Diese eine Nacht mit dir
begehren. Wollte ich dich verführen, dann könnte ich dich jetzt und hier an diesem Fenster haben.“
Gypsy wurde bei seinen unverblümten Worten feuerrot. Sie konnte nur wortlos den Kopf schütteln.
Rico strich ihr mit dem Finger langsam von der Wange bis zum Kinn und weiter hinunter zum Ausschnitt ihres T-Shirts, der knapp über ihren Brüsten endete. Dabei sah er sie unverwandt an. „Du wirst nirgendwo hingehen, Gypsy. Nicht, bis ich es sage.“ Seine Stimme war eiskalt. „Und falls du doch gehst, werde ich dich finden. Du und Lola gehört jetzt mir. Und ich behalte immer, was mir gehört.“
In diesem Moment sprang wieder das Babyfon an. Gypsy zuckte zusammen. Ein klagendes Jammern war zu hören. „Mama …“
„Ich hasse dich, Rico.“
Er lächelte, aber das Lächeln erreichte nicht seine Augen. „Ich hasse dich auch, Gypsy. Aber Gott sei Dank scheint das unserem gegenseitigen Verlangen nicht zu schaden.“
Endlich schaffte es Gypsy, Rico von sich zu stoßen. Den Tränen nahe, verließ sie den Raum, um sich um Lola zu kümmern.
7. KAPITEL
Gypsy war gegangen, und Rico ließ sich schwer auf die Couch fallen. In Wahrheit fühlte er sich ebenfalls äußerst unsicher auf den Beinen. Sein Herz raste. Gypsys Duft, das Gefühl, sie in den Armen zu halten, all das glich der Wirkung eines starken Aphrodisiakums. Trotz seiner zur Schau gestellten Gelassenheit. Hätte Lola nicht in diesem Moment geschrien, er hätte sich und Gypsy die Kleider vom Leib gerissen und sie hier am Fenster genommen. Erst ein einziges Mal zuvor hatte er so ein Verlangen verspürt. Das war in der Nacht gewesen, als er und Gypsy sich begegnet waren.
Es verwirrte ihn, wie rasch die Leidenschaft ihn gepackt hatte. Praktisch Minuten nachdem er durch die Tür getreten war. Etwas an der Art, wie Gypsy ihm mitteilte, sie würde gehen, hatte eine Welle der Begierde und das Verlangen, sie zu besitzen, in ihm ausgelöst. Er staunte noch immer darüber, wie stark seine Gefühle gewesen waren.
Er konnte hören, wie Lolas Weinen abebbte. Dann erklang Gypsys verdächtig heisere Stimme im Babyfon. „Was ist los, mein Schatz? Bist du aufgewacht?“
Rico musste feststellen, dass er selbst auf den Klang ihrer Stimme mit Verlangen reagierte, und fluchte ausgiebig. Als hätte Gypsy gemerkt, dass er sie hören konnte, wurde das Babyfon plötzlich still. Sie hatte es ausgeschaltet. Rico musste sich zwingen, nicht hinüberzugehen und unsinnigerweise zu fordern, sie solle es wieder einschalten.
An diesem Freitagmorgen erhielt Gypsy den Anruf, der unwiderruflich ihrem alten Leben und ihrer Freiheit ein Ende setzte. Kurz und knapp informierte Rico sie über das Ergebnis des Vaterschaftstests. Es war positiv.
Das Geld hättest du dir sparen können, hätte Gypsy ihm am liebsten an den Kopf geworfen. Aber sie beherrschte sich. Schweigend hörte sie zu, als er noch hinzufügte, er käme bald nach Hause, um mit ihr zu sprechen, und legte dann auf.
Während zur Mittagszeit Lola von Mrs Wakefield gefüttert wurde, ging Gypsy im Salon auf und ab. Seit dem Kuss vor drei Tagen lagen ihre Nerven blank. Sie vermied es peinlich, mit Rico allein zu sein – was ihn zu amüsieren schien. Wann immer sie zusammen waren, ließ er sie nicht aus den Augen. Das war allerdings nicht oft, denn an den meisten Tagen arbeitete er bis spät in den Abend.
Inzwischen kannte Gypsy nur noch ein Bestreben: sich vor Rico und seiner Selbstherrlichkeit zu schützen. Sie war ihm so entsetzlich ausgeliefert. Und sie wusste, dass ihr Verstand keine Kontrolle mehr über ihren Körper hatte. Ihr Körper verlangte so sehr nach Rico, dass sie nachts von ihm träumte und sich am Tag nach ihm sehnte.
Sie hasste sich dafür, dass sie ihn immer noch begehrte, obwohl sie doch wusste, dass er sie nur besitzen wollte.
Gypsy hörte, wie die Wohnungstür geöffnet wurde, und ging hinaus. Rico stand an der Tür zur Küche und betrachtete Lola, die glücklich glucksend mit Mrs Wakefield plapperte und dabei rund um ihren hohen Babystuhl ein Chaos anrichtete. Der Ausdruck auf Ricos Gesicht brach Gypsy fast das Herz. „Mrs Wakefield, darf ich Ihnen meine Tochter vorstellen – Lola“, knurrte er so schroff, dass es verdächtig war.
Mrs Wakefield lächelte liebevoll. „Ach, das hätte ich Ihnen schon in der ersten Minute sagen können. Sie ist Ihnen doch wie aus dem Gesicht geschnitten.“
Als hätte er Gypsy erst jetzt bemerkt, wandte Rico den Kopf. Alle Wärme war aus seinem Gesicht verschwunden.
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