Dieser graue Geist
anzupassen lernte. Doch wenn schnell Trockenheit auf sie folgte, führte das meist zu einem unangenehmen Zustand. Er hieß Kälte. Und Quark hasste ihn.
Ob er seine Ohren je wieder spüren würde? Den ganzen späten Nachmittag lang war er auf einem Brett balancierend, das selbst für Nog zu klein gewesen wäre, über weiß schäumende Fluten gezogen und hatte nicht mehr als ein Seil zum Festhalten gehabt. Seitdem ging er jeglichen Gefühls in seinen Ohrläppchen verlustig.
Keine Frau war das wert – ganz zu schweigen von den Folgen dieser Plackerei! Um einem dummen Macho-Image gerecht zu werden, hatte er Larens Angebot abgelehnt, das Programm auf höhere Temperatur einzustellen, und sich stattdessen in diese Decke gewickelt. Wie es schien, machte ihn seine Faszination für sie zum Idioten. Er hätte sie wenigstens den Lachs von der Größe eines Targs töten lassen sollen, der am Ruder seines Windsurfers aufgetaucht war. Lachse waren abscheuliche Kreaturen! Welches Tier wählt schon den Weg des größten Widerstands und schwimmt zum Laichen stromaufwärts ? Diese flossenbewehrten Monstren mussten einen sehr verschrobenen Überlebensinstinkt besitzen. Jedes vernunftbegabte Wesen hätte sich ein Hovercraft gerufen und das Problem als erledigt betrachtet.
Wie bei mir und Laren: Ich schwimme auch stets stromaufwärts. Weil ich nicht anders kann.
Ro hockte neben dem flackernden Haufen aus Stöcken, der in ihren Augen offenbar schon die Bezeichnung Feuer verdiente, und legte einen mit Vogelkadavern beladenen Spieß über die Flammen. Dann goss sie Soße darüber. Es zischte, als sie in die Asche tropfte, und kleine Wolken stiegen auf. »Das Essen sollte in etwa einer halben Stunde fertig sein«, erklärte Ro dabei. »Ich habe die Feuerstärke ein wenig modifiziert. Im realen Leben wäre es hier längst nicht so warm.«
Hauptsache wir warten nicht zu lange darauf, dass dieser primitive Stockhaufen die replizierten Vögel essbar macht , dachte Quark gequält. »Klingt super«, log er. »Es wird sicher köstlich sein.«
Ro überließ die Vögel den Flammen und zog ihren Rucksack von hinter den Baumstämmen hervor, die einen Kreis rings um das Lagerfeuer bildeten. Er war mit Dingen angefüllt, die man angeblich benötigte, um in der Wildnis zu überleben. Nun entnahm sie ihm eine Handgelenklampe, ein offenbar bizarr mutiertes Messer, einen weiteren Feueranzünder, mehrere Feldrationsriegel und zwei lange Stöckchen mit Griffen an den Enden. »So, das hätten wir.« Als Nächstes brachte sie einen Behälter voller dunkler, runder Objekte zum Vorschein.
»Und das da sind …?«, fragte Quark und hoffte, die Antwort lautete Rohrmaden.
»Kastanien.« Ro schüttete sie in einen Beutel aus Alufolie und verschloss ihn. »Wenn man sie röstet, schmecken sie großartig.«
Er seufzte. Mit ein wenig Glück fand sie noch ein paar Slug-o-Colas in ihrer Tasche. Dann konnte er den angekohlten Flattermann mit etwas Genießbarem hinunterspülen.
»Das Windsurfen hat Spaß gemacht«, sagte Ro, warf den Beutel in die Flammen und nahm mit einer Zange Kohlen aus dem Feuer, die sie dann darüberlegte.
»Ja, absolut … Vorausgesetzt, man hat Spaß daran, kopfüber ins Wasser zu stürzen«, nörgelte er. »Beim nächsten Mal nehmen wir uns vielleicht Worfs altes Straße nach Kal’hyaH -Programm vor und drehen richtig auf.« Vor Jahren hatte er mit Sisko und den Jungs einen Ausflug ins Grüne gemacht, der nicht ansatzweise so unangenehm wie dieser gewesen war – nicht einmal, nachdem sie Geiseln der Jem’Hadar geworden waren. Bei anderer Gelegenheit hatte er einen verwundeten und streitsüchtigen Odo eigenhändig und in klirrender Kälte einen Berg auf einem Klasse-L-Planeten hinaufgezerrt, was ja wohl ein für alle Mal bewies, dass Ferengi aus härterem Material gefertigt waren, als mitunter behauptet. Doch deswegen mochte Quark derartige Aktivitäten noch lange nicht. Im Gegensatz zu manchen seiner Bekannten …
Ro ließ ein wenig damenhaftes Schnauben hören. »Na, komm. Die Wassertemperatur des Columbia Rivers fällt zu dieser Jahreszeit selten unter zehn Grad Celsius – und du bist nur reingefallen weil du den Segelgriff losgelassen hast.« Sie nahm ein Holzscheit von einem Stapel, den sie zuvor aufgeschichtet hatte. »Außerdem trugst du einen Neoprenanzug. Ich dachte, Ferengi seien an Wasser gewöhnt.«
»An feuchten, warmen, leicht sumpfig riechenden Nieselregen, ja. An Eisbäder? Nein. Zwischen nass sein und ertrinken
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