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Diese eine Nacht mit dir

Diese eine Nacht mit dir

Titel: Diese eine Nacht mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN
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Gypsy zitterte. Er hasste sie. Jetzt, wo er den unumstößlichen Nachweis seiner Vaterschaft in den Händen hielt, hasste er sie wirklich.
    Er drehte sich wieder zu Mrs Wakefield um. „Würde es Ihnen etwas ausmachen, einen kleinen Spaziergang mit Lola zu machen?“, fragte er. „Ich muss etwas mit Gypsy besprechen.“
    Die ältere Frau willigte gerne ein, und Rico sah wieder zu Gypsy. „In meinem Arbeitszimmer. Jetzt gleich“, befahl er.
    Am liebsten hätte sie mit dem Fuß aufgestampft und Nein gesagt. Aber sie holte nur tief Luft und folgte seiner großen Gestalt zum Arbeitszimmer. Es war dunkel, voller Bücher und mit hochmodernen Computern ausgestattet, die leise vor sich hin summten.
    Rico drehte sich um und sah zu, wie Gypsy die Tür hinter sich schloss. Sofort spürte er wieder, welche Wirkung sie auf ihn ausübte. Er setzte sich auf die Tischkante und verschränkte die Arme.
    Wie immer sah sie ihn herausfordernd an. Etwas in ihm wollte sie plötzlich beruhigen, sie beschützen und trösten. Ohne jedes Make-up sah sie so unglaublich jung und unschuldig aus. Die Haare hatte sie oben am Kopf zu einem wild gelockten Pferdeschwanz zusammengebunden. Wie gerne hätte er ihn gelöst, nur um zu sehen, wie die Kringellocken ihr über die Schultern fielen. Entschlossen riss er sich zusammen.
    An allem war nur dieses Verlangen schuld. Es vernebelte einem den Verstand. Tatsache war doch, dass Gypsy nicht unschuldig war. Was Geld betraf, war sie vielleicht nicht berechnend, aber was Rico betraf, war sie auf eine viel üblere Art berechnend. Ohne Gewissensbisse hätte sie ihm Lola vorenthalten, vielleicht sogar für immer. Sie traute ihm genauso wenig wie er ihr. Zumindest darin schienen sie übereinzustimmen.
    Aber er musste jetzt kühl und beherrscht bleiben und seinen Zorn unterdrücken. Er musste Gypsy ganz klar zeigen, wer von ihnen beiden das Sagen hatte.
    Rico sah, wie sie unmerklich das Kinn vorschob. „Du wolltest mich sprechen?“
    Er nickte leicht. „Wie ich schon sagte, habe ich jetzt den Beweis, dass ich Lolas Vater bin.“
    Gypsy verschränkte die Arme. Dabei schob sie unbeabsichtigt den Busen hoch. Rico musste sich zwingen, nicht hinzusehen. Gereizt rutschte er auf der Tischkante hin und her.
    „Und …?“, fragte Gypsy mit der hoheitsvollen Haltung einer Königin.
    Rico unterdrückte ein Lächeln. Sie hatte wirklich Mut. Keiner wagte es wie sie, sich gegen ihn zu stellen. Er bewunderte das, auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte.
    „Und das bedeutet, dass ich meine väterlichen Rechte wahrnehmen werde. Ich werde für sie sorgen und sie beschützen – wie es meiner Erbin zusteht.“
    Gypsys volle Lippen wurden zu einem Strich. „Tu das. Nur lass uns weiter so leben wie bisher. Über das Sorgerecht werden wir uns schon einig werden.“
    Rico schnaubte empört. „Glaubst du, ich lasse zu, dass du in diese Bruchbude zurückgehst, mit meiner Tochter?“ Er unterstrich seine Worte mit einer so heftigen Handbewegung, dass Gypsy erschrocken zurückzuckte. Sofort bereute er seine Bewegung, und dass er es bereute, machte ihn schon wieder wütend. „Ich bin an keinen Sorgerechtsregelungen interessiert. Und ich habe ganz bestimmt kein Interesse daran, in England zu bleiben, nur damit ich zwei Mal im Monat in dieses Ghetto fahre und ein paar mickrige Stunden lang meine Tochter sehen darf.“
    Gypsy ballte empört die Fäuste. „Wir werden dich vor Gericht bringen. Das kannst du nicht machen.“
    Spöttisch zog er die Brauen hoch. „Du willst mich vor Gericht bringen? Womit willst du das denn bezahlen? Vom restlichen Trinkgeld aus dem Restaurant? Glaub mir, Gypsy, jedes Gericht, vor das du mich zerrst, wird bis zur Decke mit meinen Leuten besetzt sein. Den besten, die man für Geld kaufen kann. Glaubst du wirklich, irgendein Richter schaut mit Wohlwollen auf eine Mutter, die den Vater ihres Kindes ohne ersichtlichen Grund aus ihrem Leben verbannt? Welcher Richter wird mir das Recht verwehren, Kontakt mit Lola zu haben, wenn man erfährt, was du auf dich nimmst, damit sie nur dir gehört?“
    Er sah, wie sie blass wurde und einen Moment lang schwankte. Um ein Haar hätte er sie in die Arme genommen und festgehalten. Aber sie fing sich wieder und kämpfte sichtlich um Haltung. Fast konnte er ihr Gehirn arbeiten hören.
    Ohne Skrupel beschloss er, sie vollends in die Enge zu treiben. „Du hast keinen Job. Du hast keine Zukunftsaussichten, trotz deines Universitätsabschlusses, den du angeblich hast.

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