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schauen lassen, der jeweilige Algorithmus wird gehütet, als handle es sich um die Wegbeschreibung zum Bernstein-Zimmer. Selbst Mitglieder, die es genauer wissen möchten, bekommen kaum mehr zum Matchingverfahren gesagt, als dass es auf Ähnlichkeiten in bestimmten Persönlichkeitseigenschaften beruhe. Oft ist sogar nur von »wissenschaftlichen Erkenntnissen« die Rede – eine verbale Nebelkerze, wie man sie aus der Werbung für Haarwuchsmittel, Diät-Pillen und Anti-Cellulitis-Cremes kennt. So entsteht – zumindest bei mir – der Eindruck, dass der ganze Aufwand vor allem betrieben (oder simuliert) wird, um die hohen Teilnahmegebühren zu rechtfertigen.
Die Frage ist: Warum überhaupt der Anspruch, das Zusammenpassen wissenschaftlich zu unterfüttern? Wäre es für ein Unternehmen wie eHarmony nicht lukrativer, die Leute würden sich nach zwei Jahren trennen und erneut anmelden? Wer für zwei Jahre jemanden gefunden hat, würde wohl kaum behaupten, Online-Dating habe nicht funktioniert.
Auch das bekommt Gonzaga oft zu hören: »Natürlich kann ich den Leuten versprechen: Bei uns lernst du auf jeden Fall jemanden kennen, aber wenn ich sagen kann, dass ich dir aus Millionen von Singles eine Person vorschlage, mit der du bis ans Ende deines Lebens glücklich bist, ist das ein viel größeres Versprechen, für das ich sehr viel mehr Geld verlangen kann.«
Gesucht: Seelenverwandtschaft – Ähnlichkeit als ultimativer Wink des Schicksals
Von Orangen-Hibiskus-Tee waren wir zu Wein übergegangen und von der Suchbeschreibung für den idealen Partner zu Friederikes Vorstellung von Vertrauen und Konfliktbewältigung in einer Beziehung. Es war schön gewesen, mit ihr so lange über die Liebe zu sprechen. Zugegeben: Friederike hatte extrem genaue Vorstellungen. Aber ich habe sie als einen über die Maßen liebenswürdigen Menschen kennengelernt, aktiv, aufgeschlossen, positiv gestimmt und mit sich selbst im Reinen. Ich hatte keinen Zweifel, dass Friederike eine Person war, die ihr Glück finden würde.
Im Zug zurück nach München hörte ich das Band ab. Es war mir im Gespräch nicht aufgefallen, aber da war ein Wort, das sie immer wieder benutzte. Das Wort war: auch. Ihr Traumpartner sollte auch was Gestalterisches machen. Auch eine individuell eingerichtete Wohnung haben. Er sollte samstags auch gern über den Fischmarkt gehen und abends was kochen wollen. Jetzt war es mir klar: Friederike suchte ihr Ebenbild. Nur mit Penis und Haaren auf der Brust.
Ob online oder im analogen Leben – es hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass die absolute Glücksformel für das Leben zu zweit in einem simplen Gleichheitszeichen besteht. Je ähnlicher sich ein Paar ist, desto besser. Von wegen: Gegensätze ziehen sich an. Diesem Prinzip mögen ARD -Filme mit Christine Neubauer folgen (sie: chaotische Chocolatière, er: glatter Anwalt), und natürlich jene Hollywood-Komödien, die dafür Pate standen. Doch das echte Leben funktioniert nach anderen Regeln.
Dabei würden wohl die meisten von uns nur zu gern an das Prinzip der Gegensätze glauben – macht es die Liebe doch unwahrscheinlicher, den romantischen Triumph größer. Allein: Wir ahnen, dass es nicht so ist. Und dass stattdessen der andere Oma-Satz zutrifft, wonach sich eben die Kollegen Gleich & Gleich gerne gesellen.
Tatsächlich ist wohl kaum ein Bereich der Paarforschung so gut und konsistent belegt wie die Homogamie, also die Tendenz, dass wir unseren Partner auf der Basis von Ähnlichkeit wählen. Und dass dieses Grundprinzip der Paarbildung entscheidend für die Stabilität von Beziehungen ist.
Bereits 1903 hat der englische Mathematiker Karl Pearson erste Beweise geliefert. Er war der Erste, der Korrelationsrechnungen, mit denen man Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen mathematisch bestimmen konnte, auf Eigenschaften von Paaren übertragen hat. Heute gibt es Dutzende Studien, die die Ähnlichkeitsthese bestätigen:
– Der Psychologieprofessor Donn Byrne von der Universität von Albany konnte zeigen, dass Erstsemester jene Kommilitonen am sympathischsten finden, die in Sachen Einstellungen am ehesten so denken wie sie selbst.
– Eine Studie, die 2004 in der Zeitschrift Evolutionary Psychology veröffentlicht wurde, ergab, dass Menschen dazu tendieren, Partner zu wählen, die ihnen im Gesicht ähneln.
– Psychologen der Cornell-Universität im Bundesstaat New York fanden heraus, dass Menschen Partner wählen, bei denen sie die gleichen Stärken vermuten wie
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