Diese alte Sehnsucht Roman
gutheißen würden. Und wer wusste, ob er tatsächlich etwas Ernstzunehmendes schreiben konnte? Aber das machte nichts – er log ja nicht direkt, er träumte eher, und was war daran auszusetzen? Tat Joy nicht dasselbe? Er hatte doch nur andeuten wollen, dass er zu mehr imstande war – oder in Zukunft sein könnte –, als es im Augenblick den Anschein hatte, dass sie nicht zu befürchten brauchte, es könnte mit ihm langweilig werden, denn natürlich würde er wachsen und sich verändern. Das würden sie beide.
Aber für Joy hatte sein Traum vielleicht mehr wie ein Versprechen geklungen. »Dann also ein Professorenhaus«, hatte sie aufgeregt gesagt, als er vom Unterrichten gesprochen hatte. Dazu gehörten eine Bibliothek mit Bücherregalen bis zur Decke, bequeme Sessel, ein großes Oxford Dictionary auf einem Pult und eine kleine Stereoanlage für ruhige, kontemplative Musik. Kein Wohnzimmer, jedenfalls nicht wie das bei Joys Eltern mit seinem »Home Entertainment Center« und den Regalen mit Mahagonifurnier voller Zeug, das sie auf Kreuzfahrten oder in Andenkenläden von State Parks gekauft hatten. Das völlige Fehlen von Büchern war das Erste, über das Griffin eine Bemerkung gemacht hatte, die Joy peinlich gewesen war und sie gekränkt hatte, auch wenn sie es rasch überwunden hatte. In Truro hatte es ihn beruhigt zu wissen, dass in Joys Traumhaus auch für ihn Raum sein würde, dass es nicht nur ihr, sondern auch sein Haus sein sollte, ein natürlicher Lebensraum für sie selbst, ihre Ehe und, eines Tages, ihre Kinder. Und es entzückte ihn, dass sie beim wichtigen Thema »Werte« eher auf seiner Seite als auf der ihrer Eltern stand.
Sie waren Griffin nicht unsympathisch, doch es gab wenig, was er mit ihnen gemeinsam hatte. Harve war in den Vorruhestand gegangen, und vor Kurzem waren sie von Orange County in eine bewachte Wohnanlage in einem Vorort von Sacramento gezogen, wo sie ihre Tage mit Golf, Tennis und Bridge verbrachten und oft Besuch von Jane und June bekamen, die, man stelle sich vor, mitsamt ihren Kindern freiwillig ganz in der Nähe lebten. Jill (Jilly-Billy, wie Harve sie nannte) hatte nie in Betracht gezogen, außerhalb des Hauses zu arbeiten. Seit Griffin und Joy ihre Verlobung bekanntgegeben hatten, lagen Joys Eltern ihnen in den Ohren, sie doch öfter zu besuchen – selbst die Zwillinge Jared und Jason, die beide in der Armee waren, kämen häufiger als sie. Sie schienen nicht zu begreifen, dass Sacramento kein Vorort von L.A. war, dass Griffin enge Termine einhalten musste und dass das Schreiben ein Job wie jeder andere war. Für Harve noch unerklärlicher war Griffins Abneigung gegen Golf, das, wie Harve betonte, ein »Sport für Könige« war. »Und nur Könige können ihn sich leisten«, anwortete Griffin, doch sein Schwiegervater konnte es einfach nicht verstehen. Er beharrte darauf, dass Griffin das Golfspielen lieben werde, wenn er es nur einmal versuchte. Das erste große Geschenk, das Joy ihm nach der Hochzeit gemacht hatte – auf Vorschlag ihres Vaters, der, wie Griffin später erfuhr, auch bei der Auswahl behilflich gewesen war –, bestand aus einem teuren Satz Schläger. Der Gedanke dahinter war, er klärte sie, dass die beiden dann etwas Gemeinsames hätten und auf dem Golfplatz vielleicht weitere Gemeinsamkeiten entdecken würden. Pflichtbewusst nahm Griffin für eine Weile Unterricht, doch er war nicht mit dem Herzen dabei und begriff nie, was Harve als »die verdammte Kardinalregel« bezeichnete, nämlich dass man den Kopf beim Schwung unten behalten musste. »Ich behalte den Ball schon im Auge«, bellte er jedes Mal, wenn Griffin abschlug. »Denk beim Schwung immer: Wenn ich jetzt den Kopf hochnehme, sehe ich bloß einen beschissenen Schlag. « Das Problem war, dass Griffin, wenn es ihm einmal gelang, den Kopf unten zu lassen, anschließend seinen Schwiegervater sah, der, die zusammengekniffenen Augen mit beiden Händen abschirmend, seinen Blick über den Fairway schweifen ließ und murmelte: »Wo ist das verdammte Ding hingegangen?«
Aber sie waren keine schlechten Menschen und gaben sich wirklich Mühe, eine Beziehung zu ihm aufzubauen. Im Gegensatz zu Griffins Eltern waren Harve und Jill gebührend beeindruckt, dass er in der Filmindustrie arbeitete, obwohl Ersterer sich überhaupt keinen Begriff davon machte, was alles geschrieben werden musste, bevor man mit den Dreharbeiten beginnen konnte. Einmal waren sie zu viert ins Kino gegangen und hatten sich einen Film
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