Diese eine Woche im November (German Edition)
einer Stunde werden sich auf der anderen Seite der Wand acht Männer und Frauen treffen, die zu den Hauptfeinden der Trucidi erkoren wurden. Eleonoras Aufgabe ist es, den Schritt zu vollziehen, der das Antlitz der Welt verändert. Ein kurzer Blitz, und die politische Wetterlage wird eine andere sein. Niemand kann Eleonora verdächtigen, sie selbst wird scheinbar zu den Opfern gehören.
Ein groß gewachsener Vertreter der Staatspolizei schlendert auf ihren Tisch zu. Er sieht nicht übel aus. Während der Vorbereitungen für den Gipfel hat er ihr mehrmals signalisiert, dass er nicht abgeneigt wäre, ihre Bekanntschaft zu vertiefen. Eleonora schenkt ihm einen freundlichen Blick. Sie will unauffällig bleiben, ein fleißiges Rädchen im Getriebe des Staatsapparates.
» Nervös? « , fragt der Staatspolizist.
» Ein bisschen. « Sie braucht die Schmetterlinge im Bauch nicht zu spielen. » Ich will mich mal frisch machen. «
Eleonora nimmt ihre Handtasche und läuft aus dem Konferenzraum. Die Männer mit den messerscharfen Frisuren, mit dem Knopf im Ohr, nicken ihr zu. Sie befindet sich innerhalb der Sicherheitszone. Wer draußen kontrolliert wurde, wird hier drin nicht mehr kontrolliert. Eleonora tritt in den Korridor. Alle Türen, außer der zu den Toiletten, sind versiegelt. Trotzdem bleibt sie vor einer stehen, sieht sich um und gibt das Klopfzeichen. Die Tür geht auf, ohne dass Alarm ausgelöst wird. Der Mann auf der anderen Seite ist dem Aussehen nach ein Kellner. Weißes Dinnerjacket und Fliege, eine randlose Brille, leichtes Übergewicht. Sie sprechen kein Wort. Hinter ihm läuft Eleonora eine schmale Treppe hinunter. Sie erreichen den Getränkekeller und betreten die Abteilung mit den kostbaren Weinen. Heute Abend beim Galadinner sollen die Staatsoberhäupter diese Weine aufgetischt bekommen. Sie werden sie nicht mehr genießen können, denkt Eleonora.
Der Kellner nimmt mehrere Steine aus einer alten Ziegelwand. Dahinter ist ein Hohlraum, mit einem Bleimantel ausgeschlagen. Der Kellner holt das Ding heraus. Es ist zylinderförmig, nicht größer als eine Thermoskanne und völlig unscheinbar. Kein Schalter, keine Dioden sind zu sehen, es ist nur ein dunkelgraues Ding. Das Problem, es auf die Insel zu bekommen, hat Eleonora selbst gelöst. Sie brachte es mit, als sie vor Wochen für den Ministerpräsidenten eine Kontrollvisite machte. Inzwischen hätte es entdeckt werden können, die Sicherheitskräfte untersuchten jeden Winkel der Insel. Mithilfe der ostasiatischen Trucidi- Brüder wurde das Problem gelöst. Sie haben einen Kunststoff entwickelt, dessen Substanz von den Spürhunden nur in unmittelbarer Nähe gewittert werden kann.
» Vergiss nicht, es müssen mindestens drei tragende Wände zwischen dir und dem Objekt liegen. « Der Kellner spricht leise und präzise. » Die Durchschlagskraft ist gewaltig. «
» Ich weiß. « Sie packt den Zylinder in die Tasche. Sogar für eine Frau wie Eleonora ist der Moment unheimlich. Sie trägt pure Zerstörung bei sich. Sie zieht den Reißverschluss zu, der Kellner verschließt das Geheimfach. Gleich darauf erreichen sie wieder die versiegelte Tür. Der Kellner überbrückt den Alarm, Eleonora schlüpft auf den Korridor. Auf der Toilette prüft sie ihr Make-up. Das dunkelblaue Kostüm sitzt perfekt. Ihr Ellbogen ist staubig, hastig klopft sie ihn ab.
Das Ding wiegt schwer in der Tasche, es schlägt gegen Eleonoras Hüfte. Als sie in den Saal zurückkommt, wurden die Hunde bereits abgezogen. Der große Staatspolizist kommt auf Eleonora zu.
» Zeit für einen Kaffee? «
» Warum nicht? « Sie hätte ihre Tasche lieber unter den Arbeitstisch gestellt, jetzt muss sie das Ding mitnehmen. Auf dem Weg zum Recreation- Bereich für die Angestellten klingelt Eleonoras Handy. Die Nummer ist unterdrückt, dennoch weiß sie, wer sie sprechen will. Keine Telefonate innerhalb der letzten Stunden, hatten sie vereinbart. Dass Marcantonio anruft, muss etwas Besonderes bedeuten.
» Entschuldigen Sie, da sollte ich rangehen « , sagt sie zu dem Polizisten.
» Kommt der Ministerpräsident denn keine Minute ohne Sie aus? « Der große Mann lächelt.
Sie zieht sich in eine marmorne Nische zurück, wartet, bis ihr Begleiter weitergegangen ist, und nimmt ab. » Wir hatten vereinbart … «
» Hör zu « , unterbricht Corniani. » Die Jugendlichen sind ausgebrochen. «
» Die drei … Aber wie? «
» Keine Ahnung. Die Polizei tauchte plötzlich bei der Müllverbrennung auf. Die drei
Weitere Kostenlose Bücher