Diese eine Nacht mit dir
sein Glas leer. „Es wird so passieren, wie ich es will, Gypsy“, meinte er gelassen. „Meinetwegen provoziere mich so viel wie du willst, aber dann rechne auch mit den Folgen.“
Gypsy warf ihre Serviette auf den Tisch und ging.
Rico hätte sie gerne zurückgehalten und ihren rebellischen Mund geküsst. Und was das Verzeihen betraf – er wusste nur zu gut, dass er inzwischen, ohne es gemerkt zu haben, dazu bereit war. Er bedauerte es immer noch, Lolas erste Lebensmonate nicht miterlebt zu haben, aber er war Gypsy nicht mehr böse. Diese Erkenntnis stellte sein ganzes Leben auf den Kopf.
In dieser Nacht schlief Gypsy sehr unruhig. Sie war zu aufgewühlt gewesen, um zu Bett zu gehen. Der Pool hatte so einladend ausgesehen. Vielleicht konnte sie dort schwimmen, bis sie müde war.
Erst als sie den Backsteinpfad entlangging, hörte sie ein Plätschern und sah einen muskulösen Arm das Wasser durchpflügen. Hinter einem großen Busch verborgen, beobachtete Gypsy mit angehaltenem Atem, wie Rico lässig auf dem Rücken schwamm.
Er war völlig nackt gewesen. Nur das Mondlicht beleuchtete seinen schlanken Körper. Hastig, fast stolpernd war Gypsy zurück in ihr Zimmer geflüchtet. Sie wusste, dass nichts dieses Bild in ihrem Gedächtnis würde auslöschen können.
Jetzt war sie wieder wach geworden. Es schien ihr, als hätte sie Lola leise jammern hören. Nur für den Fall, dass sie sich nicht verhört hatte, stieg sie aus dem Bett.
Beim Anblick, der sich ihr an der Tür bot, hielt sie den Atem an. Die Beine weit von sich gestreckt, saß Rico schlafend in einem Sessel in der Ecke. Jetzt trug er Jeans und ein verwaschenes T-Shirt. In den Armen hielt er die tief schlafende Lola. Allem Anschein nach hatte er auch Lolas Quäken gehört.
Mit angezogenen Armen, den Daumen im Mund, kuschelte sich die Kleine vertrauensvoll an seine Brust. Einen Moment lang hatte Gypsy Angst, laut aufzuschreien, so stark war das Gefühl, das sie bei diesem Anblick empfand.
Rico musste sehr unbequem liegen. Auf bloßen Füßen ging sie zu ihm, schob vorsichtig die Hände unter Lola und hob sie hoch.
Sofort legte Rico schützend die Hände um das Baby und öffnete die Augen. Gypsy nickte ihm stumm zu, und er ließ Lola los.
Vorsichtig trat Gypsy zurück, legte Lola in ihr Bettchen und deckte sie sorgfältig zu. Plötzlich wurde sie sich ihres kurzen Nachthemds bewusst.
Als sie sich umwandte, hatte Rico sich aufgerichtet und betrachtete sie mit schläfrigen Augen. Die schwarzen Locken fielen ihm zerzaust in die Stirn. Gypsy fühlte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss, und wich zurück. Mit großen Augen sah sie Rico aufstehen und ihr folgen.
Noch bevor sie etwas sagen konnte, legte er mit einem Seitenblick auf Lola den Finger auf den Mund und griff nach ihrer Hand. Gypsy nickte und ließ es zu, dass er sie hinausführte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Als sie Lolas Zimmer verlassen hatten, dachte Gypsy, Rico würde endlich ihre Hand loslassen. Als er es nicht tat, versuchte sie sich loszureißen. Doch es gelang ihr nicht. Sie blickte auf – und sah in zwei graue Augen, in denen ein Sturm zu toben schien.
Den Blick kannte sie. Wie hatte sie sich nach diesem Blick gesehnt! Zwei Jahre lang sah sie ihn immer wieder in ihren Träumen. Trotzdem schüttelte sie jetzt abweisend den Kopf. Sie wollte vor diesem Mann nicht kapitulieren. Sie musste sich schützen. Aber Rico legte ihr den Finger auf den Mund. Er war so nahe, so nah, dass Gypsy nicht mehr klar denken konnte. Sie schloss die Augen und sah ihn wieder vor sich, nackt im Swimmingpool …
„Es muss sein – wie vor zwei Jahren auch“, flüsterte er. „Wir haben doch darauf gewartet. Wir wollen es doch beide.“
Verzweifelt schüttelte Gypsy den Kopf, und Rico umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht.
„Du gehörst mir, Gypsy. Dein Körper verrät mir, was du nicht wahrhaben willst.“
Damit küsste er sie leidenschaftlich, und sofort wurde Gypsys Widerstand von einer Welle des Verlangens fortgerissen. In den Armen dieses Mannes wurde sie so schwach. Er ließ ihr nichts, woran sie sich klammern konnte.
Ihre Schwäche weckte die Wut in ihr. Sie bekämpfte Feuer mit Feuer, küsste ihn noch leidenschaftlicher. Stöhnend sog er den Atem ein, als er ihre Kapitulation bemerkte.
Gypsy schob die Hand unter sein T-Shirt und zog langsam die Fingernägel über Ricos glatten Bauch. Sie spürte, wie sein Bauch sich unwillkürlich zusammenzog. Ihre Hand glitt höher, suchte in dem dichten
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