Diesen Sommer bin ich dein
dass es dem Butler gar nicht in den Sinn kam,
zuerst die Karte zu präsentieren, um in Erfahrung zu bringen, ob die Lady
bereit war, ihn zu empfangen. Oder vielleicht erkannte der Butler seinen Namen
als den Absender der Rosen von heute Morgen und nahm an, sein Besuch
wäre willkommen.
Oder vielleicht war es Portfrey nicht in den Sinn gekommen – wie es zweifellos
bei Anburey der Fall gewesen wäre -, Anweisungen zu hinterlassen, dass man
ihn nicht einlassen sollte, wenn er vorspräche.
»Bitte folgt mir,
Mylord«, sagte der Butler mit einer weiteren Verbeugung, bevor er zur Treppe
vorausging.
Der Klang von
Stimmen die politische Gespräche führten, drang aus dem Salon, als in Lakai
die Türen öffnete.
»Viscount
Ravensberg für Miss Edgeworth, Euer Gnaden«, verkündete er Der Butler trat in
den Eingang.
Eine unnatürliche
Stille senkte sich über den Raum, als Kit ihn betrat. Rasch erkannte er Sutton
und Attingsborough. Und er sah, dass sich Lauren Edgeworth, die inmitten einer
kleinen Gruppe nahe am Fenster saß, mit erstauntem Gesichtsausdruck erhob. Eine
andere hübsche Lady mit königlicher Haltung kam - obwohl ganz offenbar in
anderen Umständen - eilig auf ihn zu, die rechte Hand ausgestreckt, ein
höfliches Willkommenslächeln auf den Lippen. Kit verneigte sich vor ihr.
»Euer Gnaden.« Er
nahm ihre dargebotene Hand.
»Lord Ravensberg. Wie
reizend.« Falls sie sein Erscheinen in ihrem Salon schockierte oder sie sich
über ihren Butler ärgerte, weil er ihn, ohne zu fragen, eingelassen hatte, war
sie zu gut erzogen, uni es zu zeigen.
»Ravensberg?« Der
Duke of Portfrey, den Kit vom Sehen kannte, war neben $eine Duchess getreten.
Sein Gesicht wirkte eher noch undurchdringlicher als ihres.
»Ich bin gekommen,
um Miss Edgeworth meine Aufwartung zu machen. Sie war gestern Abend so
freundlich, mit mir zu tanzen«, erklärte Kit. Der Raum war, wie ihm nun erst
bewusst wurde, zur Hälfte voller Besucher. Die meisten starrten ihn noch immer
an, als hätte der Butler gerade den Fauxpas begangen, ihnen die Gegenwart des
Kaminkehrers aufzudrängen. Dieser Moment, so vermutete er, würde mit einigem
Behagen in einigen weiteren Salons diskutiert werden, noch bevor der Nachmittag
vorüber wäre.
Dann trat Miss
Edgeworth selbst auf ihn zu, und der Duke und die Duchess wandten ihre
Aufmerksamkeit wieder ihren übrigen Besuchern zu. Diese hatten sich ihrer
Manieren besonnen und nahmen die unterbrochenen Unterhaltungen wieder auf.
»Wie freundlich von
Euch, mir Eure Aufwartung zu machen«, sagte sie. »Ich danke Euch für die Rosen.
Sie sind exquisit.«
Hätten die Rosen in
diesem Augenblick in ihrem Angesicht gestanden, dachte er, wären sie gewiss auf
ihren Stängeln erfroren, so kalt war ihr Blick.
»Es war also nicht
nur die Spiegelung Eures Gewandes«, sagte er sanft und neigte den Kopf ein
wenig näher zu ihr. »Heute tragt Ihr Grün, aber Eure Augen sind noch immer
unverkennbar veilchenblau.« Sie war genau so hübsch wie gestern Abend, obwohl
ihr dunkles, glänzendes Haar heute weitaus einfacher frisiert war.
Sie zeigte nicht
die geringste Freude über das Kompliment.
»Setzt Euch,
Mylord«, sagte sie mit gnädiger Herablassung - ein Fremder hätte sie
gewiss für die Duchess persönlich gehalten. Sie wandte sich um und deutete auf
einen leeren Stuhl inmitten der Gruppe junger Leute, bei denen sie gesessen
hatte. »Ich werde Euch eine Tasse Tee bringen.«
Als sie ihren Platz
wieder einnahm, bemerkte er, dass sie sehr gerade saß und ihr Rückgrat die
Stuhllehne nicht berührte. Sie begann eine Unterhaltung über Musik, der eine
lebhafte Diskussion über allerlei Komponisten und die Vorzüge verschiedener
Solo-Instrumente folgte.
Kit nahm nicht
daran teil, sondern unterhielt sich damit, die übrigen Mitglieder der Gruppe zu
betrachten. Sein Erscheinen hatte offensichtlich einige von ihnen aus der
Fassung gebracht. Die rothaarige Wilma Fawcitt wirkte steif, Sutton hochmütig,
Attingsborough aufmerksam und leicht belustigt. Der skelettartige junge Mann,
dessen Name Kit eben entfallen war, wirkte verwirrt, George Stennson offen
feindselig. Miss Edgeworth schien die Einzige zu sein, die seine Existenz
anscheinend gelassen ignorierte. Kit trank seinen Tee.
»Miss Edgeworth«, fragte
er schließlich in eine kurze Gesprächspause hinein, »würdet Ihr mir die Ehre
erweisen, Euch am späteren Nachmittag in meiner Karriole in den Park führen zu
dürfen?«
Er blickte sie
direkt an und sah deshalb genau,
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