Dienstags ist sie nie da - Roman
Und es ist nicht wirklich eine Überraschung. Mehr ein Dankeschön für die wunderbare Babyfete, die du für mich arrangiert hast.«
»Siehst du, wusste ich doch, dass du am Ende meiner Meinung sein würdest. Sie war echt super, nicht?«, sagte Daniel. »Ich wette, ich kann erraten, wohin du mich mitnimmst. Du hast alle meine Freunde angerufen und sie zu Cocktails in Norman’s Bar zusammengetrommelt. Stimmt doch, oder?«
»Nicht ganz«, antwortete Katy und parkte das Auto. »Okay, du kannst die Augenbinde jetzt abnehmen.«
Daniel spähte über den Rand. Sein begeistertes Grinsen erlosch, als er sie herunterzog und erkannte, wo er sich befand.
»Krankenhaus? Was zum Teufel tun wir denn hier?«, fragte er und drehte sich um, um Katy anzusehen.
»Daniel, ich wusste, dass du nicht mitkommen würdest, wenn ich dich vorher gefragt hätte. Aber das ist ein
Notfall. Ich brauche dich, damit du mich zu meinem letzten Geburtsvorbereitungskurs begleitest. Du bist der einzige Mensch, der weiß, was hier läuft, und die Chancen stehen gut, dass ich dich auch während der Geburt brauchen werde«, sagte Katy.
»Bist du verrückt geworden? Du hast doch schon zwei mögliche Kindsväter. Mich auch noch in die Sache hineinzuziehen ist geradezu gierig, Katy.«
Zu seinem Entsetzen begann sie zu weinen.
»Heulst du?«, fragte Daniel.
Katy nickte, während sie in ihrer Tasche nach einem Taschentuch fingerte.
»Wenn du nur so tust, als würdest du heulen, bloß damit ich jetzt mit dir da reingehe, dann wird da nichts draus, Katy. Du warst ziemlich gemein und hast mich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen hierhergebracht, und ich bin nicht auf den Kopf gefallen.«
»Daniel, ich brauche dich, okay? Du musst mir helfen«, bat ihn Katy, der nun dicke Tränen in Strömen über die Wangen liefen.
»Das sind keine Krokodilstränen, oder?«
»Natürlich nicht, verdammt noch mal!«
»Ach Katy, ich kann dir bei dieser Sache nicht helfen. Du brauchst Ben und nicht mich«, sagte Daniel und nahm Katys Hand in die seine.
»Aber er ist nicht da. Seit diesem Abendessen hat er sich völlig zurückgezogen. Ich kann kein Wort aus ihm herausbekommen. Er hält sich kaum noch in der Wohnung auf. Er geht jeden Abend direkt nach der Schule aus und kommt nach Hause, wenn ich längst zu Bett gegangen bin«, erwiderte Katy.
»Du musst mit ihm reden, Katy«, meinte Daniel.
»Ich weiß, ich weiß. Aber er redet nicht mit mir.« Eine Weile saßen sie schweigend da.
»Darf ich dich etwas Heikles fragen?«, sagte Daniel schließlich.
»Muss das sein? Mein Kopf tut mir eh schon weh.«
»Natürlich nicht, aber als dein Freund und Vertrauter in dieser Angelegenheit habe ich den Eindruck, dass es jetzt Zeit ist, dass du dir gewisse heikle Fragen selbst stellst. Du wirst keine weitere Chance mehr bekommen.«
»Was meinst du mit ›Du wirst keine weitere Chance mehr bekommen‹?«
»Na ja, ich habe da so eine Theorie. Nur wenn die Dinge wirklich schlecht stehen, bist du gezwungen, dir heikle Fragen zu stellen. Ich sage Fragen, aber in Wirklichkeit meine ich die eine Frage, denn es gibt eigentlich nur eine einzige heikle Frage.«
Er machte eine Pause.
»Dann raus mit der Sprache, wie lautet sie?«, fragte Katy ungeduldig.
»Die heikle Frage ist immer«, sagte Daniel und legte erneut eine dramatische Pause ein: Liebe ich ihn wirklich? «
»Das ist die einzige heikle Frage?«
»Ja.«
Sie saßen wieder schweigend da, während sie beide über Daniels Theorie nachsannen.
Als Katy nichts sagte, beschloss Daniel, seine Überlegungen weiter auszuführen: »Weißt du, wenn die Dinge mit einem Mann in Ordnung sind, nicht fantastisch, aber in Ordnung, dann schwebt die wirklich und wahrlich heikle Frage im Hinterkopf und droht nur gelegentlich, sich zu stellen. Doch der Versuch, sie zu beantworten,
würde die Beziehung zwangsläufig verändern, was wiederum zu viel Aufwand wäre – also beantwortest du sie nicht. Was schon in Ordnung ist. Aber wenn alles ›in Ordnung‹ weiterläuft, nicht fantastisch, aber ›in Ordnung‹, dann könntest du in einer Langzeitbeziehung enden, ohne dass du jemals die wirklich und wahrlich heikle Frage angegangen bist. Und somit könntest an jemandem hängenbleiben, den du nicht liebst. Kannst du mir so weit folgen?«
Katy nickte.
»Also, siehst du, musst du eigentlich auf eine echt miese Phase hoffen, weil du dann offen dafür bist, die wirklich und wahrlich heikle Frage zu beantworten, denn eine Veränderung kann dann nur
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