Diese Lippen muss man küssen
Wohltätigkeitsorganisationen sie abgelenkt hatte. Zwar fühlte sie sich manchmal einsam, aber ein solches Leid wie nach dem Verlust ihres Mannes wollte sie kein zweites Mal ertragen müssen. Ihr jetziges Leben war für ihren Seelenfrieden sehr viel besser, als sich auf den sexy Brad Price und seine entzückende Nichte einzulassen. Obwohl sie zugeben musste, dass die beiden eine geradezu unwiderstehliche Einheit bildeten.
„Wie lange müssen wir denn noch bleiben?“, flüsterte Brad seinem Freund Zeke zu und sah unauffällig auf die Uhr. Wenn die Party nicht zu Ehren der Kandidaten gegeben worden wäre, die sich für verschiedene Clubpositionen hatten aufstellen lassen, hätte er die Einladung abgesagt. Aber so war er gekommen, trank sein stilles Wasser und unterhielt sich mit diesem und jenem. Insgeheim aber zählte er die Minuten, bis er endlich den Gastgebern Natalie und Travis Whelan für die gelungene Party danken und gehen konnte.
„Warum hast du es denn so eilig?“ Zeke sah ihn überrascht an. „Ich dachte, du wärest froh, mal einen Abend nicht Vater spielen zu müssen. Die ganze letzte Woche hast du dich allein um das Kind gekümmert.“
„Ich weiß. Aber Sunnie schläft abends nicht leicht ein und macht meistens ziemlich viel Theater. Wahrscheinlich ist meine Schwester fix und fertig, wenn ich nach Hause komme.“
„Darum machst ausgerechnet du dir Gedanken?“ Zeke lachte ungläubig auf. „Brad Price, der Schwarm aller Mädchen auf dem Campus? Pass bloß auf, sonst verlierst du noch deinen Ruf als Herzensbrecher.“
„Was man sich da von früher erzählt, ist sowieso fürchterlich übertrieben.“ Brad grinste. „Erinnerst du dich nicht? Ich war es, der in unserem Zimmer saß und lernte, während du mit Chris Richards die Gegend unsicher gemacht hast.“
„Das ist vielleicht ein Mal passiert! Normalerweise waren wir zu dritt unterwegs – und zwar nicht gerade in Sachen Studium.“
Während sie von alten Zeiten schwärmten, sah Brad, wie Abby durch die Vordertür hereinkam. In der schwarzen, schmal geschnittenen Hose, der kurzen schwarzen Jacke und der pinkfarbenen Bluse sah sie einfach hinreißend aus. Der Atem stockte ihm, und er wandte schnell den Blick ab. Vielleicht hatte Zeke recht, und er musste wirklich mal ausgehen. Wenn schon der Anblick seiner alten Rivalin ihn derart durcheinanderbrachte, sollte er sich vielleicht doch mal wieder nach einer Frau umsehen.
„Ich glaube, Sheila will was von mir“, sagte Zeke und nickte seiner Frau zu, die auf der anderen Seite des Raumes stand und ihm Zeichen machte. „Wahrscheinlich fühlt sie sich nicht gut und möchte nach Hause.“
„War sie schon beim Arzt?“ Brad warf Sheila einen besorgten Blick zu. Sie und Zeke waren seine besten Freunde und würden bald Sunnies Pateneltern sein. Falls ihm etwas passierte, würden sie für Sunnie da sein, davon war er fest überzeugt.
„Noch nicht. Sie hat morgen einen Termin.“ Zeke stellte sein Sektglas ab. „Okay, Brad, ich muss los.“
„Gruß an Sheila. Ich hoffe, ihr geht es bald besser.“
Abby kam auf Brad zu. „Ich mache mir Sorgen um Sheila.“
„Zeke auch.“ Brad lächelte sie beruhigend an. „Aber ich bin sicher, es ist nichts Ernstes. Du siehst übrigens sehr hübsch aus heute Abend.“
Sie runzelte misstrauisch die Stirn. „Wirklich?“
„Ja. Sonst hätte ich es nicht gesagt. Wie kommst du darauf, dass ich dir etwas vormache?“
„Das fragst du noch?“ Sie lachte leise, und dieses Lachen erwärmte ihn bis in die Fußspitzen. „Von dir bin ich anderes gewohnt. Mehr oder weniger versteckte Beleidigungen und Witze auf meine Kosten, das ja. Aber Komplimente? Nein.“
Brad wollte schon etwas dagegen sagen, aber dann wurde ihm klar, dass sie recht hatte. Als sie dem Club beitrat, hatte er alle möglichen gemeinen Bemerkungen über sie gemacht, auf die er jetzt nicht mehr besonders stolz war. Kein Wunder, dass sie ihm nicht glaubte, wenn er nun etwas Positives sagte. „Da wäre wohl eine Entschuldigung angebracht.“
„Ich und mich entschuldigen?“ Abby war fassungslos. „Du bist wohl verrückt geworden. Bei all deiner Arroganz …“
„Immer mit der Ruhe“, unterbrach er sie schnell, nahm sie beim Arm und führte sie hinaus auf den Innenhof, bevor die Umstehenden auf sie aufmerksam wurden.
„Was hast du vor, Price?“, fragte sie misstrauisch.
Als sie außer Hörweite der anderen Gäste waren, legte er Abby die Hände auf die Schultern, um sie
Weitere Kostenlose Bücher