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Diesen Sommer bin ich dein

Diesen Sommer bin ich dein

Titel: Diesen Sommer bin ich dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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oder wie sie
gestorben sind.« Das war etwas, worüber sie fast niemals sprach. Sie hatte den
Schmerz, das Gefühl des Verlassenseins, das Gefühl der Unvollständigkeit schon
vor langer Zeit in sich eingeschlossen.
    Sie fuhren näher an
das Gedränge von Kutschen und Pferden und Spaziergängern heran, die den
gemächlichen Kreis der täglichen Parade beschrieben.
    Lauren wechselte
entschlossen das Thema. »Kommt Ihr häufig hierher?«
    Er lachte sie an
»Ihr meint, abgesehen von den frühen Morgenstunden auf oder in der Nähe der
Rotten Row?«
    Sie konnte spüren, 
wie sie errötete, und drehte erneut ihren Sonnenschirm. Sie war zunehmend
überzeugt davon, dass er kein Gentleman war. Er hatte sie also wirklich gesehen?
Und schämte sich nicht, es zuzugeben? Kein Gentleman ...
    »Ihr pflegt morgens
dort zu reiten?«
    Aber er wollte sich
nicht vom Thema abbringen lassen. »Dieser Kuss war die Art der Milchmagd, mir
dafür zu danken, dass ich die drei Schurken niederstreckte, die sich ihr genähert
und gewisse Gunstbeweise gefordert hatten, die sie nicht gewähren wollte.«
    War das der Grund
für diesen Kampf gewesen? Er hatte es mit drei Männern  aufgenommen, um die
Ehre einer Milchmagd zu verteidigen?
    »Es war eine großzügige
Belohnung«, sagte er, bevor sie die Worte formulieren konnte, mit denen sie
sein Motiv, wenn auch nicht seine Handlungsweise loben wollte. Sie erkannte, er
wollte sie bewusst schockieren - schon wieder. Warum? Er führte die Peitsche an
seine Hutkrempe, als zwei Ladys mit ihren Dienern vorüberritten, die Blicke
voller lebhafter Neugier
    »Ein Gentleman«,
sagte Lauren mit sprödem Tadel, »hätte überhaupt keine Belohnung verlangt.«
    »Aber es wäre doch
ungalant, eine freimütig angebotene Belohnung abzulehnen! Könnte ein Gentleman
so etwas tun?«
    »Ein Gentleman
fände nicht so offensichtliches Vergnügen daran.« Sie warf  ihm einen
entrüsteten Blick zu, als er den Kopf zurück warf und lachte - gerade als sie
nahe genug an eine große Menge von Leuten von Stand herangekommen waren, um Aufmerksamkeit
auf sich zu ziehen. Lauren drehte forsch ihren Sonnenschirm, aber es bestand
keine Chance, das Thema weiterzuverfolgen. Warum hatte sie sich überhaupt dazu
hinreißen lassen?
    Die folgende
Viertelstunde verging damit, dass sie im Schneckentempo den Kreis drehten, den
auch die übrigen Kutschen und Reiter nahmen, lächelnd und nickend und alle paar
Meter innehaltend, um mit Bekannten zu plaudern. Wilma und Lord Sutton waren
natürlich dort, wie auch Joseph und noch einige weitere Bekannte, Freunde von
Elizabeth, die Lauren während der letzten drei Wochen kennen gelernt hatte,
sowie andere, denen sie gestern Abend auf dem Ball vorgestellt worden war. Und
auch einige von Lord Ravensbergs Freunden waren dort, die neben der Karriole
ritten, um Scherze auszutauschen und Lauren vorgestellt zu werden.
    Es fiel ihr nicht
schwer, diese Situation zu ertragen. Da sie bereits gestern Abend in
Gesellschaft gewesen war, empfand sie die große Furcht nicht mehr, die sie über
ein Jahr lang bewogen hatte, sich praktisch zu verstecken. Es war ein
strahlender, sonniger Tag, und sie amüsierte sich weitaus mehr, als sie sollte -
und weitaus mehr, als sie sich in Mr. Bartlett-Howes Gesellschaft
amüsiert hätte, dachte sie verräterisch. Aber wie konnte der Viscount offen auf
diese skandalöse Prügelei im Park zu sprechen kommen, wenn er sich
anstandshalber doch hätte schämen müssen, dass sie dessen Zeugin gewesen war?
Er hatte eine Frau verteidigt - eine Milchmagd. Die meisten Männer hätten
die Not einer Person, die vom Rang so weit unter ihnen stand, nicht einmal
bemerkt.
    Die meisten
Gentlemen in Rufweite begrüßten Ravensberg und schienen aufrichtig erfreut, ihn
zu sehen. Die meisten Ladys ignorierten ihn entweder offen oder nickten ihm
hochmütig distanziert zu. Aber viele von ihnen, alte und junge gleichermaßen,
warfen ihm verstohlene Blicke zu. Er war in der Tat ein Gentleman, den man
unmöglich übersehen konnte. Er verströmte Lebenskraft, Lachen und die
unbekümmerte Missachtung unauffälligen Anstands. Und sie war die Einzige, mit
der er gestern Abend getanzt hatte. Sie war diejenige, die er eingeladen hatte,
heute Nachmittag mit ihm auszufahren. Sie, Lauren Edgeworth, der unauffällige
Anstand in Person.
    Der Gedanke sollte
ihr eigentlich nicht schmeicheln!
    Viscount Ravensberg
lenkte seine Karriole aus dem Gedränge, noch bevor sie den Kreis vollendet
hatte. Schon bald, dachte

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