Diese eine Woche im November (German Edition)
werden denen sagen, was sie wissen! «
» Sie wissen nichts. «
» Vielleicht doch. «
» Wieso? « Eleonora versichert sich nach allen Richtungen, dass niemand kommt.
» Dieser Hacker hat die Sache mit dem Datum rausgekriegt « , antwortet Corniani. » Der 18. November. «
» Wissen die jungen Leute davon? «
» Möglich. Vielleicht haben sie schon die Sicherheitskräfte auf Albarella informiert. «
» Hier ist alles ruhig. «
» Du musst das Ding früher hochgehen lassen. «
» Unmöglich. «
» Warum? «
» Die Sitzung beginnt erst in vierzig Minuten. Die Präsidenten sind noch gar nicht auf der Insel. «
» Bring dich in Sicherheit, Eleonora! « Seine Stimme klingt flehentlich.
» Ich denke nicht daran. Behalte die Nerven. Wir schaffen das! «
» Die können jeden Moment in der Villa auftauchen. «
Eleonora überlegt. » Du musst weg. Töte vorher die Geiseln. «
» Töten? « Eine Pause. » Wir hatten besprochen … «
» Die Lage hat sich geändert. Bring sie um. Lass Sandro das machen. «
» Eleonora – « , flüstert er aufgeregt.
» Du bist der Trucido! « , zischt sie. » Jetzt benimm dich auch so. « Sein Schweigen sagt ihr, so erreicht sie bei ihm das Gegenteil. » Entschuldige, Geliebter. Wir stehen kurz vor dem Erfolg. Die Trucidi werden siegen. Du bist ihr Anführer, du darfst nicht in die Hände der Polizei fallen. Vernichte alle Beweise in der Villa und bring dich in Sicherheit. Ich rede mit Sandro. Du brauchst dich um nichts zu kümmern. «
» Und was wird aus dir? «
Sie lacht. » Ich führe den Plan aus. Die Flucht der jungen Leute ändert nicht das Geringste. «
» Ich liebe dich « , flüstert er.
» Ich liebe dich auch. «
Eleonora sieht den Staatspolizisten mit zwei dampfenden Pappbechern auf sie zukommen. » Dann machen wir es genau so « , sagt sie unvermittelt nüchtern, unterbricht die Leitung und lächelt dem Polizisten entgegen. » Das ist aber nett von Ihnen. «
» Ich wusste nicht, ob Sie Zucker nehmen. « Er hält ihr ein Beutelchen hin.
» Vielen Dank. Ich mag ihn lieber schwarz. «
Eleonora stellt ihre Tasche neben das Bein des Staatspolizisten und nimmt den ersten Schluck Kaffee.
39
S elten hat Tonio sich über seine Landsleute so aufgeregt. Ihre Begriffsstutzigkeit, ihre Lahmarschigkeit, die Angewohnheit, alles zu verkomplizieren. Ist das so schwer zu begreifen? Auf das Gipfeltreffen der Staatsoberhäupter soll ein Anschlag verübt werden! Sieht man solche Sachen nicht ständig in den Nachrichten? Hört man nicht dauernd von der weltweiten terroristischen Bedrohung? Dort drüben, nur durch einen schmalen Meeresarm vom Festland getrennt, liegt die Insel Albarella. Wieso fährt keiner hinüber und gibt den Sicherheitsleuten Bescheid?
Die Polizisten, die Tonio und Julia befragen, wirken so entspannt, als ob ein Attentat auf den G-8-Gipfel die natürlichste Sache der Welt wäre. » Immer langsam « , sagen sie und: » Immer schön der Reihe nach. « Ein entführter deutscher Kommissar, ein entführter Computerspezialist, ein Mädchen, das im Rauchgas fast umgekommen wäre, reichen ihnen nicht, um in die Gänge zu kommen? Zugegeben, die Umstände, unter denen die Polizei eingeschaltet wurde, sind merkwürdig. Ein Müllmann befreit ein halb nacktes junges Pärchen aus dem Lagerraum einer Müllverbrennungsanlage. Der Müllmann ist angeblich der Vater des jungen Mannes. Das Mädchen ist eine Touristin, die sich nicht ausweisen kann. Die jungen Leute reden von einer Villa bei Chioggia, von Kidnapping, von Terror.
» Ist doch klar « , beharrt Tonio auf seinem Standpunkt. » Die planen auf der Insel einen Anschlag, deshalb haben sie sich am anderen Ufer einen unauffälligen Stützpunkt geschaffen, die Müllverbrennungsanlage. «
Für die Polizisten klingt das nicht besonders einleuchtend.
» Sag doch auch mal was, Papa! « , fährt Tonio seinen Vater an.
Der Müllmann ist fast so verwirrt wie die Beamten. » Ich weiß nur, dass drei Kerle grundlos auf mich geschossen haben. Ich möchte wetten, dass an dem, was mein Junge sagt, was dran ist. «
Julia begreift die Lage am ehesten. Das sind einfache Streifenpolizisten, keine Spezialeinheiten. Die Beamten wurden per Notruf an diesen Ort bestellt. Was sie hören, klingt zu unglaubwürdig. Sie wollen nicht zum Gespött ihrer Kollegen werden, indem sie einen Sturm auslösen, bei dem sie sich bestenfalls lächerlich machen würden.
» Wer soll den Anschlag geplant haben? « , fragt der ranghöchste
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