Diese Nacht gehoert der Liebe
die ideale Gelegenheit wäre, ihren Entschluss in die Tat umzusetzen. Außerdem war dies keine richtige Verabredung. Er nahm sie nur mit zu der Party, mehr nicht. Es war nicht so, als gehörten sie wirklich zusammen. Auch waren sie dort nicht allein.
Dass sie sich besondere Mühe mit ihrem Haar und dem Makeup gab, hatte nichts mit Nick zu tun. Jedenfalls redete sie sich das ein. Dass sie ihr schwarzes Seidenkostüm und die Perlenkette dazu trug, hatte auch nichts mit Nick zu tun. Es würden Leute auf der Party sein, die sie lange nicht mehr gesehen hatte, und da wollte sie einfach hübsch sein.
Als es um halb acht läutete, glitt ihr der Perlohrring aus den Fingern und fiel ins Waschbecken. Hastig griff sie danach und erwischte ihn gerade noch, ehe er in den Ausguss kullerte. Sie hörte ihre Mutter den Ankömmling begrüßen, die bärbeißige Antwort ihres Vater und die freudige Stimme ihres Sohnes.
„Maggie, Schatz!” rief ihre Mutter. „Nick ist da. Ich telefoniere gerade, aber sag mir Bescheid, ehe du gehst. Boyd, du sollst dich noch nicht hinsetzen, sondern an den Krücken drei weitere Runden durch den Flur machen.”
Maggies Hand zitterte, als sie den Ohrring befestigte. Ihre Hände waren feucht vor Aufregung, und angestrengt musterte sie sich im Spiegel. Ich bin nicht mehr die kleine Maggie Smith, rief sie sich ins Gedächtnis. An diesem Abend würde sie sich das beweisen, und Nick natürlich auch. Sie atmete tief durch und fühlte sich bereits etwas ruhiger.
Im Flur kam sie an ihrem Vater vorbei und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er schimpfte etwas von Sklaventreiberei vor sich hin, musterte sie und zwinkerte ihr anerkennend zu.
Drew, der bereits im Pyjama herumlief, saß im Schneidersitz auf dem Boden im Wohnzimmer. Neben ihm hockte Nick, in schwarzer Jeans, schwarzem Blazer und weißem Polohemd. Er ließ sich von Drew sein neuestes Spielzeug vorführen.
Maggies Herz machte einen Sprung, als sie das sah. Wieso merkte er es nicht? Wieso sah nicht jeder auf den ersten Blick, dass dieser kleine Junge Nick Santos’ Sohn war?
„Ziel ins Visier genommen”, erklärte Drew in seiner besten Kommandostimme. „Zielen, feuern!”
Das lippenstiftgroße Schaumstoffstück traf sie mitten auf der Stirn. Drew riss erschrocken die Augen auf und rechnete mit einer strengen Ermahnung.
Nick schaute sie im ersten Moment überrascht an. Ein warmer Schauer rieselte ihr über den Rücken, und sie wünschte sich, ihr Rock wäre nicht ganz so kurz.
„Entschuldige, Mommy.” Drews Ton war absolut ernst. „Mensch, du siehst richtig hübsch aus!”
Atemberaubend, schoss es Nick durch den Kopf. Er musste sich bewusst daran erinnern, ruhig durchzuatmen. In den schwarzen Nylonstrümpfen und mit den hochhackigen Schuhen wirkten ihre Beine verführerisch lang. Ihr schwarzes Seidenkostüm, das mit schwarzem Samtrand verziert war, umschmeichelte ihre Taille und ihre Hüften wie eine zweite Haut. Ihr Haar hatte sie aufgesteckt und ein paar Strähnen herausgezupft, sodass sie ihr bis in den Nacken herabhingen.
Er konnte nur staunen.
„Danke, Drew. Hallo, Nick.” Sie begegnete seinem Blick, als er vom Boden aufstand.
Sie lächelte, ganz in dem Bewusstsein einer Frau, die um ihre Wirkung auf Männer weiß.
Sicherlich eine neue Seite an Maggie Smith. Und obwohl Nick das gefiel, war er nicht sicher, ob er das aushalten würde. Als sie in den Raum schwebte, und ihm der Duft ihres Parfüms entge genwehte, war er jedoch verloren.
„Entschuldigung”, sagte er, nachdem er sich geräuspert hatte. „Ich wollte Maggie Smith abholen. Können Sie ihr vielleicht ausrichten, dass ich da bin?”
Drew begann zu kichern. „Quatsch! Das ist doch meine Mom. Sie sieht bloß anders aus, weil sie so feine Sachen anhat.”
Kindermund, dachte Nick. Ein amüsiertes Grinsen huschte über sein Gesicht, und plötzlich wünschte er sich heftig, heraus zufinden, was sie unter der Kleidung trug. Schwarze Dessous, entschied er und hätte am liebsten auf der Stelle nachgeschaut, ob seine Vermutung stimmte.
„Tatsächlich”, erwiderte er. „Das ist wirklich deine Mom, nicht wahr? Im ersten Moment dachte ich, es sei jemand anders.”
„Wer denn?” fragte Drew.
Nick rieb sich das Kinn und betrachtete Maggie eingehend von Kopf bis Fuß, um sie spüren zu lassen, welche Lust sie bei ihm erzeugt hatte. „Mrs. Peterson, die Bibliothekarin, vielleicht?”
Maggie warf einen viel sagenden Blick zur Decke. Drew schüttelte den Kopf.
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