Diese alte Sehnsucht Roman
Wahrscheinlich wiederholte sie, was Andy gestern zu ihr gesagt hatte und wie er sie gefragt hatte, und alles Satz für Satz. Es war die Art von Gespräch, wie ihre Mutter und sie es liebten, und Joy, die eben noch verdrossen gewesen war, lächelte jetzt – die Welt war wieder in Ordnung. Griffin ermahnte sich, nicht bitter zu sein.
»Wir sind gerade unterwegs nach Truro«, sagte Joy jetzt. »Nein, nur eine Nacht. Ich muss wieder zurück, und im Augenblick sieht es so aus, als würde dein Vater nach L.A. fliegen, also …« Eine kleine Pause, dann: »Nein, ihm geht’s gut.« Wieder eine Pause. »Fahr bitte vorsichtig.« Sie legte auf und stellte das Handy in den Getränkehalter.
»Wenn du wirklich wieder zurückmusst – wir müssen nicht nach Truro fahren«, sagte Griffin. »Das war deine Idee.«
»Ich weiß, wessen Idee es war.«
Griffin verstand nicht, wie sie so schnell dort gelandet waren, aber sie waren offenbar kurz vor einem ernsthaften Streit, ganz ähnlich dem, der ihn ohne Joy nach Boston und auf das Cape hatte fahren lassen. Es kam jetzt darauf an, Feindseligkeiten zu vermeiden. Es war ein herrlicher Tag, und mit ein wenig Geduld und Nachsicht sollte es ihnen gelingen, zu den schöneren Gefühlen zurückzukehren, die sie in der Nacht zuvor wiederentdeckt hatten. In ein paar Stunden würden sie in der Pension sein, in der sie ihre Flitterwochen verbracht hatten, und alles würde gut sein. Und das war es doch, was er wollte, oder?
»Es ist nur so, dass deine Geschichte nicht ganz schlüssig ist«, sagte er und beschloss, die Sache bis hierhin und nicht weiter zu treiben. Denn wenn Joy sich wirklich darüber streiten wollte, dann lieber jetzt als später.
»Es ist keine Geschichte. Oder ein Drehbuch. Es ist meine Arbeit. Mein Leben.«
»Unser Leben.«
Als sie darauf nichts erwiderte, fuhr er fort. Wenn man erst einmal angefangen hatte, war es eigentlich unmöglich, wieder aufzuhören. Trotzdem war es am besten, einen versöhnlichen Ton anzuschlagen. »Ich wollte damit nur sagen: Wenn du zu viel zu tun hast, um nach L.A. fahren zu können, gut. Aber wenn du wirklich so viel zu tun hast, warum fahren wir dann nach Truro? Das würde ich gern verstehen.« Okay, die Betonung war vielleicht doch nicht so versöhnlich.
»Nein, das willst du nicht verstehen.«
»Was soll das denn heißen?«
»Das soll heißen, dass du entschlossen bist, nicht zu verstehen, obwohl es nicht einfacher sein könnte. Es ist idiotisch, nach L.A. zu fahren, wenn wir nicht eine Woche dort bleiben, und ich kann es mir im Augenblick nicht leisten, so lange weg zu sein. Dein Semester ist vorbei, und das freut mich für dich, aber ich bin noch immer voll eingespannt. Ich muss zwei neue Mitarbeiter einstellen und einen neuen Vorgesetzten einweisen. Eines Tages wird er mich für eine Woche entbehren können, aber jetzt nicht. Truro ist ein Tag. Am Wochenende würde ich ja ohnehin nicht arbeiten. Ich werde morgen also einen halben Tag verlieren, nicht eine ganze Woche. Du kannst so tun, als wäre das Quatsch, aber das ist es nicht.«
Das stimmte in gewisser Weise. »Gut«, sagte er. »Jetzt verstehe ich.«
»Das ärgert mich gewaltig.«
»Wenn ich dich bitte, mir etwas zu erklären? Sollte ich mich nicht bemühen, deine Gedanken zu verstehen?«
»Nein, es ärgert mich, wenn du in diesem Filmjargon mit mir redest. Meine Geschichte ›hat Löcher‹. Sie ist ›nicht schlüssig‹. Als würde ich mir was ausdenken. Als wären wir noch immer in L.A. Als würdest du dir wünschen, wir wären nie von dort weggegangen. Als wäre dir das Leben, das wir führen, zuwider.«
Natürlich wusste er, dass er das Nächste besser nicht hätte sagen sollen, aber es waren nicht die Worte allein. Hätte er den Satz mit einem gutmütigen, selbstironischen Grinsen gesagt, wäre alles in Ordnung gewesen. Und das war es wohl auch, was er versuchte, doch er spürte, wie seine Miene sich verzerrte, als er sagte: »Ist das nicht ein bisschen unwahrscheinlich?«
Bevor Joy antworten konnte, vibrierte das Handy im Getränkehalter, und sein Ärger verwandelte sich in wilde Wut. » Was , Mom?«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Was? Was? Was?«
Es dauerte eine Weile, doch schließlich fanden sie das Haus, in dem sie ihre Flitterwochen verbracht hatten. Es war kleiner, als Griffin es in Erinnerung hatte, aber sonst unverändert, bis auf die Tatsache, dass es keine Pension mehr war. Eine ältere Frau mit einem Strohhut jätete zwischen jungen
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