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Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Dienstanweisungen für einen Unterteufel

Titel: Dienstanweisungen für einen Unterteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. Lewis
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nie hätte träumen lassen, und sieht es durch das Zauberglas seiner Liebe. Er ist ängstlich darauf bedacht (und der Feind befiehlt ihm dies auch tatsächlich), diese Echtheit nachzuahmen. Kannst Du ihn dahin bringen, jene Schwäche seiner Geliebten nachzuahmen und zu übertreiben, bis, was bei ihr eine läßliche Sünde war, bei ihm zum ausgewachsenen und schönsten Laster geworden ist – zum geistlichen Hochmut?
    Die Voraussetzungen scheinen ideal zu sein. Der neue Kreis von Menschen, unter denen er sich nun bewegt, ist solcher Art, daß er versucht ist, stolz darauf zu sein aus ganz andern Gründen noch als dem, daß es ein christlicher Kreis ist. Er begegnet hier einer besser gebildeten, intelligenteren, angenehmeren Gesellschaft, als er je bisher kennenlernte. Auch täuscht er sich in einem gewissen Grade über die eigene Stellung, die er in diesem Kreise einnimmt. Unter dem Eindruck der „Liebe“ mag er sich zwar des Mädchens noch unwürdig fühlen, aber je länger, je weniger fühlt er sich dieses Kreises unwürdig. Er hat nicht die geringste Ahnung davon, wie viele Mängel ihm aus Gütigkeit vergeben werden, weil sie ihn nun als Familienglied so nehmen, wie er ist. Es kommt ihm nicht im Traume in den Sinn, wieviel von seinem Reden, wie viele seiner Ansichten von ihnen als reines Echo ihrer eigenen erkannt werden. Viel weniger noch vermutet er, wieviel von dem Entzücken, das er im Verkehr mit diesen Leuten empfindet, der erotischen Bezauberung zuzuschreiben ist, die das Mädchen in seinen Augen über ihre ganze Umgebung ausstrahlt. Er glaubt, er liebe ihre Art zu reden und zu leben wegen einer gewissen inneren Übereinstimmung ihres und seines geistigen Wesens, während sie ihm in Wirklichkeit so weit überlegen sind, daß ihn vieles, was er jetzt annimmt, verwirren und abstoßen würde, wenn er nicht verliebt wäre. Er gleicht einem Hunde, der sich einbildet, er verstehe mit Schußwaffen umzugehen, weil sein Jagdinstinkt und die Liebe zu seinem Meister ihm einen Jagdtag zum Genuß machen!
    Hier liegt unsere Chance. Während der Feind diesen Barbaren durch die geschlechtliche Liebe und angenehme, in seinem Dienste weit fortgeschrittene Menschen auf ein Lebensniveau hebt, das er auf andere Weise nie hätte erreichen können, mußt Du in ihm die Überzeugung wecken, er habe sein Niveau erreicht, diese Menschen seien „ seiner Art “ , und damit, daß er in ihren Kreis getreten ist, sei er heimgekommen. Geht er von ihnen weg in die Gesellschaft anderer Menschen, so wird er sie langweilig finden, zum Teil weil so ziemlich jede Gesellschaft seines Umganges tatsächlich viel weniger unterhaltend ist, mehr aber noch deshalb, weil er den Zauber des jungen Mädchens vermißt. Du mußt ihn nun den Unterschied zwischen dem Gesellschaftskreis, den er liebt, und demjenigen, der ihn langweilt, mit dem Unterschied zwischen Christen und Ungläubigen verwechseln lassen. Er muß dazu gebracht werden, zu fühlen (er faßt dies besser nicht in so viel Worte): „Wie sind wir Christen doch anders!“ Und bei diesem „wir Christen“ muß er wirklich, aber unbewußt, meinen „meine Art“; bei „meine Art“ darf er aber nicht etwa die Leute meinen, „die mich in ihrer Nachsicht und Demut aufgenommen haben“, sondern „die Leute, mit denen ich mit vollem Recht verkehre“.
    Der Erfolg hängt davon ab, wieweit Du seine Gedanken verwirren kannst. Versuchst Du, ihn ausdrücklich und offenkundig stolz darüber zu machen, daß er Christ ist, dann wirst Du Dein Ziel wahrscheinlich verfehlen. Die Warnungen des Feindes sind zu gut bekannt. Wenn Du jedoch die Idee „wir Christen“ ganz wegfallen läßt und ihn nur über „meine Art“ selbstzufrieden machst, dann wirst Du nie einen wirklichen Hochmut fertigbringen, nur eine gesellschaftliche Eitelkeit, im Vergleich eine erbärmliche, kleine Sünde. Was Du brauchst, ist ein verstohlenes Sich-selbst-Beglückwünschen, das sich in alle seine Gedanken einnistet. Erlaube ihm jedoch nie die Frage: „Wozu genau beglückwünsche ich mich eigentlich?“ Das Gefühl, zu einem inneren Kreis zu gehören, in ein Geheimnis eingeweiht zu sein, ist ihm sehr angenehm. Spiele auf dieser Saite! Lehre ihn, indem Du den Einfluß dieses Mädchens in ihren albernsten Augenblicken gebrauchst, ein belustigte Miene anzunehmen über Dinge, die Ungläubige sagen. Gewisse Theorien, denen er möglicherweise in modernen christlichen Kreisen begegnet, mögen sich hier nützlich zeigen. Ich meine

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