Dieser graue Geist
die Waffe aber weiterhin auf sie gerichtet. »Shar, die Avaril wird ein Shuttle losschicken. Sobald es das Cheka-Kriegsschiff erreicht, wird uns mein Kontakt mitteilen, wohin wir die Eier bringen sollen.«
Er beabsichtigt noch immer, seinen Plan durchzuführen. Aber er klingt weniger zuversichtlich als zuvor. Ezri musste erfahren, wie die Übergabe stattfinden würde. Wenn nötig, konnte sie im letzten Moment den Kurs wechseln. »Nur aus Neugierde: Gehen Sie an Bord des Cheka-Schiffes, Jeshoh?«, fragte sie lässig. »Oder beamen Sie die Eier zu ihnen und erhalten auf dem gleichen Weg die Waffen zurück? Bringt ein weiteres Schiff die Waffen?«
Die Fragen schienen Jeshoh zu verwirren. »Ich … Ich weiß es nicht. Es hieß, ich erhielte diese Informationen bei meiner Ankunft.«
»Ich will Ihnen nicht vorschreiben, was Sie tun sollten, aber derart ungenaue Abmachungen enden meist schlecht. Sie bieten zu viel Raum für Betrügereien.«
»Diese nicht.«
»Klar. Aber wissen Sie das sicher? Denken Sie an Keren, Jeshoh. Wir sollten sie auf die Avaril beamen. Dort hat sie eine bessere Chance, das alles lebend zu überstehen.«
Jeshoh sah zu seiner Gefährtin, und seine Waffenhand sank. Kurz dachte Ezri daran, sie ihm abzunehmen, doch falls das misslang, würde er ihr nicht länger zuhören. Nein, am besten wartete sie weiter ab. Und beobachtete.
»Die Shuttlehangartüren der Avaril öffnen sich«, meldete Shar.
Ich darf nicht mehr lange zögern , dachte Ezri. Entweder er trifft eine Entscheidung oder ich.
KAPITEL 18
Von ein paar Nickerchen abgesehen, arbeitete Kira bis in den Morgen. Auf den Monitoren der Ops überwachte sie die Aufräumarbeiten auf der Promenade, in ihrem Büro las sie die Verhandlungsprotokolle. Bei all der Anspannung, die auf der Station herrschte, empfand sie fast Dankbarkeit, ein Büro voller Arbeit zu haben, in dem sie sich verkriechen konnte. Im Halbstundentakt meldeten sich Promenadenhändler und verlangten Statusberichte, beschwerten sich über zerbrochene Ware oder zerstörte Gerätschaften. Mehrere Vedeks waren persönlich erschienen, um ihrem Unmut über die Aussetzung der Morgenandacht Luft zu machen. Eltern, Ehepartner, Kinder und Freunde der in die Schlägerei Verwickelten fragten nach dem Befinden ihrer Lieben. Niemand schien diesen Tag genießen zu können – außer Thriss, die von Dr. Girani eine Anstellung als Pflegekraft in der Krankenstation angeboten bekommen hatte. Und die Kinder, deren Unterricht ausfiel.
Die Gespräche mit Akaar und dem Premierminister waren besser gelaufen, als Kira erwartet hatte. Während Akaar über die möglichen Langzeitfolgen des nächtlichen Aufruhrs dozierte, hatte Shakaar den Vorfall eher wie ein Offizier aufgenommen, der sich an der Front ungünstigen Umständen gegenübersah: dem Wetter, falschen Spionagedaten, einem gerissenen Feind. Er war sofort zum Gegenangriff übergegangen und hatte überlegt, wie Bajor diese jüngste Hürde überwinden mochte. Seine verständlicherweise schlechte Laune war sogar noch schlechter geworden, als er hörte, wie viele Militärangehörige Teil der Unruhen gewesen waren. Ein Offizier für Innere Angelegenheiten befand sich bereits auf dem Weg nach Deep Space 9, um die einzelnen Fälle zu analysieren. Er würde die nötigen Disziplinarmaßnahmen bestimmen – eine Aufgabe, die Kira nur zu gern abgab.
Mittlerweile ging es auf Mittag zu. Zeit, dass Kira persönlich bei Shakaar vorsprach. Im Vorzimmer seines Büros plauderte sie mit Enkar, doch im Geiste arbeitete sie an den Sätzen, mit denen sie Shakaar die Resultate ihrer nächtlichen Protokollstudien unterbreiten würde. Macets Sorgen fußten auf Tatsachen, nicht auf Vorurteilen. Nahezu von Anfang an hatte Asarem blockiert, statt zu verhandeln. In keinem einzigen Punkt war sie kompromissbereit, nicht einmal bei den bereits im Nachkriegsvertrag geregelten Fragen.
Minister Kren verließ Shakaars Büro, und Kira wurde hineingebeten. Bajors Premierminister strotzte mal wieder vor Energie. Auf seinem Tisch lag eine offene Reisetasche, an den Wänden zeigten Monitore Nachrichtenmeldungen aus diesem und den Nachbarsystemen. Er schien bezüglich allem auf dem Laufenden bleiben zu wollen.
»Nerys«, grüßte er lächelnd. »Komm rein, komm rein.«
»Verlassen Sie die Station?« Nächtliche Aufstände, Vandalen im Konferenzraum – für einen Moment fragte sie sich, ob seine Berater ihm empfohlen hatten, zu verschwinden, bis sich die Lage auf Bajor beruhigte. Ein
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