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Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Titel: Dienstanweisungen für einen Unterteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. Lewis
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Theorien, die die Hoffnung der menschlichen Gesellschaft auf irgendeinen engeren Kreis von „geistigen“, irgendwie besonders geschulten Kreisen von Theokraten setzen. Es ist nicht Deine Sache, zu untersuchen, ob diese Theorien richtig oder falsch sind. Die Hauptsache ist, das Christentum zu einer Geheimreligion zu machen, in welcher er sich als Eingeweihter fühlt.
    Bitte, fülle Deine Briefe nicht mit leerem Geschwätz über diesen europäischen Krieg. Sein schließlicher Ausgang ist zweifellos wichtig, aber das ist die Sache des Oberkommandos. Es interessiert mich nicht im geringsten, wie viele Menschen in England durch Bomben ums Leben gekommen sind. In welcher Geistesverfassung sie starben, kann ich hier im zuständigen Büro ausfindig machen. Daß sie alle eines Tages sterben werden, weiß ich bereits. Bitte, konzentriere Dich auf Deine Arbeit.
    Dein Dich liebender Oheim
    Screwtape

XXV
    Mein lieber Wormwood,

    Die eigentliche Schwierigkeit bei den Leuten, unter denen sich Dein Patient bewegt, ist, daß sie nichts als Christen sind. Natürlich haben sie alle ihre persönlichen Interessen. Was sie aber zusammenhält, ist das Christentum allein. Wenn die Menschen schon Christen werden, dann müssen wir sie in der Geistesverfassung halten, die ich „Christentum – und“ nenne. Du weißt schon – Christentum und Krise, Christentum und Neue Psychologie, Christentum und Neuordnung, Christentum und Glaubensheilung, Christentum und parapsychologische Forschung, Christentum und Vegetarismus, Christentum und Sprachreform. Wenn sie schon einmal Christen sein müssen, dann lasse sie Christen mit einer besonderen Unterscheidung sein. Setze an die Stelle des eigentlichen Glaubens eine Mode mit einer christlichen Färbung. Nütze ihren Abscheu vor „immer denselben alten Dingen“ aus.
    Dieser Abscheu vor „immer denselben alten Dingen“ ist eine der wertvollsten Leidenschaften, die wir je in einem Menschenherzen erzeugt haben. Er ist eine nie versiegende Quelle der Ketzerei in der Religion, der Torheiten im Staate, der Untreue in der Ehe und der Unbeständigkeit in der Freundschaft. Die Menschen leben in der Zeit und erleben daher die Wirklichkeit nach und nach. Um viel Wirklichkeit zu erleben, muß sich ihr Erleben auf viele verschiedene Dinge erstrecken. Mit andern Worten, sie müssen den Wechsel erleben. Da sie nun den Wechsel benötigen, hat ihn der Feind (ein Genießer durch und durch) für sie zum Vergnügen gemacht, genau wie Er das Essen zum Vergnügen gemacht hat. Da Er aber nicht wünscht, daß sie den Wechsel so wenig wie das Essen als Selbstzweck betrachten, hat Er ihre Liebe zum Wechsel durch die Liebe zur Beharrlichkeit ausgeglichen. Er hat es fertiggebracht, beide Wünsche in ein und derselben Welt, die Er erschaffen hat, gleichzeitig zu befriedigen, und zwar durch die Verbindung von Wechsel und Stetigkeit, die wir Rhythmus nennen. Er gibt ihnen die Jahreszeiten, jede anders als die nächste und doch jedes Jahr wieder dieselbe, so daß der Frühling stets wieder als etwas Neues und doch auch als die Wiederkehr eines unvordenklich alten Themas empfunden wird. In Seiner Kirche gibt Er ihnen das Kirchenjahr; sie wechseln von der Fastenzeit zur Festzeit, aber es ist dasselbe Fest, das sie im Jahr zuvor gefeiert haben.
    Wie wir nun die Freude am Essen herausgreifen und übertreiben, um Völlerei hervorzubringen, so greifen wir das natürliche Vergnügen an der Abwechslung heraus und verdrehen es zur Sucht nach unbedingt Neuem. Dieses Verlangen ist ganz und gar das Werk unserer Geschicklichkeit. Wenn wir unsere Pflicht vernachlässigen, dann werden die Menschen nicht nur völlig befriedigt, sondern vor Freude außer sich sein über dies Gemisch von Neuem und Bekanntem, von den Schneeglöcklein in diesem Januar, vom Sonnenaufgang diesen Morgen, vom Plumpudding diese Weihnachten. Bis wir sie eines Besseren belehrt haben, sind auch die Kinder vollkommen glücklich bei einer jährlichen Spielrunde, in der das Spiel mit den Roßkastanien dem Hüpfspiel so regelmäßig folgt wie der Herbst dem Sommer. Nur durch unsere unablässigen Bemühungen wird das Verlangen nach unbegrenztem oder unrhythmischem Wechsel aufrechterhalten.
    Dieses Verlangen ist in mancher Beziehung wertvoll. Erstens verringert es die Freude, während das Begehren wächst. Die Erregung des Neuen ist ihrem Charakter entsprechend mehr denn jede andere dem Gesetz des abnehmenden Ertrages unterworfen. Immer wieder etwas Neues genießen kostet Geld,

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