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Diesen Sommer bin ich dein

Diesen Sommer bin ich dein

Titel: Diesen Sommer bin ich dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Wahl
hatte, als Schulter an Schulter mit ihm zu gehen. Es war der Weg, der ihr keine
Wahl ließ - der Weg und die hohen, stillen Bäume, die ihn unmittelbar
säumten und sich über ihnen wölbten, so dass sie das Mondlicht fast vollständig
ausschlossen. Nur hier und da in den Bäumen befestigte Lampen spendeten ein
wenig Licht.
    Sie hätte nicht
zustimmen sollen, dachte Lauren. Sie empfand noch stärkeres Alleinsein und
Intimität, als sie erwartet hatte. Die Klänge der Stimmen und der Musik
schienen augenblicklich schwächer. Niemand sonst ging auf diesem besonderen
Weg.
    Warum hatte sie nur
zugestimmt? Neugier? Das Verlangen, geküsst zu werden?
    Sie wünschte, er
würde etwas sagen. Sie dachte an alle möglichen Dinge, die sie selbst
vielleicht sagen könnte sie war immerhin geübt darin, in Gesellschaft höfliche
Konversation zu betreiben, aber jedes Thema, das ihr in den Sinn kam, hätte
unter den gegenwärtigen Umständen lächerlich geklungen.
    »Ich möchte Euch
küssen«, sagte er in so beiläufigem Plauderton, dass ihr die Bedeutung einen
Moment nicht recht bewusst wurde. Ihr Herz verstand es zuerst, das beunruhigend
gegen ihre Rippen schlug und ihr fast den Atem nahm.
    Wie wäre es, von
einem Mann geküsst zu werden, der nicht Neville war? Von einem berüchtigten
Lebemann geküsst zu werden? Von Viscount Ravensberg? Und warum hatte sie es ihm
nicht augenblicklich fest und eiskalt verweigert?
    »Warum?«, fragte
sie stattdessen.
    Er lachte leise.
»Weil Ihr eine Frau seid - eine wunderschöne Frau - und ich ein
lebenssprühender Mann. Weil ich Euch begehre.«
    Lauren fragte sich,
ob ihre Beine sie weiterhin tragen würden. Sie schienen plötzlich butterweich.
Das war Poussiererei?
    ... weil ich ein
lebenssprühender Mann bin.
    Weil ich Euch
begehre.
    Seine Wortwahl
lähmte vor Schreck ihren Geist. Und doch schlenderten sie weiter, als hätten
sie gerade Bemerkungen übers Wetter ausgetauscht. Er wollte sie nicht einfach
nur küssen. Er begehrte sie. Könnte sie möglicherweise begehrenswert
sein? War sie wirklich wunderschön? War es etwa möglich, dass dies nicht nur
eine einfache Poussiererei war? Oder fiel sie gerade törichterweise auf einen
erfahrenen Lebemann herein?
    Sie blieben wie in
gegenseitigem Einverständnis stehen. Das schwache Licht einer fernen Lampe
tanzte über seine beschatteten Züge. Er hob eine Hand und streifte mit der
Rückseite seiner Fingerknöchel federleicht seitlich ihr Kinn.
    »Lasst mich Euch
küssen«, flüsterte er.
    Sie nickte mit
geschlossenen Augen - als entbinde sie ihre Blindheit von der
Verantwortung für alles, was nun folgen würde, solange sie nur schwieg.
    Sie spürte, wie
sich seine Hände rechts und links um ihre Taille legten. Sie zogen sie
vorwärts, bis ihr Busen seine Brust streifte und dann fester berührte, obwohl
sie die Füße nicht bewegt hatte. Um das Gleichgewicht zu halten, hob sie die
Hände und umfasste seine Schultern - und empfand erneut die seltsame
Intimität, mit einem Mann zusammen zu sein, der nur zwei oder drei Zoll größer
war als sie. Sie öffnete die Augen und sah sein Gesicht sehr nahe an ihrem,
sein Blick gespannt auf ihren Mund gerichtet. Und dann bedeckte der seine den
ihren.
    Seine Lippen waren
geöffnet. Sie spürte erschrocken die feuchte Hitze seines Mundes und die Wärme
seines Atems an ihrer Wange. Einige Momente verlor sie sich in die verwunderte
Betrachtung von Empfindungen, die sinnlicher waren, als sie es jemals für
möglich gehalten hätte. Und dann wurde sie sich zweier Dinge gleichzeitig
bewusst. Seine Zunge folgte dem Schwung ihrer Lippen und löste eine beängstigend
brüske Empfindung aus, die fast schmerzhaft ihre Kehle ergriff, zu ihrer Brust
hinabwanderte und dann noch tiefer ... Und eine seiner Hände lag fest auf ihrem
Rücken - nein, am Ende ihres Rückens und zog sie heran, so dass ihre
Oberschenkel die seinen berührten und ...
    Sie entzog sich ihm
mit einem Ruck und kämpfte gegen das Chaos unvertrauter Empfindungen und
Gefühle an, das sie durchströmte. Wie sinnvoll es doch war, dass unverheiratete
Ladys niemals mit einem Mann allein sein durften, bis sie verlobt waren! Aber
sie hatte bei Neville nichts dergleichen empfunden. Neville war ... ein
Gentleman.
    »Danke, Mylord«,
sagte sie, erleichtert über die ruhige Kühle ihrer Stimme, die in krassem
Gegensatz zu ihrem Gefühlsaufruhr stand. »Das genügt durchaus.«
    »Miss Edgeworth.«
Er betrachtete sie genau, den Kopf ein wenig schief gelegt. Er

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