Dienstags ist sie nie da - Roman
gestoßen.
»Das bin ich ja auch, aber …« Matthew legte eine Pause ein. »Eines weiß ich jedenfalls: Wenn es mein Kind wäre, würde ich das Risiko nicht eingehen, nicht in der Nähe zu sein.« Er senkte schnell den Blick, wohl wissend, dass er eine Grenze überschritten hatte.
»Es ist mein bester Freund, ich kann diese Fete nicht verpassen. Mit dem Zug bin ich in etwa fünf Stunden zurück; oder ich nehme das Flugzeug, dann dauert es eine Stunde. Ich habe mir alle Infos besorgt, und Katy ist cool, stimmt doch, Liebes, oder?«
»Ja, sicher«, antwortete Katy; sie war etwas geschockt über die fünfstündige Reisezeit, aber noch mehr beunruhigte sie, was Matthew da soeben gesagt hatte.
Die Küchentür quietschte, als Alison mit einem großen Tablett wieder ins Wohnzimmer hastete.
»Zum Dessert habe ich etwas ganz Einfaches vorbereitet, ich hoffe, das stört euch nicht. Aber diesen Nachtisch mag ich mit am liebsten.«
Matthew sprang auf, um ihr zu helfen, und stellte vier kleine Glasteller mit allerlei gefrorenen Beeren auf den Tisch.
Ben sah Katy mit einem verwirrten fragenden Blick an,
fast als wolle er ihre Erlaubnis einholen, etwas zu sagen. Katy sah fragend zurück, nicht sicher, was er nun gleich wieder anstellen würde.
Ben schaute erneut auf den Teller, der vor ihm stand. Dann pickte er eine Himbeere auf, steckte sie sich in den Mund und kaute geräuschvoll.
»Junge, ist das kalt«, sagte er und hielt sich seine Backen.
»Nein, Ben«, sagte Alison. »Pass auf, du musst diese geschmolzene weiße Schokolade über die Beeren gießen, um sie anzutauen. Versuch sie jetzt mal.«
Ben versuchte es noch einmal und schob das Essen mehrmals in seinem Mund hin und her, damit es auch wirklich nicht mehr gefroren war.
»Nett«, sagte er schließlich. »Schätze, das kann sogar ich.«
»Also Katy, ich würde liebend gerne erfahren, wie Matthew zu Schulzeiten war«, sagte Alison, die nach ihrem Abstecher in die Küche zu dem Schluss gekommen war, dass sie unbedingt das Thema wechseln mussten.
Katy sank das Herz noch tiefer. Dieser Abend war wirklich ein hartes Stück Arbeit, und sie war müde. Wie sollte sie diese Sache lebend überstehen? Das Bild von Alison mit der Axt in den Mooren kam ihr plötzlich wieder in den Sinn.
»Ach, eigentlich war er ein ganz normaler Typ. Ich weiß noch, dass er lange Haare hatte, aber das war damals an der Tagesordnung.«
»Ich weiß, ich habe diese grässlichen Bilder bei seiner Mutter gesehen. Und diese fingerlosen Handschuhe, die er offensichtlich trug. Niemand hätte sich je träumen lassen, dass er so ein Modefreak war«, sagte Alison mit einem Nasenrümpfen.
Katy schoss es plötzlich durch den Kopf, wie sie und Matthew einen ganzen Tag lang damit verbracht hatten, einen überdachten Markt zu durchstöbern, um exakt die richtigen Handschuhe zu finden. Sie erinnerte sich, dass sie für ihr Outfit total wichtig gewesen waren, denn sie wollten miteinander in ein Konzert gehen. Es war der erste Auftritt für richtig Erwachsene im Hinterzimmer eines Pubs, zu dem sie gegangen waren. Dort war es dunkel und verraucht gewesen, und sie hatten jede Minute genossen.
»Na ja, das macht man in dem Alter halt so – sich nach der Mode richten. Das gehört zum Teenagerdasein eben dazu«, sagte Katy; sie fühlte sich benommen, weil sie es so leid war, die ganze Zeit wie auf rohen Eiern zu gehen.
»So waren die Achtzigerjahre eben«, meinte Alison. »Die Mode war dermaßen grauenvoll. Gott sei Dank hat sich das alles heute beruhigt, und wir müssen so etwas nie mehr mitmachen. Wie auch immer – na sag schon, du musst dich doch noch an etwas anderes erinnern?«, hakte Alison nach.
»Keine heimlichen Knutschereien hinter dem Fahrradschuppen, von denen du uns nichts erzählt hast?«, fragte Ben kichernd und verpasste Katy einen Stups. »Komm schon, du kannst es uns ruhig erzählen: Hat er es je bei dir versucht, Katy?«
»Großer Gott, nein, nein, niemals!« Katy lachte hysterisch, um nicht ihre blanke Panik zu verraten, die sie innerlich ergriffen hatte. Matthew stimmte viel zu überschwänglich in ihr Gelächter ein.
»Was für eine absurde Idee«, sagte er. »Sie war überhaupt nicht mein Typ«.
»Warte mal«, sagte Ben. »Warst du nicht letztes Jahr
bei so einem Schülertreffen? Erinnerst du dich – damals, als ich bei Pauls Junggesellenabschied war?«
»Quatsch!«, stieß Matthew schrill hervor, als er aufsprang und sich dabei seinen Kaffee vorn übers Hemd kippte.
»Ach
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