Dienstags ist sie nie da - Roman
– und da verschlug es ihnen schier die Sprache. Ach ja, und so ein Typ namens Matthew oder so ähnlich war dran. Sagte, dass er ein alter Freund sei, der zu dir Kontakt aufnehmen wollte. Ich habe dir seine Telefonnummer auf den BlackBerry geschickt.«
Matthews Name ließ Katy zusammenzuzucken, und vor Schreck ließ sie die Gabel mit lautem Klirren auf den Fußboden fallen. So gewann sie wertvolle Sekunden, um sich wieder in den Griff zu bekommen, als sie sich unter ziemlichen Anstrengungen und dem Protest ihres Körpers vorbeugte, um die Gabel aufzuheben.
»Okay, ehm, ich glaube, ich weiß, wer das sein könnte«, sagte Katy, als sie wieder aufrecht dasaß und sich bemühte,
die aufsteigende Hitze in ihren Wangen zu ignorieren.
Daniel sah sie schockiert an. Daniel war der einzige Mensch, dem sie die Sache mit Matthew erzählt hatte; ihre Freundinnen, die sie im Übrigen selten sah, wären ohne Zweifel wie die Frauen von Stepford entsetzt zusammengeschreckt, wenn sie ihnen erzählt hätte, dass sie die grundlegende Frage, wer der Vater ihres Kindes war, nicht eindeutig beantworten konnte.
Daniel hingegen hatte ihr zu ihrer sexuellen Freizügigkeit gratuliert und verkündet, dass sie schon jetzt einen guten Homo abgeben würde. Doch auch ihn hatte ihre Unsicherheit, wer der Vater des Kindes war, sprachlos gemacht. Tatsächlich hatte er sie stehen lassen und hatte erst ein paar Stunden später wieder mit ihr geredet, nachdem er gründlich über die Angelegenheit nachgedacht hatte. Er war in ihr Büro gekommen, hatte die Tür hinter sich geschlossen und ihr gesagt, dass er nach langer Überlegung zu dem Schluss gekommen sei, dass sie keine andere Wahl habe, als Matthew zu vergessen. Sie sollte ihn ganz tief in ihrem Gedächtnis begraben, an einem Platz, den sie selten aufsuchte, und sich darauf konzentrieren, eine möglichst gute Mutter zu sein und Ben dabei zu helfen, der »Vater des Jahrhunderts« zu werden. Dann war er aufgestanden und hatte das Zimmer verlassen, ohne dass Katy ein Wort gesagt hatte. Dies war das einzige Mal gewesen, an das sie sich erinnern konnte, dass Daniel hundertprozentig ernst gewesen war – und es hatte ihr Angst eingejagt. Wenn Daniel die Situation ernst nahm, dann war sie zweifelsohne wirklich ernst.
»Was darf ich dir zu trinken holen, Louise?«, fragte Daniel, der noch immer Katy anstarrte.
»Weißwein mit Limonade, bitte«, antwortete Louise.
Daniel schüttelte sich sichtlich bei der Aussicht, den süßen Barkeeper um ein derartiges Gebräu zu bitten.
»Komm, halt mein Händchen auf dem Weg zur Bar«, sagte Daniel zu Katy und zog sie bereits am Arm, damit sie sich nicht verweigern konnte.
»Teufel noch mal!«, platzte er heraus, sobald sie außer Hörweite waren. »Ist das der Matthew, von dem ich fürchte, dass er es ist? Ich dachte, du hättest ihn in den hinterletzten Winkel deines Lebens verbannt?«
»Ich hatte noch keine Gelegenheit, es dir zu erzählen. Er ist gestern Abend in meinem Geburtsvorbereitungskurs aufgetaucht. Er wohnt jetzt wieder hier«, zischte sie.
»Und was zum Teufel tut er in deinem Geburtsvorbereitungskurs? «
»Seine Frau ist schwanger, du Idiot. Was sollte er denn sonst dort tun?«, antwortete sie ziemlich hysterisch.
»Das ist wohl ein Witz! Willst du mir etwa weismachen, dass er mit seiner Frau ein Kind bekommt und gleichzeitig ein Baby mit dir kriegen könnte?«, fragte Daniel und blieb stehen.
»Wir wissen nicht, ob mein Baby von ihm ist, oder? Ich habe nur einmal mit ihm geschlafen. Wir haben darüber gesprochen, du erinnerst dich?«, erwiderte sie mit Nachdruck.
»Ich weiß, ich weiß. Aber jetzt, da er wieder in deinem Leben mitmischt, sieht das ja nun ganz anders aus, oder? Was willst du tun?«
»Na ja«, sagte sie und versuchte, die Fassung zu bewahren.
»Das kann doch nicht alles verändern, oder? Du hattest beim ersten Mal recht. Ich muss weiterhin ignorieren, was
passiert ist. Umso mehr, da seine Frau schwanger ist. Ich muss einfach annehmen, dass das Kind nicht von ihm ist.«
»Aber er hat dich schon angerufen«, warf Daniel ein. »Natürlich könnte er nur angerufen haben, um sich zu erkundigen, ob du eine gute Empfehlung für einen Babysitter hast, aber irgendwie habe ich da meine Zweifel. Glaubst du, er ahnt etwas?«
»Na ja, wir mussten alle sagen, wann unser Geburtstermin ist …«
»Ach, das ist ja total irre«, unterbrach sie Daniel. »Stell dir vor, du sitzt in einem Raum und weißt, wann jeder Einzelne zum letzten
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