Diesen Sommer bin ich dein
Ende war. Die Worte,
typisch für Freyja, wurden fast herausfordernd geäußert.
»Das ist es«,
stimmte er ihr zu. »Es war ein heißer Tag. Draußen ist es wahrscheinlich noch
warm.«
»Zumindest muss die
Luft dort draußen frischer sein« sagte sie.
»Willst du
nachsehen?« Er lächelte ihr zu. »Du wirst doch nicht ohnmächtig, oder?«
Sie sah ihn
hochmütig und verächtlich an.
Der Ballsaal befand
sich an der Ostseite des Hauses im Parterre, und der Osteingang war ganz in der
Nähe. In einer solch warmen Nacht waren die Türen geöffnet, und mehrere Gäste
waren hinausgegangen. Einige wollten nur die kühlere Luft genießen, einige
flanierten in den französischen Gärten. Die Rosenlaube, zu der Freyja sich
wandte, war unbesucht. Kit ging neben ihr und hoffte, sie würde umkehren, bevor
sie die Rosenlaube tatsächlich erreichten.
»Wir müssen reden«,
sagte sie.
Also die
Rosenlaube. Sie setzte sich genau auf den Platz, auf dem Lauren am. Abend ihrer
Ankunft in Alvesley gesessen hatte, und Kit blieb stehen und blickte auf Freyja
hinab, die Hände auf dem Rücken verschränkt.
»Was ist los?«,
fragte er. Aber er wartete ihre Antwort nicht ab. »Freyja, gestatte mir, mich
zu entschuldigen - für die Geschehnisse von vor drei Jahren. Du hast nie
gesagt, dass du mich liebtest, oder? Du hast nie gesagt, du würdest mich
heiraten und mit mir kommen, um dem Ruf der Trommel zu folgen. ich habe mir das
alles nur eingebildet. Ich hatte kein Recht, an die Tür von Lindsey Hall zu
pochen, Ralf diesen Kampf aufzuzwingen und solch eine grässliche Szene zu machen.
Bitte verzeih mir.«
Sie betrachtete ihn
kühl. »Wie töricht du bist, Kit«, sagte sie. »Wie äußerst töricht.«
»Du hattest eine
Übereinkunft mit Jerome. Du hättest mich nicht geheiratet.«
»Natürlich nicht.«,
sagte sie ungeduldig. »Du warst ein jüngerer Sohn. ich bin die Tochter des Duke
of Bewcastle.«
»Nun, dann.« Wie
verheerend diese Worte vor drei Sommern für ihn geklungen hätten. Wie
erleichtert er war, als er sie jetzt hörte. »Also ist kein dauerhafter Schaden
entstanden, nicht wahr? Hast du Jerome geliebt?«
»Oh, du Tor, Kit«,
sagte sie leise. »Du Tor!«
Er kannte sie schon
sehr lange. Sie waren eng befreundet gewesen. Manches musste nicht in Worten
ausgedrückt werden.
»Freyja ...«,
begann er.
»Wofür bestrafst du
dich dieses Mal?«, fragte sie ihn. »Noch immer für Sydnam? Für Jerome? Weil du
ihm die Nase gebrochen hast und keine Chance hattest, ihn um Verzeihung zu
bitten, bevor er starb? Du bist ein Langweiler geworden, Kit. Sieh sie dir nur
an! Wenn du die Wahl getroffen hättest, dich mit einer nagelbewehrten Keule zu
geißeln, hättest du dir keine schlimmere Strafe aufbürden können. Sie ist die
personifizierte Sprödigkeit und Langeweile. Du hast deine Argumente
vorgebracht, glaub mir. Nun, wie willst du dich da wieder herauswinden?«
Er schloss einen
kurzen Moment die Augen. Das hatte er nicht erwartet. Er trat ein wenig näher,
aus Angst, jemand könnte lauschen. Er stellte einen Fuß auf den Sitz neben ihr
und legte einen Arm über sein Knie.
»Freyja, du bist im
Irrtum. Stark im Irrtum, fürchte ich.«
Eines musste man
Freyja lassen - sie war noch nie schwer von Begriff gewesen. Und es war
völlig gegen ihre Natur, zu Kreuze zu kriechen, zu betteln, zu weinen,
irgendeine Szene zu machen. Sie blickte ihn an, ganz kalter Hochmut, und wollte
aufspringen.
»Nein, nicht.« Er
ergriff ihre Schulter. »Lauf nicht ohne mich zurück. Es könnte bemerkt und
kommentiert werden. Nimm meinen Arm, und wir gehen zusammen. Vielleicht mit
einem Lächeln?«
»Kit«, sagte sie,
erhob sich plötzlich ganz gemächlich und hakte ihn unter, »zur Hölle sollst du
fahren. Ich hoffe, du verbrennst dort. Nein, besser - ich hoffe, dass du
mit deiner damenhaften Braut über neunzig wirst. Ich kann mir für einen Mann
wie dich keine höllischere Strafe vorstellen.«
Sie hob ihm ihr lächelndes
Gesicht entgegen. Freyja hatte das falsche Lächeln schon immer gut beherrscht.
Er antwortete
nicht. Es hatte keinen Zweck. Außerdem hatten ihn ihre Worte daran erinnert,
dass er, wenn er tatsächlich über neunzig würde, ungefähr sechzig dieser Jahre
ohne Lauren verbringen müsste. Es sei denn, er könnte sie doch noch dazu
bringen, ihre Meinung zu ändern. Gewiss könnte er das. Wenn dieser Tag erst
vorüber wäre, würde er alle seine Bemühungen darauf konzentrieren können, sie
davon zu überzeugen, ihn zu lieben.
Wir
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