Diese eine Nacht mit dir
Um zu arbeiten, brauchst du einen Babysitter, einen besseren als die pensionierte Kindergärtnerin in deiner Straße. Und um dir den leisten zu können, musst du arbeiten. Das ist doch absurd.“
Gypsy war bis in die Lippen blass geworden. Die grünen Augen schienen riesig in ihrem Gesicht. „Dann sag mir, was du willst“, stieß sie hervor.
Rico genoss den Augenblick seines Sieges, bevor er weitersprach. Jetzt hatte er Gypsy genau da, wo er sie haben wollte. „Ich will von dir die fünfzehn Monate, die du mir schuldest. Du und Lola lebt fünfzehn Monate lang bei mir, damit ich keinen Tag ihrer Entwicklung mehr verpasse.“
Dieses Mal taumelte Gypsy wirklich. Rico fing sie auf und führte sie zu einem Stuhl. Sekunden später stand er wieder vor ihr und hielt ihr ein Glas mit Brandy hin. Sie wehrte es mit der Hand ab. „Ich trinke nichts …“, murmelte sie benommen.
Er setzte das Glas ab. Am liebsten hätte er sie bei den Schultern gepackt und sie geschüttelt. Ihre Schwäche war doch nur gespielt – garantiert schauspielerte sie. Und überhaupt – was war denn so schlimm an der Aussicht, fünfzehn Monate in größtem Luxus zu leben?
Voller Hoffnung blickte sie zu ihm auf. „Fünfzehn Monate … und dann wirst du uns gehen lassen?“
Mein Gott, wie naiv war diese Frau? Und warum versetzte es ihm einen Stich, dass sie unbedingt von ihm fort wollte? „Nicht ganz … Ich bin aber bereit, dir nach diesen fünfzehn Monaten bei der Arbeitssuche zu helfen. Überhaupt werde ich dir helfen, wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Alles unter der Voraussetzung, dass ich jederzeit Zugang zu Lola habe und auch ein Mitspracherecht, was ihre Zukunft betrifft.“
Gypsys Mund wurde schmal. Rico sah, wie sie die Hände im Schoß zu Fäusten ballte.
„Und in der Zwischenzeit willst du uns rund um die Welt schleifen, wie? Was für ein Leben ist das für ein Kleinkind? Sie braucht einen geregelten Tagesablauf, Rico, keinen millionenschweren Playboy zum Vater. Oder hast du vor, uns in eine sterile Wohnung wie diese einzusperren, wo du uns dann besuchst, wann immer es dir einfällt?“
Seine Worte machten sie krank. In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie brauchte Luft, brauchte Raum um sich. Sie sah, wie zufrieden er war, dass er sie jetzt da hatte, wo er sie haben wollte. Er hatte ja recht. Vor Gericht würde sie gar nichts gegen ihn ausrichten können. Und das Geld dafür besaß sie auch nicht. Es fiel ihr schwer, es sich einzugestehen, aber bei dieser ganzen Geschichte würde sie sich nur blamieren. Hätte sie nicht beschlossen, Lolas Existenz vor Rico geheim zu halten, wer weiß, wie sich dann alles entwickelt hätte?
„Ganz im Gegenteil“, erwiderte er kalt. „Mein Hauptwohnsitz ist in Griechenland. Ich lebe abwechselnd in Athen und auf der Insel Zakynthos. Den Großteil meiner Geschäfte leite ich von dort aus. Das hier ist tatsächlich mein erster Besuch in London seit … zwei Jahren.“
Er sagte es, als würde er sich wieder an jene Nacht erinnern. Und auf einmal knisterte die Luft zwischen ihnen vor Erotik. Gypsy fühlte sich immer mehr in die Enge getrieben. Ohne nachzudenken, platzte sie heraus: „Du wirst doch … du verlangst doch wohl nicht, dass wir heiraten?“
Rico schaute auf sie herunter und hob spöttisch die Brauen. „Ist es das, was du möchtest? Bist du darauf aus? Dass ich dich heirate?“
Sie wollte sagen, dass Heirat das Letzte war, woran sie dachte. Im Geheimen hoffte sie allerdings, dass er weiter über Ehe sprach. „Ich habe keine Lust, eine Frau zu heiraten, die glaubt, wie ein Gott über das Leben eines kleinen Kindes bestimmen zu können. Für die Frau, die ich heirate, sind Ehrlichkeit und Vertrauen keine leeren Worte.“
Die Art, wie er sagte, er habe keine Lust zu heiraten, traf bei ihr einen geheimen Nerv. Sie sprang auf. „Männer wie du wissen doch nicht einmal, was Ehrlichkeit und Vertrauen bedeuten“, fauchte sie. „Hätte ich die Wahl, ich würde immer wieder so handeln.“
Sie erwartete, dass er zurückwich und sie freigab. Stattdessen packte er sie bei den Armen und hielt sie fest. Sie versuchte sich loszureißen, aber er griff nur fester zu.
Ihre Worte hatten ihn getroffen. Zornig funkelte er sie an. „Ich bin noch nicht fertig. Ich habe dir nicht gesagt, was ich noch will.“
Gypsys ganzer Körper verkrampfte sich. Wie immer die unvermeidliche Reaktion auf seine Nähe. Sie berührten sich praktisch. Er stand so dicht vor ihr, sie brauchte nur tief Luft zu holen,
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