Diesen Sommer bin ich dein
Fuß und in einer Vielzahl
verschiedener Kutschen zu präsentieren, darauf erpicht, zu sehen und gesehen zu
werden und den neuesten Klatsch kundzutun und zu vernehmen.
Lauren würde sie
mit einem neuen Thema versorgen, wenn man Wilma Glauben schenken durfte. Sie
hatte bereits zahlreiche Menschen dazu veranlasst, die Augenbrauen zu heben,
als sie gestern Abend zugestimmt hatte, mit dem schändlichen Viscount
Ravensberg Walzer zu tanzen. Und dennoch hatte sie, nur einen Tag später,
zugestimmt, mit ihm in den Park zu fahren. Noch dazu in einer leichten Kutsche.
Ohne Anstandsdame. Wilma hatte sich, nicht wahrheitsgemäß, für sprachlos
erklärt und Joseph, Lord Sutton und Elizabeth angefleht, Lauren zur Vernunft zu
bringen. Nur Lord Sutton war ihrer Bitte nachgekommen. Er hatte geraten, Miss
Edgeworth solle eine Indisponiertheit vortäuschen und Viscount Ravensberg ihr
Bedauern übermitteln lassen, wenn er sie abholen komme. Sie würde doch
keinesfalls wünschen, dessen war er sich sicher, dass ihr makelloser Ruf in
Gefahr geriet, nur weil sie zu höflich war, einem Schurken eine Absage zu
erteilen.
»Wenn irgendjemand
etwas über Laurens Ruf zu sagen hat«, hatte der Duke of Portfrey mit träger
Arroganz erwidert, während er sein Monokel auf Wilmas Verlobten richtete, »möge
er sich an mich wenden.«
Laurens Lippen
kräuselten sich bei der Erinnerung unerwartet belustigt. Aber ernsthaft
betrachtet: Wäre sie jetzt hier, wenn alle sie in Ruhe gelassen hätten und sie
auf Viscount Ravensbergs Einladung selbst hätte antworten können? Sie hätte
sich niemals für eine eigensinnige Person gehalten. War sie es doch? Seit ihrer
Ankunft in London hatte sie die Parade im Park gemieden. Aber es bestand keine Notwendigkeit,
dies weiterhin zu tun. Sie hatte sich gestern Abend der vornehmen Gesellschaft
gestellt. Und es war keinesfalls tadelnswert, mit einem Gentleman öffentlich
auszufahren, der ihr auf die gehörige Weise vorgestellt worden war, selbst wenn
es sich um einen berüchtigten Lebemann handelte.
»Nun, Miss Edgeworth«
Nachdem Kit die raffinierte Einfahrt in den Park zustande gebracht hatte,
wandte er den Kopf und blickte sie an. »Das Thema Wetter haben wir anscheinend
erschöpft.«
Lauren drehte recht
ihren Sonnenschirm. Es war tatsächlich ungezogen gewesen, ihre Unterhaltung
abbrechen zu lassen. Sie fragte sich kurz, ob er diesen speziellen Blick bis zur
Perfektion vor einem Spiegel geübt hatte - diesen von Lachen erfüllten Ausdruck,
der in seinen Augen begann und manchmal nicht einmal seinen Mund erreichte, um
sich dort zu einem richtigen Lächeln zu entfalten. Es war verwirrend und beeinträchtigte
ihre Denkfähigkeit ganz erheblich. Wohl handelte es sich um eines jener
Talente,
vermutete sie, die Lebemänner
für Frauen so anziehend machte.
»Ihr Vater ist der
Earl of Redfield, Mylord?«
»Ich bin sein Erbe.
Der ältere von zwei überlebenden Söhnen. Mein älterer Bruder starb vor fast
zwei Jahren.«
»Das tut mir leid.«
»Mir auch.« Er warf
ihr einen kläglichen Blick zu. »Als ich Jerome zum letzten Mal sah, brach ich
ihm die Nase, und mein Vater verbannte mich von Alvesley und verbot mir, jemals
dorthin zurück«
Du meine Güte!
Lauten war äußerst verwirrt. Es war schon ausreichend schockierend, dass dies
wahr sein könnte, aber warum wusch er überdies seine schmutzige Wäsche vor
einer Fremden - und noch dazu vor einer Lady?
»ich habe Euch
schockiert.« Der Viscount lächelte ihr zu.
»ich glaube,
Mylord«, erwiderte sie mit plötzlichem Verständnis, »das war Eure volle
Absicht. ich hätte nicht nach Eurem Vater fragen sollen.«
»Erlaubt mir, mich
zu revanchieren. Ihr habt fast Euer ganzes Leben auf Newbury Abbey verbracht,
aber ihr seid mit der dortigen Familie nicht blutsverwandt. Wer ist oder war -
Euer Vater?«
»Er war Viscount
Whitleaf«, entgegnete sie. »Er starb, als ich zwei Jahre alt war. Kaum ein Jahr
später brachte mich meine Mutter nach Newbury und heiratete den Bruder des Earl
of Kilbourne.«
»Tatsächlich? Und
lebt Eure Mutter noch?«
»Sie gingen zwei
Tage nach ihrer Trauung auf Hochzeitsreise und kehrten niemals zurück. Einige Jahre
kamen noch gelegentlich Briefe und Päckchen und dann ... nichts mehr.«
Das Lächeln war von
seinem Gesicht gewichen, als er sie dieses Mal ansah. »Dann wisst Ihr nicht, ob
Eure Mutter noch lebt oder gestorben ist? Oder Euer Stiefvater?«
»Sie sind gewiss
beide tot«, sagte sie, »obwohl ich nicht weiß, wo oder wann
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