Diesen Cowboy muss ich küssen
meisten.
“Okay”, brummte er und ging mit langen Schritten zum Stall. Er hätte sich dafür ohrfeigen können, dass er sich darauf einließ, denn er ahnte, dass dies erst der Anfang war, falls Dana noch öfter hier auftauchte.
2. KAPITEL
Angespannt schaute Dana zu, als Will durch das gegenüberliegende Tor auf Pete hereinritt, ein langes Nylonseil über der Schulter. Nach einem kurzen Wortwechsel mit Marge band er seine Zügel an seinen Sattelknauf, nahm das Seil und befestigte es an den Zügeln der grauen Stute.
Dann ritt er neben Callie her, wobei er seinen Wallach lediglich mit den Beinen lenkte. Dana vermutete, dass er das häufiger tat und deshalb so muskulöse Oberschenkel besaß, die sich deutlich unter den abgetragenen Jeans abzeichneten.
Er blieb einen Moment lang stehen, um Callie etwas mitzuteilen, streifte nun sein verwaschenes Arbeitshemd ab und warf es an den Rand des Reitplatzes. Dana, deren Blick zwischen ihm und ihrer Tochter hin- und herwanderte, beobachtete aufmerksam, wie er mit dem Seil die Stute kontrollierte.
Als er sich abwandte, blieb Danas Blick unwillkürlich an dem weißen T-Shirt hängen, das Will als Unterhemd trug und das sich straff über seinen Rücken spannte, sodass jeder Wirbel und die durchtrainierten Muskeln zu sehen waren. Durch und durch ein Mann, dachte Dana. Aber in seinen dunkelbraunen Augen hatte vorhin eine Sanftheit gelegen, die die raue Fassade Lügen strafte.
Will lächelte Callie zu und schaute dann grinsend zu ihr hinüber, als wollte er sagen: Sehen Sie, sie kann’s.
Wieder einmal hatte Callie ihrer Mutter bewiesen, dass diese im Unrecht gewesen war, und am Ende der dreißigminütigen Reitstunde ihrer Tochter unter der Anleitung von Will Baker hatte auch Dana sich beruhigt. Als sie jedoch sah, wie kraftvoll und mit welcher Geschmeidigkeit Will sich vom Pferd schwang, begann ihr Puls erneut zu rasen.
Nachdem Will Callie vom Pferd heruntergeholfen hatte, überließ er Pete und die Stute einem der Stalljungen. Gemeinsam mit Callie kam er zu Dana herüber. Die beiden schwatzten wie alte Freunde miteinander, und Callie strahlte ihn an, als sei er ein Held. Noch nie hatte Dana gesehen, dass Callie in dieser Weise zu ihrem Vater aufblickte.
Rasch schob Callie den Riegel hoch, an dem Dana zuvor gescheitert war, und stürmte durchs Tor. Sie schlang beide Arme um ihre Mutter, ließ sie wieder los, legte dann die Fingerspitzen an die Lippen und warf ihr eine Kusshand zu.
“Bitte sehr, gern geschehen”, erwiderte sie.
Dana wünschte, sie könnte das Entzücken ihrer Tochter über ihre erste Reitstunde teilen, aber die Furcht um sie war größer. Marge war nicht in der Lage, mit Callie zu sprechen. Durfte sie ihr also wirklich die Sicherheit ihres Kindes anvertrauen?
Will hingegen konnte sich mit Callie gut verständigen.
“Entschuldigen Sie, Will”, begann Dana vorsichtig.
Er schob seinen Hut nach hinten. “Ja, Ma’am?”
“Wären Sie eventuell bereit, Callie zu unterrichten?”
Mit finsterer Miene trat er einen Schritt zurück. “Auf gar keinen Fall. Es hat mich nicht gestört, heute auszuhelfen, aber ich mag den englischen Reitstil nicht.”
“Aber Sie wissen, wie’s geht.”
Die Hände in den Gesäßtaschen vergraben, hielt er den Blick zu Boden gerichtet. “Ja, schon.”
Sein offensichtliches Unbehagen belustigte Dana, was sie sich jedoch nicht anmerken ließ. “Und ich bin sicher, Sie beherrschen ihn auch.”
Er bohrte eine Stiefelspitze in die Erde. “Ja, aber ich habe ziemlich viel zu tun, mit dem Rodeo und meinen Stammkunden und all dem.”
“Ach so. Nun, ich kann verstehen, wenn Sie nicht noch mehr Zeit von Ihrer Familie getrennt sein wollen”, meinte Dana, in der Absicht, etwas mehr über ihn zu erfahren.
Mit düsterem Ausdruck schaute er auf. “Ich habe hier keine Familie. Ich lebe allein.”
“Oh. Sie sind also nicht verheiratet?”
“Nein.”
“Keine Kinder?”
“Nein.”
Also hatte er weder eine gehörgeschädigte Frau noch ein solches Kind. Vielleicht einen Elternteil?
Callie, die ihre Mutter intensiv beobachtet hatte, zog an Wills Hand. Sobald er sie ansah, vollführte sie mit der Hand einen Kreis entgegen dem Uhrzeigersinn um ihr Herz und buchstabierte dann seinen Namen.
“Du hast ja richtig gute Manieren”, antwortete er und tippte ihr auf die Nasenspitze. “Aber Süße, du kannst den ganzen Tag lang Bitte sagen, und ich werde trotzdem kein so guter Lehrer sein wie Marge.”
“Ich würde Sie auch
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