Dienstags ist sie nie da - Roman
Echt blöd.«
»Aber warum hast du mir nichts davon erzählt?«
»Na ja, wegen Alison. Offensichtlich ist sie so eifersüchtig, dass sie, wenn sie wüsste, dass ich seine Exfreundin bin, total ausflippen würde. Und Matthew will sie im Moment nicht aufregen. Ich wollte dich nicht belügen, Ben, aber es schien mir irgendwie einfacher. Außerdem hast du so auch nicht lügen müssen. Blöd, ich weiß. Es tut mir so leid. Er bedeutet mir nichts, Hand aufs Herz.«
Zum ersten Mal, seit sie in das Auto eingestiegen waren, hob Ben seinen Kopf, um sie anzusehen.
»Ich habe dich nie gefragt, ob er dir etwas bedeutet.«
Nun war es an Katy, auf den Boden zu starren.
»Ach ja, richtig. Ich wollte nur sicher sein, dass du es auch weißt, weiter nichts.«
Sie saßen schweigend da, bis Ben nach hinten griff, um seinen Sicherheitsgurt anzulegen. Katy beugte sich nach vorn, ließ die Zündung an, und dann fuhren sie beim Geräusch des heulenden Windes nach Hause.
Vierzehn
Nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte, starrte Katy gut fünf Minuten lang niedergeschlagen das Telefon an. Es war die längste Unterhaltung, die sie mit Ben seit Samstagabend geführt hatte, das war zumindest etwas. Dass er sagte, er würde am Abend nicht mit in den Geburtsvorbereitungskurs gehen, weil er Fußball spielen wollte, war allerdings kein verheißungsvolles Zeichen, dass für ihn schon wieder alles in Ordnung war. Sie wollte ihren alten Ben zurück, nicht diesen ruhigen, sonderbaren, einsilbigen Fremden.
Nicht, dass sie seit der Essenseinladung viel von ihm gesehen hätte. Am Sonntag hatte er die Wohnung schon früh am Morgen verlassen und war erst zurückgekommen, als sie bereits geschlafen hatte. Als sie am nächsten Morgen aufgestanden war, hatte sie ihn besinnungslos, voll angezogen auf dem Sofa gefunden. Eine halb aufgegessene Pizza war aus der Schachtel gefallen und lag auf dem Teppich; leere Bierflaschen müllten den Boden zu, so dass das ganze Zimmer ebenso unangenehm roch wie sein alkoholschwangerer Atem. Sie hatte ihn so behutsam wie möglich wachgerüttelt und es nicht gewagt, den Abfall, der um ihn herumlag, wegzuräumen.
Dann hatte sie ihm etwas zum Frühstück gemacht. Sie hatten schweigend an der Frühstückstheke gesessen und
ihren Toast gekaut. Unfähig, Ben im Mute-Modus zu ertragen, hatte es Katy schließlich gewagt, das Thema Matthew anzuschneiden. Sie hatte sich erneut dafür entschuldigt, dass sie ihn hinsichtlich ihrer Beziehung in der Schulzeit belogen hatte.
Ohne ihr in die Augen zu sehen, hatte er ein »Fein. Hör auf, dir deswegen Sorgen zu machen«, geknurrt, bevor er abrupt aufgestanden und zur Arbeit gegangen war und es ihr überlassen hatte, sein Durcheinander wegzuräumen.
So läuft es mit einem launischen Teenager wohl auch, dachte Katy und war irgendwie stinksauer, als sie die verkrustete Tomatensoße mit einem Schwamm vom Teppich entfernte.
Sie hatte gehofft, er wäre reif genug, um mit ihr darüber zu reden, aber das war offensichtlich nicht der Fall. Auch in der Nacht war er nicht nach Hause gekommen, bevor sie zu Bett gegangen war, und als sie am nächsten Tag das Wohnzimmer betrat, wappnete sie sich für die Nachwirkungen einer weiteren durchzechten Nacht samt spätabendlichem Fastfood.
Sie stellte fest, dass er bereits gegangen war. Zusammengeknüllte, klebrige Metallbehälter vom Chinesen waren in den Abfalleimer unter der Spüle gestopft, und eine leere Rotweinflasche wartete auf den Glascontainer. Sie hatte gedacht, dass dies ein Fortschritt war – dass er weniger sauer auf sie war. Aber jetzt war sie total ernüchtert, weil er es nicht einmal über sich brachte, mit ihr zum letzten Kursabend zu gehen.
Verzweifelt griff sie schließlich nach dem Telefon und wählte Daniels Nummer.
»Wir treffen uns in zehn Minuten draußen. Bind dir
die Augen zu, ich habe nämlich eine Überraschung für dich«, forderte sie ihn auf, ehe Daniel überhaupt etwas sagen konnte.
Sie legte den Hörer auf und starrte unglücklich auf das Telefon. Dann begann sie, ihre Sachen zusammenzusammeln, und fragte sich, ob sie dabei war, einen großen Fehler zu begehen.
»Das ist so aufregend, ich kann dir gar nicht sagen, wie!«, verkündete Daniel und hüpfte vor Entzücken in Katys Auto auf und nieder. »Ich liebe, liebe, liebe Überraschungen! Du sagst mir dann doch, wann ich die Augenbinde abnehmen kann, oder?«
»Keine Angst«, erwiderte Katy. »Wir sind gleich da. Du kannst sie abnehmen, sobald ich angehalten habe.
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