euer Ehren«, sagte Philipp an den Erzbischof gewandt, stand von seinem Stuhl auf und trat an Karls Seite. »Was die Jungfrau Jeanne sagt, klingt überzeugend, und dennoch weiß sie sicher« – er drehte sich zu Jeanne um und bedachte sie mit einem ebenso liebenswürdigen Lächeln, wie sie es zuvor Karl geschenkt hatte –, »dass wir ein Zeichen von Gott brauchen. Wir sind einfache Soldaten, und es fällt uns schwer, zu glauben, dass uns ein Mädchen, mag sie noch so heilig sein, zum Sieg führen kann.«
    Jeanne seufzte, als würden die Sünden der Welt schwer auf ihr lasten. »Ihr Ungläubigen«, sagte sie. »Was lässt euch weiter an meinen Worten zweifeln?«
    Wieder versank sie in Schweigen, den Blick zu Boden gerichtet, und sah dann den Erzbischof an. »In La Roche-Guyon befinden sich inzwischen viele hochrangige Ritter, Herr. Männer, die jahrelange Erfahrung auf dem Turnierplatz und dem Schlachtfeld haben. Wenn ich eine Rüstung anlege und einen dieser Ritter herausfordere und ihn auf dem Turnierplatz besiege – werdet Ihr meinen Worten dann Glauben schenken?«
    Alle starrten sie an. Manche waren längst überzeugt, dass sie eine heilige Jungfrau war, die in Gottes Namen sprach, andere hegten immer noch Zweifel, während wieder andere sie von ganzem Herzen hassten… aber keiner von ihnen glaubte, dass ein unerfahrenes Bauernmädchen auch nur die geringste Chance gegen einen Ritter der Garnison hätte.
    Sie konnte nicht einmal auf einem Schlachtross reiten, geschweige denn eine eiserne Rüstung tragen oder mit einer schweren

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