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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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waren zur Galerie geworden.
    Die vom bajoranischen Kunstministerium gesandte Kuratorin hatte Ziyal persönlich gekannt und die Ausstellung organisiert. Versteckte Lampen spendeten Licht, Leinwände hingen von den Wänden, und mehrere Holoprojektionen zeigten Werke, die im Krieg verlorengingen. Mittels blauer und roter Scheinwerfer betonte die Kuratorin Ziyals starke Kohlestriche und brachte ihren Pinselschwung zur Geltung. In ihrer Kunst hatte Ziyal sich ihrer beider Stammbäume erinnert und Werke geschaffen, die den Betrachter forderten. Mal dominierten das Rot und Grau des Krieges, mal stand – gespiegelt in Wasser und Natur – die Ruhe der Spiritualität im Mittelpunkt dieser Bilder. Was Garak wohl denken würde, wenn er wüsste, welchen Zweck sein altes Geschäft nun erfüllte? Vermutlich würde es ihm gefallen. Während Ziyals Zeit auf der Station hatten sich die beiden recht nahegestanden.
    In gewissem Sinne war Ziyal ein Symbol für die Stationsbewohner, die hier den Dominion-Krieg erlebt hatten. Sie erinnerte sie an Dukat, an Vedek Yassims Selbstmord. Anderen war sie ein Testament einer noch dunkleren Ära, in der Bajors Töchter Cardassias Söhnen hatten gefügig sein müssen. Kira liebte Ziyal und ließ nicht zu, dass ihr Andenken in den Dreck gezogen wurde. Ihr Schicksal und ihre Geschichte konnten dem Volk Bajors, das sie ohnehin kaum gekannt hatte, ein Zeichen der Hoffnung sein.
    Die Ausstellung öffnete ihre Pforten erst in einigen Tagen, und den Gesprächen auf der Ops nach zu urteilen, würden die Schlangen vor der Tür lang sein. Jeder, der bei Langs Präsentation während des Empfangs zugegen gewesen war, schien die Bilder in höchsten Tönen gelobt zu haben.
    Kira und Macet schlenderten an den Kunstwerken vorbei, sorgsam beäugt von den Sicherheitsleuten vor den Fenstern, sprachen über die Bilder und über wenig anderes – bis sie das Zentrum der Ausstellung erreichten. Dort hatte die Kuratorin eine Bank aufgestellt, und Macet setzte sich, streckte die Beine aus und betrachtete die vom Boden bis zur Decke reichende Leinwand direkt vor ihm. Sie zeigte ein abstrakt-kubistisches Ölgemälde namens Gallitep . Kira nahm ebenfalls Platz, sah aber in die entgegengesetzte Richtung und auf die gemäßigtere Bleistiftzeichnung – sanfte Striche auf dunklem Papier – mit Namen Mutter . Blaue Lampen tauchten den Raum und seine einzigen Besucher in Dämmerlicht.
    »Waren die Gespräche schon immer so heftig wie heute?«, fragte Kira. Die Sturheit, deren Zeugin sie geworden war, entmutigte sie noch immer.
    »Ministerin Asarem war stets sehr eloquent«, antwortete Macet, »aber ihre guten Manieren verbergen nicht, wie provokant festgefahren sie in ihren Ansichten ist.«
    Kira schüttelte den Kopf und ließ ihren Blick über die blassen Farben auf der Leinwand vor sich schweifen. »Ich wusste nicht, dass die Verhandlungen derart stagnieren. Ich glaubte tatsächlich, gemeinsam fänden wir einen Konsens, auf dem wir aufbauen könnten. Aber wie es scheint, gelingt uns nicht einmal das. Wenn wir schon nicht in humanitären Fragen am selben Strang ziehen, besteht dann überhaupt Hoffnung für normale Beziehungen?«
    »Ich glaube, das ist der Moment, in dem Sie gefragt sind«, sagte Macet sanft. »Sie müssen unsere Vermittlerin sein.«
    Sie trat zu einem Bild, das bisher nicht aufgehängt worden war, und hockte sich davor. Doch ihr Versuch, sich in seinen geometrischen Formen zu verlieren, scheiterte, denn Macets absurder Vorschlag hallte in ihren Gedanken nach. Asarem hatte keinen Hehl daraus gemacht, wie wenig sie von Kira hielt. Shakaar hielt sie sich als Mittlerin zwischen sich und den Cardassianern, scheute aber davor zurück, ihr diesbezüglich mehr Verantwortung zu übertragen – sofern sie sein Verhalten während des Empfangs richtig deutete. Admiral Akaars Meinung war noch irrelevant; hier ging es um eine Angelegenheit zwischen Bajors und Cardassias Regierungen, nicht um die Föderation.
    Macet muss verrückt sein. »Ich? Was sollte ich schon ausrichten können?«
    »Nur Sie haben die Macht, die Verhandlungen zum Erfolg werden zu lassen«, erklärte Macet. »Sie haben schon schlimmere Krisen gemeistert, bei Ihrem eigenen Volk.«
    »Keine Ahnung, mit wem Sie gesprochen haben, Macet, aber Ihre Einschätzung meines politischen Einflusses scheint mir überholt zu sein. Früher mag ich diese Macht besessen haben … Aber mittlerweile ist meine Position eher administrativer Natur. Ich bin die, die man ruft,

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