Diesen Sommer bin ich dein
Maskerade
würde beginnen. War sie nervös?
Und dann rollte die Kutsche aus, einer der
Vorreiter sprang herab, um den Schlag zu öffnen und die Stufen
herunterzulassen, und Kit trat lächelnd und mit einer ausgestreckten Hand vor.
Er war sich der beiden anderen Ladys halbwegs bewusst, aber Lauren Edgeworth
war es, die sich vorbeugte und ihre behandschuhte Hand in seine legte.
Er hatte fast vergessen, wie wunderschön
und vornehm sie war. Ihre taubengraue Reisekleidung und der Hut, beide mit
veilchenblauen Verzierungen, schienen von der langen Reise unbeeinträchtigt.
Sie wirkte frisch und hübsch und vollkommen gefasst.
»Lauren.« Er half ihr hinab und beugte den
Kopf, um sie auf die Wange zu küssen, obwohl er irgendwie auch ihren Mundwinkel
traf.
»Kit.«
Sie waren in Vauxhall übereingekommen -
oder er hatte sie vielmehr dazu überredet -, dass sie einander beim
Vornamen nennen sollten, was sie bis jetzt nicht getan hatten. Er drückte ihre
Hand, die noch immer in seiner lag, und lächelte ihr zu. Plötzlich hob sich
eine seit zwei Wochen anhaltende Niedergeschlagenheit wie eine Last von seinen
Schultern, und er fühlte sich bei der Aussicht auf die kommenden Tage von
Zuversicht und Heiterkeit durchströmt. Lauren war wirklich die richtige Wahl
für ihn gewesen, wenn auch nur für diesen Sommer. Und da war die
Herausforderung, sie dazu zu bringen, ihre Meinung bezüglich des Endes des
Sommers zu ändern. Er liebte Herausforderungen.
»Tante Clara«, sagte Lauren, während sie
sich wieder zur Kutsche wandte und seine Hand an die ältere der beiden anderen
Ladys weiterreichte, »dies ist Kit, Viscount Ravensberg. Meine Tante, die
Duchess-Witwe von Kilbourne.«
Sie war eine elegante, stattliche Lady mit
klugen Augen und stolzer Haltung.
»Madam«, sagte er und verbeugte sich vor
ihr, nachdem er ihr herabgeholfen hatte.
»Und Gwendoline, Lady Muir, meine Cousine.«
Er half auch der jüngeren Lady herab, die
sehr klein, sehr blond und sehr hübsch war. Sie sah ihn mit blitzenden Augen
offen abschätzend an, während er sich auch vor ihr verbeugte.
Dann war es an der Zeit, sich umzuwenden
und sie seiner Familie vorzustellen, die auf der Treppe wartete. Alles wurde
auf vollkommen gewandte, vollkommen höfliche Art abgewickelt. Wenn Lauten
irgendwelche Befürchtungen hegte oder nervös war, zeigte sie es gewiss nicht.
Noch ließen es sich seine Eltern auf irgendeine Weise anmerken, dass sie die
Verlobung ihres Sohnes nicht billigten. Seine Großmutter nahm bei der Vorstellung
sogar Laurens Rechte in ihre gesunde Hand und zog sie zu sich hinunter, um sie
auf die Wange zu küssen.
»Hübsch«, sagte sie und nickte auf eine
Art, die ausdrückte, dass sie noch weitaus mehr sagen würde, wenn sie es denn
könnte. »Hätte ... wissen ... müssen ... dass Kit ... eine Hübsche ... wählen
würde.«
Lauren zeigte keinerlei Verdruss darüber,
dass sie übermäßig lange warten musste, bis der kurze Satz vollendet war. Sie
lächelte - ja, tatsächlich - und schenkte seiner Großmutter ihre
volle Aufmerksamkeit.
»Danke, Madam«, sagte sie.
Aber dann bemerkte Kit, dass Sydnam oben an
der Treppe stand, unauffällig im Schatten einer der Säulen und halb abgewandt,
so dass nur seine linke Seite zu sehen war. Kit nahm Lauren am Ellbogen.
»Ich möchte dir noch jemanden vorstellen«,
sagte er und führte sie die Treppe hinauf. Er erwartete fast, dass Syd durch
die geöffnete Tür entfliehen würde, aber er blieb stehen. »Mein Bruder Sydnam.
Lauren Edgeworth, meine Verlobte, Syd.«
Falls sie erschrak, als sie ihn vollständig
sah, ließ sie es nicht merken. Auch ihr Ellenbogen an Kits Hand erstarrte
nicht. Sah man Syds Profil von der linken Seite, war er so außerordentlich
gutaussehend, wie er es sein ganzes Leben lang gewesen war. Aber sobald er sich
drehte, sah man seinen leeren, an der Jacke festgesteckten Ärmel, die purpurnen
Male der alten Verbrennungen, welche die rechte Seite seines Gesichts und
Halses verfärbten und unbeweglich machten, sowie die schwarze Augenklappe über
seiner rechten Augenhöhle. Derselbe Körper teilte sich Schönheit und
Hässlichkeit.
Syd streckte seine linke Hand aus, und sie
zögerte nicht, sie mit ihrer Linken zu ergreifen, so dass sie sich recht
geschickt die Hände schütteln konnten.
»Mr. Butler.«
»Miss Edgeworth, willkommen auf Alvesley«,
sagte Syd. »War Eure Reise sehr ermüdend?«
Ȇberhaupt nicht. Ich war in Begleitung
meiner Tante und Cousine und wusste, dass Kit
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