Diese Sehnsucht in meinem Herzen
Ich kann gar nicht genug von deinen charmanten Komplimenten bekommen.“ Schließlich fügte sie mit besorgter Stimme hinzu: „Ist es wirklich so schlimm?“
„Josey, du bist wunderschön, du bist immer wunderschön. Aber es ist doch ganz egal, wie ich dich finde, schließlich willst du ja nicht mich beeindrucken.“
Sie öffnete den Mund, um Nate darüber aufzuklären, dass sie überhaupt niemanden beeindrucken wollte, da kam Matt gerade zur Tür herein. Bevor sie auf sich aufmerksam machen konnte, hatte er sie schon entdeckt und winkte ihr so auffällig zu, dass sich einige Gäste verwundert zu ihm umdrehten. Ist doch niedlich, sagte Josey sich.
„Hi! Lange nicht gesehen“, scherzte Matt, als er an ihrem Barhocker angekommen war.
„Ja, ich wusste schon gar nicht mehr, wie du überhaupt aussiehst“, neckte sie ihn zurück.
Da lehnte er sich zu ihr herüber, so dass sein warmer Atem ihre Wange streifte, ganz dicht an ihrem Ohr. „Dafür wusste ich aber noch ganz genau, wie du aussiehst“, raunte er ihr zu.
Josey zögerte. Eigentlich sollte sie sich für dieses Kompliment zumindest bedanken, stattdessen streckte sie den Arm nach hinten aus. „Matt, ich möchte dir jemanden vorstellen. Das hier ist mein guter Freund, mein…“ Ihre Hand griff ins Leere. Josey drehte sich um und bemerkte, dass Nate sich gerade ein paar Schritte weiter ein Bier holte. „Mein bester Freund“, fuhr sie ungeduldig fort.
Entnervt blickte sie in Nates Richtung, als der mit einer Flasche in der Hand zurückkam. „Ach, da bist du ja. Matt, das ist Nate Bennington. Und Nate, das hier ist Matt…“ Sie schoss Nate einen warnenden Blick zu. „…Miller.“
Die beiden Männer begrüßten sich per Handschlag. Matt lächelte offen und freundlich, Nate hingegen wirkte eher etwas verkniffen.
Als Josey bemerkte, dass drei Gäste gerade ihren mit Krümeln und Servietten übersäten Tisch verließen, sicherte sie sich die Plätze, bevor die anderen Wartenden sie in Beschlag nehmen konnten. Sie rutschte auf eine der Bänke, und Nate nahm wie selbstverständlich neben ihr Platz. Die Verwirrung darüber stand Matt ins Gesicht geschrieben. Dann zuckte er leicht mit den Schultern und setzte sich ihr gegenüber.
Eine Kellnerin erschien und rieb den Tisch ab. Josey stützte die Ellbogen auf die noch feuchte Platte und schenkte Nate ihr künstlichstes Lächeln.
„Was möchtest du trinken?“ erkundigte sich Matt bei Josey.
„Bringen Sie der Dame bitte noch einen Gin Tonic“, orderte Nate mit ruhiger Stimme, so dass sich die junge dunkelhaarige Kellnerin zu ihm herunterbeugen musste, um ihn trotz des Lärmpegels zu verstehen. Sie errötete etwas, als er sie wohlwollend betrachtete.
Matt zwinkerte Josey zu, aber sie registrierte es kaum. Flirtete Nate etwa gerade? Was sollte das denn? Seltsam. Sie holte einmal tief Luft, um das Gespräch in Gang zu bringen, da fiel ihr Blick auf Nate, und ihr stockte der Atem.
Diesen Gesichtsausdruck kannte sie – so sah Nate im Gerichtssaal aus, wenn er kurz davor war, einen Angeklagten ins Kreuzverhör zu nehmen. Nun war Matt dran, das wusste Josey. Und sie befürchtete, dass sich der arme Mann nicht würde behaupten können, wenn Nate erst mal loslegte. Das konnte wohl niemand.
„Was machen Sie eigentlich beruflich, Matt?“ erkundigte sich Nate.
„Ich…“, begann Matt.
„Er ist Psychologe“, antwortete Josey mit einem gewinnenden Lächeln.
„Interessant, nicht?“
Nate wirkte ein wenig verblüfft, also fuhr Josey fort: „Er hat seine Praxis in der Beacon Street, ganz in der Nähe dieses kleinen Cafes, das wir vor zwei Monaten mal entdeckt hatten, erinnerst du dich?“
Matt musterte sie, als wäre sie ein Marsmännchen, und ihr wurde klar, dass sie gerade dummes Zeug erzählte. In diesem Moment erschien die Kellnerin und brachte Joseys Drink, den sie sofort in einem Zug leerte.
„Wie lange sind Sie schon dort?“ lautete Nates nächste Frage. Matt hatte den Mund schon zur Antwort geöffnet, aber Josey war nicht aufzuhalten: „Er wohnt seit sechs Jahren hier. Vorher hatte er eine Praxis in New York.“
„Wirklich?“ sagte Nate. „Tja, das kann ich Ihnen nicht verübeln. Boston ist zwar auch eine Großstadt, aber sehr viel übersichtlicher als New York, denke ich mir.
Josey hat mir übrigens erzählt, dass Sie ganz bei uns in der Nähe wohnen? Auch im Süden?“
„Ja“, schaltete sich Josey schon wieder ein und wandte sich dann an Matt: „Nate und ich wohnen im selben
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