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Diese Nacht darf niemals enden

Diese Nacht darf niemals enden

Titel: Diese Nacht darf niemals enden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia James
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sehen?“ Sein Ton sagte ihr deutlich, dass es keine Frage war. Stumm händigte sie ihm den Skizzenblock aus und beobachtete sein Gesicht, während er die Arbeit des Nachmittags begutachtete.
    Bleistift und Kohle waren ein gutes Medium für ihn. Damit gelang es irgendwie, die Essenz aus ihm zu destillieren. Hätte sie direkt mit Ölfarben begonnen, hätte es eher unecht gewirkt, befürchtete sie. Niemand würde glauben können, dass ein Mann derart gut aussah. Man hätte ihr unterstellt, ihm schmeicheln zu wollen.
    Dabei war es so gut wie unmöglich, Guy de Rochemont zu schmeicheln. Die außergewöhnliche visuelle Wirkung, die er bei ihrem ersten Treffen auf sie gehabt hatte, hatte sich um keinen Deut verringert. Als er heute am frühen Nachmittag in ihr Studio gekommen war, musste sie zu ihrem Ärger feststellen, dass ihre Augen sich verselbstständigten und ihn wieder einfach nur anstarrten. Sie konnte den Blick einfach nicht von ihm wenden. Sie wollte ihn in sich hineintrinken, wollte jede Linie absorbieren, jeden einzelnen seiner Züge.
    Jedes Mal, wenn sein Handy geklingelt hatte, war sie regelrecht dankbar gewesen. Gab ihr das doch die Möglichkeit, ihn ungeniert zu studieren. Ihre Hand hatte den Bleistift wie von allein über das Papier geführt.
    Auch jetzt, als er die Ergebnisse ihrer Arbeit durchsah, musterte sie ihn. Auf jeden Fall besaß er die Gabe, keinerlei Reaktion zu zeigen. Sie konnte nicht sagen, ob er ihre Arbeit mochte oder nicht. Nicht, dass ein Negativurteil von ihm sie auch nur im Geringsten beunruhigt hätte.
    Wenn ihm nicht gefällt, was ich mache, kann er mich ja feuern, dachte sie trotzig. Trotz war etwas, das sie bei ihren Klienten noch nie empfunden hatte. Aber sie hatte auch noch nie einen Klienten wie Guy de Rochemont gehabt.
    Während der folgenden Sitzungen – mit ständigen Änderungen und Unterbrechungen, aber scheinbar erwarteten Leute wie er, dass andere ihren Tagesablauf nach ihm richteten –, erkannte Alexa, dass das, was anfangs nur milde Irritation gewesen war, sie mehr und mehr störte. Dieser Mann rieb sie auf, und es ärgerte sie, dass sie sich von ihm aufreiben ließ.
    Ihm gegenüber ließ sie sich natürlich nichts anmerken. Sie blieb nüchtern und sachlich während der Sitzungen – professionell. Und er verhielt sich dankenswerterweise ebenso. Oft brachte er einen Sekretär oder eine Sekretärin mit zu den Sitzungen, denen er etwas in Sprachen diktierte, die Alexa nicht verstand. Manchmal telefonierte er auch mit seinem Handy. Dann entschuldigte er sich knapp bei Alexa und nahm anschließend seine Pose wieder ein. Alexa nahm es ohne Kommentar hin. Sie zog es vor, nicht mit ihm zu sprechen und die Kommunikation mit ihm auf das absolut Nötigste zu beschränken.
    Es half dennoch nicht. Guy de Rochemont rieb sie auf. Warum das so war, darüber wollte sie nicht nachdenken.
    Unglücklicherweise sah Imogen das ganz anders. Sie dachte nicht nur darüber nach, sie gierte regelrecht danach.
    „Er geht dir unter die Haut“, meinte sie triumphierend. „Du fauchst jedes Mal, wenn nur sein Name fällt. Das ist ein sicheres Zeichen.“ Dann seufzte sie schwer. „Leider führt das alles zu nichts. Carla Crespi hat ihn sich geangelt. Sie lässt keine Gelegenheit aus, sich mit ihm vor jeder Kamera zu präsentieren, die sie findet – oder bezahlt. Mit ihr kannst du nicht mithalten, selbst mit deinem Aussehen nicht.“
    Alexa weigerte sich, nach dem Köder zu schnappen. Außerdem hatte sie viel größere Probleme als Imogens Neugier.
    Das Portrait gelang ihr nicht.
    Es hatte eine Zeit gedauert, bevor ihr das klar geworden war. Zuerst hatte sie gedacht, alles würde bestens laufen. Die Skizzen waren gut geworden und hatten Linien, Schatten und Ausdruck dieses unglaublichen Gesichts eingefangen. Doch als sie mit Öl arbeitete, passierte nichts. Zuerst schob sie es auf die Ölfarbe, vermutete, dass es nicht das richtige Medium war. Doch mit der Zeit ließ es sich nicht mehr abstreiten. Es lag nicht an der Farbe, es lag an ihr.
    Ich kann ihn nicht einfangen. Ich kann sein Wesen nicht festhalten. Ich kann ihn nicht malen!
    Wenn er nach dem Ende einer Sitzung gegangen war, saß sie lange vor der Leinwand und starrte das bisherige Ergebnis an. Und dabei wuchs ihre Frustration von Mal zu Mal mehr.
    Warum kann ich es nicht? Was stimmt nicht?
    Sie fand keine Antwort. Sie spannte sogar eine neue Leinwand ein, arbeitete mit den Skizzen und saß bis spät in der Nacht in ihrem Studio. Aber

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