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Precht. Auch Till ist so eine Mischung aus alter und neuer Romantik. Eine sehr liebenswerte Mischung.
Der nächste Partner kommt bestimmt – Ein neues Verständnis von Single-Sein
Auf der Leinwand sind Singles die Stars – ob in Serien wie »Californication«, »Sex and the City« und »Doctor’s Diary«. Oder in Filmen wie »Bridget Jones«, »Notting Hill« und »Männerherzen«. Singles bieten den größten Fundus an Erzählstoff: Ihre Verzweiflung, ihre Sehnsüchte, Hoffnungen und Schrullen, überhaupt: ihre liebesaktuelle Stunde Null bieten die ideale Projektionsfläche für Geschichten über Irrungen und Wirrungen, für Liebesdramen und -komödien.
Kein Wunder also, dass in deutschen Filmen mehr als doppelt so viele Singles vorkommen, als es ihrem Anteil in der Gesellschaft entspricht, wie eine Studie des Grimme-Instituts ermittelt hat. Angesichts dieser medialen Überpräsenz ist es besonders überraschend, dass der Single in unserer Gesellschaft noch immer auf Skepsis stößt. Vor allem als dauerhaftes Lebenskonzept ist Single-Sein nicht akzeptiert, allenfalls in der Übergangsphase zwischen zwei Partnerschaften.
Die Paarbeziehung ist das Nonplusultra, das vermitteln einem alle von der »Bravo« bis »Brigitte Woman«, von der liierten Freundin, die gerade eine überinszenierte Luxushochzeit gefeiert hat, bis zur tattrigen Tante, die den Single bei der Familienfeier mit Bemerkungen brüskiert, dass es »langsam schon mal an der Zeit wäre, unter die Haube zu kommen.«
Eine Dienstleistungsbranche ist entstanden, die den Alleinlebenden permanent auf seinen biografischen Makel hinweist und ihm – gegen Geld natürlich – Abhilfe für sein »Problem« verspricht. Sie lockt mit der Aussicht auf unvergessliche Flirts und Abenteuer, auf Beziehung, Familiengründung und privates Glück. Das Werbeversprechen dieser Branche ist so allgegenwärtig, dass sich Millionen von Singles bei der Suche nach der Liebe helfen lassen – und diesem Industriezweig Umsatzzahlen von jährlich mehr als 200 Millionen Euro bescheren.
In diesem Kapitel habe ich gezeigt, dass es aber auch Menschen gibt, die ein Unbehagen gegen dieses Versprechen von der »Machbarkeit der Liebe« verspüren; Singles wie Barbara und Till, die keine Lust haben, die Partnersuche zu ihrer Freizeitbeschäftigung zu machen und sich nur noch mit Menschen zu umgeben, »mit denen man nichts gemeinsam hat außer dem Wunsch nach einer Beziehung«, wie Barbara sagte.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass seit Kurzem auch Anbieter auf den Plan treten, die in ebenjenen Skeptikern wie Barbara und Till ihre künftigen Kunden sehen: Während meiner Recherche in den USA hörte ich zigmal am Tag den Werbespot von Itsjustlunch.com, einer Partnervermittlung, die Singles die Angst vor krampfigen Partnerbörsen-Dates nehmen will, die Message: Es ist nur ein Mittagessen! Bei dieser Dating-Seite ist der höchste Einsatz, den man geben muss, eine unverbindliche Verabredung zum Pausenlunch.
Hinter der Entscheidung, ob man mit den Angeboten der Single-Industrie etwas anfangen kann, steht eine grundsätzliche Frage: Folgt die Liebe einem höheren Plan, in den man nicht eingreifen darf? Oder lässt sich Amors Trefferquote erhöhen? Nach welchen Regeln funktioniert das »seltsame Spiel«, das die Liebe laut einem Schlager ist?
Sich den Angebots- und Nachfrage-Gesetzen des Liebesmarkts auszusetzen, ist ein Experiment, das mit Schmerzen verbunden sein kann. Die Partnersuche wirft Singles wie Barbara und Till auf sich zurück, auf ihre Unsicherheiten, Komplexe und Ängste, konfrontiert sie unweigerlich mit Fragen wie: Bin ich schön? Wie wirke ich auf andere? Woran, zum Teufel, liegt es, dass ich keinen Partner finde?
Barbara hat das Gefühl, je hartnäckiger sie nach dem Glück der Liebe sucht, desto schwieriger lässt es sich finden. »Wünsche gehen auf die Freite. Glück ist ein verhexter Ort. Kommt dir nahe. Weicht zur Seite. Sucht vor Suchenden das Weite«, heißt es in »Kleines Solo« von Erich Kästner.
2 Übersetzt heißen die Websites »Er bringt mich zum Lachen« und »Sie lacht über meine Witze«.
Tag 1 und 2
Tag 1 – Die Ausgangslage
Von diesem Sommer an sind von meinen fünf engsten Freundinnen drei verheiratet, bei der vierten befürchte ich noch dieses Jahr die Verlobung. Doch, doch: »befürchte« trifft es. Ich bin 31 und fühle mich wie jemand, der im liebes-biografischen Wettrennen, das meine Freundinnen veranstalten, gerade ziemlich
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