Dienstags ist sie nie da - Roman
kleinen
weißen Klapperstörchen, die so an Drähten befestigt waren, dass sie hin und her schaukelten.
»Reizend«, brachte sie stockend hervor, als sie sich den erwartungsvollen Gesichtern näherte, die beteits auf sie warteten.
»Lenny und ich haben die Tische dekoriert«, erklärte Kim, eine von den Junior Art Directors. »Wir mussten uns mit Daniel herumstreiten, um ihn davon abzubringen, sich zu einem Drogenthema hinreißen zu lassen. Er wollte mit rosa und blauer Flüssigkeit gefüllte Epiduralspritzen von der Decke herunterbaumeln lassen und zur Unterhaltung eine Flasche Sauerstoff besorgen, die wir dann alle ausprobieren sollten. Zum Glück hat der Restaurantmanager Einspruch dagegen eingelegt und ihm verklickert, dass Gäste, die ihre eigenen Sauerstoffflaschen in die Räumlichkeiten hier mitbringen, nicht versichert sind.«
»Wow, da hab ich ja noch mal Glück gehabt«, sagte sie, als sie sich setzte. Ihr war schmerzlich bewusst, dass sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand, obwohl sie sich eigentlich am liebsten in einem Loch verkrochen hätte und verschwunden wäre. Es entstand ein Moment peinlicher Stille, als Katy feststellte, dass sie keine Ahnung hatte, was sie eigentlich tun sollte, doch dann brach ihr Chef als vollendeter Profi das Eis und brachte die Feier in Gang.
»Also Katy, erzähl uns von dem Kinderzimmer, nach welchem Motto hast du es gestaltet?«, fragte er.
»Ach, das Zimmer war eh schon weiß gestrichen, also haben wir es einfach so gelassen«, antwortete sie.
»Hübsch, kein Grund zum Übertreiben«, sagte er zustimmend. »Ich kann diese Kinderzimmer, die mit Babykram
nur so überladen sind, nicht ausstehen – wenn verdammt alles mit Pu, dem Bären, dekoriert sein muss. Wer braucht schon einen dicken doofen Bären, der aus jedem Winkel auf einen herunterglotzt, kaum dass man auf die Welt gekommen ist?«
»Aber mein kleiner Alfie liebt Pu«, verkündete Jane, die Empfangsdame. »Ehrlich, Katy, er liebt ihn! Wenn du möchtest, kann ich mit dir zu Mothercare gehen. Dort kannst du alle Sachen mit denselben Motiven bekommen, so dass alles prima zusammenpasst; es ist toll.«
»Ehm, wenn ich Zeit dazu habe«, erwiderte Katy und sah ihren Chef verzweifelt an.
»Richtig«, sagte er. »Warum bringen wir nicht die Formalitäten hinter uns, dann kann ich entspannt einen Drink nehmen.«
Er stand auf und klopfte leicht mit einem Löffel seitlich an sein Glas, um die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen.
»Himmel«, dachte Katy. »Das entwickelt sich ja wirklich zu einer Art Hochzeitsfeier.«
»Also, meine Damen und Herren. Ich muss sagen, ich bin recht überrascht, heute hier zu stehen und auf Katy anlässlich ihres kurz bevorstehenden Starts in die Mutterschaft anzustoßen. Ich kenne Katy jetzt schon länger und muss sagen, dass es mir recht schwerfällt, die Bilder, die ich von Katy habe, wenn sie sich – sagen wir mal – nicht gerade mütterlich verhalten hat, aus meinem Kopf zu bekommen.«
Ein wissendes Gekicher ging rund um den Tisch.
»Ich fürchte, dass ich nun leider nie mehr den Anblick von Katy miterleben werde, wie sie einer Lap-Dancerin die Meinung verklickert, weil sie versucht hatte, an dem
Abend, an dem wir ausgegangen waren, um den Erfolg seiner Werbekampagne zu feiern, einen Kunden über den Tisch zu ziehen. Wenn ich mich recht erinnere, Katy, waren deine Worte: ›Wenn du meinst, du kannst hundert Kröten verlangen, weil du mit deinem Arsch vor dem Gesicht dieses Mannes da wackelst, dann wirst du feststellen, dass ich das Doppelte verlange, wenn ich dir mit zwei Fingern bedeutet, Leine zu ziehen.‹ Das ist es, was ich an Katy so liebe: Sie hat immer ein Auge auf die Ausgaben!«
Alle lachten, während Katy mit zusammengebissenen Zähnen grinste.
»Auch die Episode, als sie einmal darauf bestand, den Penis des männlichen Models bei einem Unterwäsche-Shooting in die richtige Position zu bringen, weil sie die Wünsche des Kunden genau kannte, wird wahrscheinlich der Vergangenheit angehören – aus Angst, so etwas könnte ihren Nachwuchs verwirren.«
»Diese selbstsüchtige Ziege wollte mich nicht mal in die Nähe seines Schwanzes lassen«, murmelte Daniel. »Wenn es hier jemanden gibt, der weiß, wie man einen Penis perfekt zur Geltung bringt, dann bin das ja wohl zweifelsohne ich, oder nicht?«
»Das alles soll nur zeigen, wie gut Katy in jeder Position, in der sie für uns tätig war, zurechtgekommen ist. Und der Tatsache zum Trotz, dass sie – wie uns
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