Dieser graue Geist
nach Kriegsende begonnenen Maßnahmen blockiert. Sie widersetzt sich Bajors Rolle als Leiter der Hilfsmaßnahmen für Cardassia.«
Shakaars Augenbrauen hoben sich. »Das ist eine schwerwiegende Anschuldigung. Wie kamst du überhaupt dazu, die Mitschriften zu studieren?«
Zeit für dein Geständnis, Nerys. Bevor sie antwortete, sah sie ihm direkt in die Augen. Er musste erkennen, dass sie die Wahrheit sagte. »Gul Macet bat mich darum.«
»Nerys …«
»Ich wäre nicht hier, wenn ich nicht glaubte, seine Sorgen seien begründet.«
»Trotzdem solltest du dich an die Hierarchie …«
»Unsere Delegation macht ihre Arbeit nicht. Wegen alter Feindseligkeiten. Die Föderation könnte unseren Mitgliedsantrag abermals auf Eis legen, wenn sie uns für derart unehrlich hält.«
Shakaar stutzte. »Du hast doch wohl nicht mit Akaar …«
»Selbstverständlich nicht!«, erwiderte sie, erzürnt über die Annahme.
»Denn falls doch, müsste ich Ihre Loyalität anzweifeln, Colonel.«
Schau an. Auf einmal wieder ganz förmlich. Kira atmete tief durch. »Ich kam zu Ihnen , weil ich die letzten sechs Monate damit verbrachte, Ihre Anweisungen in die Tat umzusetzen – eine Initiative, hinter der ich voll und ganz stehe. Eine, die ich derzeit arg gefährdet sehe.« Ihr Blick traf den seinen. »Ich kam, weil Asarem sich meiner Auffassung nach falsch verhält.«
Unangenehme Stille folgte. Schließlich ergriff Shakaar das Wort. »Verzeih mir meine Reaktion«, bat er leise. »Du hast vollkommen richtig gehandelt. In Tagen wie diesen wird es nur immer schwieriger, Freunde von Feinden zu unterscheiden.«
Das brauchst du mir nicht zu sagen , dachte sie. Zu welcher Sorte gehörst du eigentlich, Edon?
Shakaar schien ihren Streit abgehakt zu haben und lächelte freundlich. »Leite die Protokolle bitte an Enkar weiter. Sie soll sie in meine Datenbank laden, dann schaue ich sie mir selbst an.«
Erleichterung ergriff Kira. »Danke, Sir.«
»Nerys, mir ist bewusst, wie du über Asarem denken musst. Aber bitte verstehe, dass sie eine absolute Patriotin ist. Ihre Liebe zu Bajor ist so groß wie deine. Und auch wenn sie hart und unflexibel erscheinen mag, steht sie dir in Sachen Loyalität in nichts nach. Es fiel ihr stets schwer, ihre persönliche Meinung zur Cardassianer-Frage von ihrer politischen Arbeit zu trennen. Vermutlich ähnelt ihr euch mehr, als du denkst.«
Der Vergleich ließ Kira innerlich zusammenzucken. War es wirklich erst gestern gewesen, dass sie diese stocksteife Politikerin beobachtet hatte? Seitdem schienen Ewigkeiten vergangen zu sein. Vielleicht war ich einst wie Asarem. Vielleicht ähneln wir uns in deiner Erinnerung, Edon. Kann es sein, dass du mich heute gar nicht mehr kennst? »Falls das alles war, müsste ich jetzt aufbrechen …«
Er winkte ab. Als Kira das Büro verließ, kam ihr Ministerin Asarem entgegen, Shakaars nächster Termin. Die beiden Frauen grüßten sich schweigend, und Kira hoffte, nach dem Ende der Gespräche die Asarem kennenlernen zu dürfen, die Shakaar in ihr sah. Bis dahin würde höfliches Schweigen aber genügen müssen.
Die Nachricht kam am späten Nachmittag und ließ Kira innerlich jubeln: Laut Macet hatte Asarems Büro für den morgigen Tag die Wiederaufnahme der Verhandlungen angekündigt. Zur Feier des Tages verließ Kira ihr Büro früher und wollte sich eine Stunde Wellness gönnen. Auf der Promenade herrschte wieder die übliche Betriebsamkeit. Insbesondere die langen Schlangen vor Ziyals Ausstellung erfreuten Kira. Zum ersten Mal seit der Ankunft der Cardassianer empfand sie so etwas wie Hoffnung.
In ihrem Quartier angekommen, sah sie auf ihren Terminkalender und suchte nach einer Lücke am Folgetag, in der sie den Gesprächen beiwohnen konnte. Nicht um sich als Retterin feiern zu lassen. Nein, sie wollte schlicht dabei sein, wenn Cardassia und Bajor ein Friedensbündnis schlossen. Denn von diesem Moment, davon war sie überzeugt, würde sie noch ihren Enkelkindern erzählen.
Zu warten, hatte noch nie zu Quarks Stärken gehört. Er war ein Mann der Tat – und Vorsitzender der Vereinigung der Promenadenhändler! Dass man gerade ihm unter diesen Umständen keinen VIP-Platz anbot, war schlicht unverständlich. Er gehörte doch vorn in die erste Reihe, und nicht hier in die Menge des anstehenden Pöbels. Ein Nachteil der Föderationsphilosophie, die zu adaptieren Bajor so versessen schien, bestand in der irrsinnigen Annahme, sozialer Status sei irrelevant.
Außerdem: Wessen
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