Dieser graue Geist
bescheuerte Idee war es denn, für die Ziyal-Ausstellung keinen Eintritt zu verlangen? Was für eine Verschwendung! Vielleicht konnte Quark selbst Profit daraus schlagen, etwa mit einem Themenprogramm in der Bar. Hmmm …
Doch das Warten hatte auch gute Seiten, schließlich wartete Laren direkt neben ihm. Sie war heute Abend nicht gerade gesprächig, und nach dem Trubel der vergangenen Nacht konnte er das nachvollziehen. Einzig eine Sache an ihr bedurfte der Korrektur: Statt die anstehenden Leute anzugaffen, sollte sie besser ihn anschauen.
»Äh, Laren?«
»Ja, Quark?«
»Nochmals danke für deine Bemühungen. Dank dir wurden die Schäden in der Bar vollständig beglichen – und zwar ohne dass ich mich deswegen mit dem Colonel streiten musste. Beim Gedanken an die Alternative wird mir ganz anders … Nachher hätte ich noch Rom um ein Darlehen anhauen müssen, um die Wartezeit zu überbrücken!« Ob echt oder vorgetäuscht – Dankbarkeit war die Schmiere im Zahnrad jeder Unterhaltung.
»Ich musste niemanden überzeugen. Kira bedauert wahrscheinlich, wie sie beim Empfang mit dir umgegangen ist. Die finanzielle Entschädigung ist wohl ihre Art, sich bei dir zu entschuldigen.«
Quark hob abwehrend die Hände. »Mehr will ich auch gar nicht. Ich hätte auch eine weitaus schlechtere Nicht-Entschuldigung bekommen können.«
»Die Forderung für die Yamok -Soße war allerdings ein wenig dreist.«
»Ein Ferengi darf träumen, oder? Wie die zehnte Erwerbsregel besagt, währt Habgier ewig. Ohne sie wäre ich nicht ich.« Er grinste schelmisch. »Das Latinum hast du mir also schon besorgt. Kannst du zufällig auch diese Schlange verschwinden lassen?«
»Wenn du dich noch einmal beschwerst, gehe ich heim.«
»Schon gut, schon gut«, sagte er schnell. Nur ein Idiot machte eine müde und miesepetrige Begleiterin noch müder und miesepetriger.
Langsam ging es voran. In einer Kiste nahe dem Eingang lag ein Stapel Broschüren, die den Inhalt der Ausstellung beschrieben. Ro nahm sich eine und begann zu lesen.
Plötzlich hielt sie inne und sah ihn an. »Du kanntest Ziyal, nicht wahr? Wie war sie so?«
Vor seinem geistigen Auge erschien das Bild einer Kindfrau mit großen Augen. Quark neigte nicht zur Sentimentalität – auch der Tod gehörte zum Geschäft, oder? –, doch Ziyal hatte etwas gehabt, das selbst ihn berührt hatte. »Sie war ein gutes Kind, wirklich. Und das ist kein Begriff, den ich normalerweise mit Cardassianern verbinde. Skrupellos, kalt, gierig, verschlagen? Alles zutreffende und respektable Eigenschaften, aber gut? So würde ich höchstens noch Natima bezeichnen, und wie toll sie ist, weißt du selbst. Ziyal war … besonders. Ich hab nie begriffen, wie ein Scheusal wie Dukat ein so liebenswertes Wesen in die Welt setzen konnte.« Beim Gedanken an den ehemaligen Präfekten schnalzte er verächtlich mit der Zunge.
»Woran erinnerst du dich am meisten?«, fragte Ro.
»Sie nannte mich Sir oder Quark, anstatt wie die meisten Cardassianer ‚He da, Ferengi!‘ zu brüllen. Sie saß auf ihrem Hocker, trank Root Beer mit Jake und sogar mit dem Colonel und unterhielt sich über Holoprogramme, Spiele und so weiter.« War ihr Tod wirklich erst ein paar Jahre her? Ziyal, Jadzia, Odo, Rom, Leeta, O’Brien, Captain Sisko, Jake … Es fühlte sich an, als wäre ihre gemeinsame Zeit auf der Station etwas aus einem früheren Leben. »Eigentlich hatte sie nur einen Makel: Sie mochte Garak. Wo sie gut war, war er nämlich falsch. Garak konnte man nie trauen. Der war nur sich selbst treu, und genau da lag das Problem. Niemand hier hat je verstanden, wer genau er war.«
Ro nickte. »Ich hab viel über ihn erfahren, seit ich auf der Station bin.«
Kann ich mir vorstellen , dachte Quark grunzend. Odo hat sicher eine Riesenakte über ihn hinterlassen. Doch Garak hat nie auf Ziyal abgefärbt. Eher umgekehrt.
Ro sah ihn an, als wartete sie darauf, dass er weitersprach. Quark hob die Schultern. »Ich glaube, ihr Tod hat Garak verändert. Vielleicht kappte er die letzten Bande, die Garak noch am alten Cardassia hielten. Möglich wär’s. Aber bei jemandem wie Garak weiß man nie, woran man ist.«
Sie erreichten den Eingang. Ein Sicherheitsoffizier scannte ihre Netzhäute und suchte ihre Körper mittels Trikorder nach Waffen ab. Dann winkte er sie durch.
Hinter der Schwelle hing ein Willkommensgruß der bajoranischen Regierung von der Decke, dann begannen die Gemälde – und die Menge verstummte. Ehrfurchtsvolle
Weitere Kostenlose Bücher