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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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Senkowski nach der Herkunft des Materials fragen, würde er ihnen antworten, es handele sich um ihre Fuhre, die illegalerweise einem anderen Käufer zugeteilt worden war. Gelogen wäre das nicht, denn Nog hatte mit seiner Vermutung genau ins Schwarze getroffen: Runirs Bemühungen an der Börse hatten Erfolg gehabt, doch der Ertrag war den Cheka zugesprochen worden. Prynn hatte nur besorgt, was von Rechts wegen der Sternenflotte gehörte. Warum von Diebstahl sprechen, wenn die Formulierung »dem rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben« weitaus treffender war?
    Nur eine Sorge plagte Vaughn noch. Trotz all ihrer Detektivarbeit wussten sie nicht, wer ihre Bemühungen im Konsortium untergraben hatte. Mit ein wenig Glück sprang dieser Unbekannte aber auf den Köder an. Vaughn freute sich schon darauf, zum ersten Mal seit seiner Begegnung mit den Yrythny wieder ruhig zu schlafen.
    Ezri war in ihr Quartier zurückgekehrt, hatte sich ausgezogen und geduscht, aber keine Entspannung gefunden. Auf der Suche nach Abwechslung wollte sie zum Hofbrunnen gehen und lesen, als ihr das blinkende Licht auf ihrer Konsole auffiel. Vielleicht eine Nachricht von Vaughn. Ihrer Einschätzung nach musste die Defiant heute die Rückreise antreten. Doch als sie die Nachricht öffnete, wunderte sie sich.
    Der anonyme Absender – vermutlich jemand, der den Gesprächen beiwohnte – hielt sein Anliegen für so dringend, dass sie es noch an diesem Abend studieren müsse. Dennoch dauerte es eine Weile, bis Ezri die Bedeutung dieser Informationen voll erfasste. Dann riss sie Versammlungsrat Rashoh aus dem Schlaf und bat ihn, in ihr Büro zu kommen, andernfalls wäre sie binnen einer Stunde bei ihm. Was zum Donnerwetter glaubten diese Narren mit Militärgewalt zu erreichen? Wenn die Soldaten einen Aufruhr im Alten Viertel provozierten, wäre jeglichem Kompromiss, den sie zu erarbeiten versuchte, die Grundlage entzogen!
    Idioten! Man fing keinen Kampf mit einem verwundeten Raubtier an. Heute waren Hunderte von Wanderern gestorben – und im Moment spielte es keine Rolle, wer die Schuld daran trug. Absolut keine. Die Wanderer glauben sicher, der Angriff gehe aufs Militär zurück. Als Vorwand für Hausdurchsuchungen und Verhaftungen. Wenn sich die Hausstämmigen nicht beherrschen, geben sie den Aufständischen eine ganze Legion an Märtyrern. Je mehr sie darüber nachdachte, was diese Nacht bringen mochte, desto besorgter und wütender wurde sie.
    Dicht an die Wand gepresst, wartete Shar auf Kerens Signal. Seine Hand ruhte auf dem Phaser.
    Die Kunde der bevorstehenden Razzia verbreitete sich rasch. Alle öffentlichen Plätze im Alten Viertel waren verlassen, nur noch leere Marktstände und Abfall waren zu sehen. Selbst die Hallen, normalerweise voller Yrythny, lagen verwaist. Der schnelle Abzug der Wanderer erschwerte Shar und Keren die Arbeit. Ohne Yrythny-Mengen, in denen sie untertauchen konnten, mussten sie sich an Wänden entlang und durch Schatten schleichen, um nicht aufzufallen. Anstelle von Hauptverkehrswegen nutzten sie Seitengassen und Hintertüren.
    Endlich winkte Keren ihn zu sich. Shar hechtete im Zickzackkurs vor, um dem Mondlicht zu entgehen. Einmal ging er sogar in die Knie, um unter einem Zaun durchzukriechen. Dann folgte er ihr eine enge Treppe hinauf. Oben angekommen, kletterten sie über ein Geländer und auf einen Balkon, wo sie schwer atmend zu Boden sanken.
    »Wir müssen aufpassen, wenn wir mein Quartier betreten«, flüsterte sie. »Gut möglich, dass dort schon Soldaten darauf warten, mich festzunehmen.«
    »Warum sollten sie? Was haben Sie ausgefressen?« Mittlerweile war er nicht einmal sicher, ob sie ihm ehrlich antwortete. Kerens Leben war derart von Täuschungen geprägt, dass er sich mitunter fragte, ob sie selbst noch zwischen ihnen und der Wahrheit unterschied.
    »Es gäbe ihnen Gelegenheit, mit wenig Aufwand eine große Aussage zu machen. Außerdem mache ich kein Geheimnis aus meiner politischen Überzeugung. Wenn sie darauf aus sind, Zivilisten zu ärgern, täten sie gut daran, mich so weit wie möglich entfernt zu wissen.«
    »Dann gehe ich zuerst«, bot Shar an. Er zog seinen Phaser, prüfte die Einstellung – Betäubung – und ging in die Hocke, um über die Brüstung zu schauen. Die Gasse unter ihnen war nach wie vor leer. Also richtete er sich ganz auf und näherte sich Kerens Unterkunft. Ihr Fenster stand offen, und die Vorhänge flatterten im Wind. »Ist das Fenster absichtlich auf?«, flüsterte er ihr

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