Diese eine Woche im November (German Edition)
Notizen. Mit dem Stift zeigt er auf Tonio. » Und wer bist du? «
Tonio gibt seinen vollen Namen an. Mit gemischten Gefühlen beobachtet er, wie der andere das niederschreibt.
» Was hast du mit der Sache zu tun? «
Die Frage, die ihm auch Julia stellte. Die Frage, die so schwer zu beantworten ist.
» Er ist ein guter Freund « , kommt sie ihm zu Hilfe.
» Wie lautet die Adresse, wo dein Vater festgehalten wird? «
» Adresse? « Obwohl Herbert es ihr eingeschärft hat, ist Julia in diesem Augenblick ratlos.
» Es ist eine Seitengasse hinter der Ramo Licini « , antwortet Tonio an ihrer Stelle.
Doppio steht auf. » Schön. Ich muss noch ein paar Telefonate führen. «
» Könnten Sie das nicht von unterwegs machen? « Julia will bereits zur Tür.
» Lassen Sie mich meine Arbeit tun, okay? Dann ist Ihr Papa bald wieder frei. « Geduldig zeigt Doppio auf den Stuhl.
Tonio macht Julia ein Zeichen, sie soll den Beamten nicht noch mehr reizen.
» Okay. « Sie setzt sich.
» Dauert nur einen Moment. Ich bin gleich hier nebenan. « Doppio geht hinaus, betritt den nächsten Glaskasten, macht Licht und greift zum Telefon.
» Läuft das bei euch immer so lahm? « Julia beobachtet den telefonierenden Beamten.
» Worüber beschwerst du dich? Vor nicht mal einer halben Stunde bist du aus einem Kellerloch gekrochen. Und in ein paar Minuten rückt die venezianische Polizei für dich aus. Schneller geht’s nun wirklich nicht. «
» Wo ist der Commissario? Wieso übernimmt er den Fall nicht persönlich? «
Nebenan spricht Doppio mit gedämpfter Stimme. » Ich kann den Einsatzbefehl nur noch ein paar Minuten zurückhalten «, sagt er.
» Das genügt « , antwortet jemand am anderen Ende.
Er wirft einen Blick auf das Mädchen hinter der Glasscheibe. » Wenn wir in den Palazzo eindringen, was werden wir dort finden? «
» Mach dir keine Sorgen « , sagt die einschmeichelnde Stimme. » Wir haben das Wappen. Alles andere wird vernichtet. «
» Und die Bruderschaft? «
» Von denen ist keiner mehr hier. «
» Was macht ihr mit dem deutschen Polizisten? «
» Was sollen wir deiner Meinung nach mit ihm machen? «
Doppio seufzt. » Die sicherste Lösung wäre die beste. «
» Dieser Kommissar ist ein Pfand in unserer Hand. Weshalb sollten wir das aufgeben? «
» Wie du meinst. « Er öffnet einen Hemdknopf. » Das Auftauchen seiner Tochter macht die Angelegenheit kompliziert. «
» Gib der Kleinen das Gefühl, dass die italienische Polizei ihre Arbeit tut. Im richtigen Augenblick lässt du sie verschwinden. «
» Da ist noch etwas. « Auf Gianfrancos Computer klickt er eine Datei an. » Ein Junge ist bei ihr. «
Die Stimme zeigt eine Spur von Unruhe. » Was? «
» Er heißt Antonio Greco. « Doppio ruft Tonios Vorstrafeneintrag auf. » Ein jugendlicher Kleinkrimineller. «
» Wieso wissen wir nichts von ihm? «
» Er ist ihr Freund. Auch er weiß, wo das Haus liegt. «
» Das ist ungünstig. « Eine nachdenkliche Pause. » Er sollte ebenfalls verschwinden. «
» Was macht ihr mit dem Palazzo? «
» Das Wasser wird uns die Arbeit abnehmen. Der Trucido ist bereits im Aufbruch. «
Doppio senkt die Stimme. » Wann können wir uns sehen, Eleonora? «
» Wenn alles erledigt ist. «
» Ich schaffe das. Verlass dich auf mich. Ich liebe dich. «
Er haucht einen Kuss ins Telefon, legt auf und kehrt in sein eigenes Büro zurück. Erwartungsvoll sieht Julia ihn an.
***
Eleonora schaltet ihr Handy ab. Sie trägt einen hellen Mantel über dem Arm. » Sie kommen. «
Der Trucido öffnet einen flachen Koffer auf dem Schreibtisch. » Wie lange noch? «
» Zwanzig Minuten. «
Er sieht sich um. Die Vitrinen sind leer, das Gemälde des Großen Dogen ist verschwunden.
» Ich werde das Haus nicht vermissen « , sagt Corniani. » Die Heizung war einfach miserabel. «
Eleonora wirft ein Kopftuch übers Haar. » Wie konnte die Kleine entkommen? «
» Man darf die Deutschen nicht unterschätzen, das habe ich immer gesagt. « Er betrachtet den Inhalt des Koffers. » Das Große Siegel ist noch schöner als auf dem Gemälde. « Seine Finger gleiten über die Edelsteine und befühlen jeden Schlangenkopf.
Eleonora legt ihre Hände auf seine. » Es ist nur ein Symbol. Auf dich allein kommt es an. «
» Zweifelst du an mir? «
» Die Männer, die heute Nacht den Eid abgelegt haben, brauchen deine Führung. «
» Sie sind Mitglieder der Bruderschaft. «
» So etwas schwört man leicht, wenn man sich einen Vorteil daraus
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