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Dies Herz, das dir gehoert

Dies Herz, das dir gehoert

Titel: Dies Herz, das dir gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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in dir wie dein eignes Herz. Du kannst dein Herz nicht verlieren. Du kannst mich nicht verlieren ...«
    »Und Mutter?«
    »Warte, Hannes, warte doch! Heute hast du noch dein Gesicht vor ihr versteckt, vielleicht morgen schon bist du stark genug, ihr ins Gesicht zu sehen und ihr zu sagen: ich liebe dich noch.«
    »Nie! Sie würde ...«
    »Also warte! – Sieh doch um dich! Denke daran, wie es aussah in diesem Land, als du fortgingst. Damals hättest du nie geglaubt, es würde wieder besser. Und wie ist es geworden? Und wie wenig Zeit ist seitdem vergangen! So wird es auch bei dir sein! Du bist ja gar nicht schwach – das haben sie dir eingeredet, bis du es geglaubt hast. Wer so auf sich besteht, der ist nicht schwach!«
    »Doch, Hanne, stark bin ich nur durch dich!«
    »So sei durch mich stark, du Tor! Ich bin ja du! Die Freude, die du mir gibst, gebe ich dir wieder. Die Liebe, die du mir schenkst, schenke ich dir zurück. Was ist von dir? Was ist von mir? – Sag doch!«
    »Es klingt wie Friede, Hanne. Es klingt, als seien wir am Ziel!«
    »Du bist am Ziel, Hannes, glaub mir doch!« »Und alles andere, das Böse, die ganze schwere Vergangenheit?«
    »Ist nun bei mir. Sie war einmal, Hannes, es ist nur noch eine alte Geschichte, die mit den Worten anfängt: es war einmal ...«

Dritter Teil
Zwei Menschen bleiben beieinander
Tante und Neffe
    Es war ungewöhnlich spät geworden an diesem Abend, als Frau Mahling die Halle verließ. Ihr kleines Hilfsmädchen, das sie an Hanne Larks Stelle angenommen hatte, war ihr plötzlich, überdrüssig der ewigen Stichel- und Scheltreden, mitten aus der Arbeit fortgelaufen, und so hatte sie allein den ganzen Stand aufräumen und zusammenpacken müssen.
    Und morgen früh würde es dasselbe sein, und am Abend wieder nicht anders, und alle Tage so fort! Und bekam man wirklich wieder eine Hilfe, so sollte man ihr nicht sagen dürfen, wenn sie etwas falsch machte oder wenn sie faul, affig, eitel war, wenn sie ewig in den Spiegel guckte oder nur nach den jungen Männern statt auf die Kundschaft – man sollte alles von diesen jungen Dingern hinnehmen!
    Wenn es sich noch gelohnt hätte! Aber das Geschäft ging immer schlechter. Da saß man den ganzen Tag, seit zweiundzwanzig Jahren hatte man so in der Halle gesessen und hatte gemeint, sich eine feste Kundschaft erworben zu haben – und nun liefen sie alle zum Stand gegenüber, zu diesem undankbaren, sittenlosen Ding, das in wilder Ehe mit einem Hochstapler lebte! Ja, nur ein hübsches Lärvchen, ein Puppenlächeln – und die Leute vergessen sofort Anstand und Moral, alte Kundschaft und solide Geschäftsmethoden!
    Frau Mahling ist müde und abgeschlagen, aber deswegen ist ihre Erbitterung nicht schwächer geworden. Es ist schon eine Qual für eine kleine, enge Seele, Tag für Tag zu sehen,wie die Jugend dort drüben ihre Triumphe feiert, ihr Verkauf auf Verkauf nachzuzählen und sich immer wieder zu sagen: ›Wenn es nach Recht und Gerechtigkeit ginge, müsstest du so viel verkaufen! Was ist sie denn? Ein sittenloses, undankbares Ding – aber ich ...‹
    Ja, Frau Mahling ist jetzt fest davon überzeugt, dass Hanne aus reiner Undankbarkeit, um ihr einen Tort zu tun, von ihr fortgelaufen ist. Was hat sie, Tante Gustchen, nicht alles für die Hanne getan! Sie hat sie von ihrem Dorf geholt, sie hat ihr die Branchekenntnisse beigebracht, sie hat sie genährt und gekleidet und bezahlt, als sie noch nichts war und konnte. Und nun tut dieser Ausbund von Undankbarkeit alles, die Tante zu schädigen. Drüben wird verkauft, aber die Tante sitzt bald für nichts da!
    Die Tante vergisst dabei, dass sie nicht nur darum weniger verkauft, weil jetzt ein besonders hübsches Mädchen ihr gegenübersitzt, sondern auch deswegen, weil ihr viele Waren fehlen. Seht, die Tante hatte ja mit Herrn Oppermann gebrochen, zur Rache dafür, weil er den jungen Hochstapler der Polizei entrissen und sogar in seinem eignen Kontor angestellt hatte! Das war nur richtig von der Tante gewesen, kein Mensch konnte ihr zumuten, sich von einem anrüchigen Menschen bedienen zu lassen, der noch dazu mit ihrer Nichte in wilder Ehe lebte!
    Aber Frau Mahling war ja keine ganz einfache Kundin, und die Grossisten, die sie nun beehrte, waren nicht ganz so geduldig mit ihr wie Herr Oppermann. Zudem, wenn eine Ware einmal knapp war, gaben sie sie zuerst ihrer Stammkundschaft und nicht der neu zugelaufenen Frau Mahling, die doch gleich wieder weiterlief. So war es gekommen, dass Frau Mahling

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