Diesen Sommer bin ich dein
einzurollen, schlang
Marianne ihrer Mutter die Arme um den Hals und beschwatzte sie ungeniert, für die
Musik zu sorgen.
Acht der Cousins
begannen den Tanz mit einer lebhaften Gigue, die bei ihnen viel Gelächter und
bei den Zuschauern viel Applaus hervorrief. Der nächste Tanz sollte ein Roger de
Coverly sein, verkündete Tante Honoria am Pianoforte. Kit streckte eine Hand nach
Laurens aus und blinzelte seiner Großmutter zu.
»Komm und tanz mit mir,
Lauren! Wir werden es diesem jungen Gemüse zeigen.«
Sie führten die
Tanzfolge an, an der nun sechs Paare teilnahmen. Kit hatte vorher nur einmal
den Walzer mit Lauren getanzt. Aber sie beherrschte auch die englischen
Volkstänze perfekt, wie er bald entdeckte. Sie lächelte, ihre Wangen röteten
sich, und ihre Augen funkelten, während sie zwischen den Reihen
entlangschritten, sie an der Seite der Gentlemen, er an der Seite der Ladys,
wobei sie mit jedem in der Reihe abwechselnd eine Drehung vollführten. Erst als
sie die Reihen außen um die Tanzenden herumgeführt und mit den Händen einen
Bogen gebildet hatten, unter dem alle entlangschreiten sollten, erkannte er,
dass alle anderen Tätigkeiten im Raum - die Kartenspiele und die
Unterhaltungen -eingestellt worden waren. Alle beobachteten sie, nicht
nur die Tänzer im Allgemeinen, sondern ihn und Lauren im Besonderen. Das frisch
verlobte Paar. Kit mit seiner wunderschönen zukünftigen Braut.
Er spürte die
Anerkennung und Zuneigung der anderen. Und er empfand etwas ein wenig
Leidenschaftlicheres als nur Zufriedenheit, als er sich Laurens hilflosen
Lachens, ihrer geröteten Wangen und ihrer strahlenden Augen an diesem
Nachmittag entsann - und ihres sanft ergebenen Kusses.
Er musste sie
unbedingt davon abbringen, ihre Verlobung zu lösen.
Sie befanden sich
erneut am entgegengesetzten Ende der Reihe, in der Nähe der Fenster, als der
Tanz endete. Der junge Crispin Butler, der gerade aus Oxford gekommen war und
ein erfahrener Salonheld zu sein glaubte, forderte von seiner Mutter eine
Walzermelodie, und die Tänzer suchten sich eifrig neue Partner.
»Miss Edgeworth?«
Sir Jeremy Brightman, Doris' Verlobter, nahm ihre Hand, um sie zum Tanz zu
führen.
»Lady Muir?« Kit
verbeugte sich vor Laurens Cousine, die noch immer im Fenstersitz saß. Er
erinnerte sich zu spät an ihr Hinken und hoffte, er hätte sie nicht gerade
unverzeihlich in Verlegenheit gebracht. Aber sie lächelte und erhob sich und
legte ihre Hand in die seine.
Und dann eilte
Cousine Catherine heran, ganz übersprudelnde Energie.
»Sydnam«, forderte
sie und ergriff mit beiden Händen seine Hand, »komm und tanz mit mir. Du willst
doch gewiss nicht den ganzen Abend hier sitzen wollen.«
Kit erstarrte.
Catherine war noch nie für ihr Feingefühl bekannt gewesen, aber! dies war
selbst für sie ein grober Schnitzer.
»Ich bitte dich,
Abstand davon zu nehmen, Catherine«, erwiderte Syd. »Frag Lawrence. Er braucht
die Bewegung.«
»Ich kann an jedem
anderen Abend des Jahres mit meinem Mann tanzen«, sagte sie. »Ich will dich. Du
warst immer so ein göttlicher Tänzer. Ich erinnere mich genau. Komm schon ...«
»Catherine!« Kits Stimme klang
weitaus schärfer, als er beabsichtigt hatte. Er fuhr sie an, wie er einen
ungehorsamen Soldaten in seinem Regiment angefahren hätte. »Kannst du ein
höfliches Nein als Antwort nicht akzeptieren? Syd kann nicht tanzen. Er …«
»Ja. Danke.« Sydnam
hatte sich mit bleichem, angespannten Gesicht erhoben, seine Stimme bebend vor
kaum unterdrücktem Zorn. Er verbeugte sich vor der Cousine und ignorierte
seinen Bruder dabei völlig. »Danke, Catherine. Wenn ich es mir recht überlege,
kann ich vermutlich ausreichend gekonnt herumschlurfen, um dich nicht gegen
Möbel oder weitere Cousins prallen zu lassen.«
Es war ein
spannungsgeladener, unangenehmer Moment, ein kurzes Aufflackern heftiger
Gemütserregung, größtenteils unausgesprochen, das die Aufmerksamkeit aller im
Raum auf sich gezogen hatte. Kit war sich des peinlichen Schweigens hinter ihm
sehr wohl bewusst, und dann des jäh wieder einsetzenden Stimmengewirrs, als
alle vorgaben, sie hätten nichts Widriges bemerkt.
Er schloss kurz die
Augen. Ihm war plötzlich schwindelig und sogar übel. Er hatte versucht zu
helfen, Syd vor Verlegenheit zu schützen. Aber er hatte anscheinend genau das
Gegenteil erreicht - und war dabei folgerichtig zurückgewiesen worden.
Erneut! Die Aussicht, sich umzuwenden, Lady Muir zuzulächeln und mit ihr zu
tanzen, als
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