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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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Sie sehnte sich nach der dunklen Taubheit des Schlafs, die sie der Enttäuschung und dieser schmerzenden Hülle namens Körper entreißen würde. Dieses Gefängnisses aus Fleisch und Knochen, das nie Shars Kind austragen würde. Was sie wollte, war das Nichts.
    Kira schob sich an den Absperrungen vorbei und betrat die nahezu verlassene Galerie. Einige von Ros Leuten und die Mitarbeiter der Kuratorin sortierten das Chaos, suchten Beweise und kümmerten sich um die Überreste von Ziyals Kunstwerken. Niemand lächelte.
    Waren wirklich erst Tage vergangen, seit Kira hier auf der Suche nach einer Lösung für ihr gemeinsames Problem mit Macet umhergestreift war? Trotz allem, was geschehen war, hatte Kira sich ihre Hoffnung bewahrt – bis zu ihrem Gespräch mit Shakaar. So sehr sie sich auch anstrengte, konnte sie seinen Standpunkt nicht nachvollziehen. Pragmatisch betrachtet ergab es Sinn, die Normalisierung der Beziehungen auf die Zeit nach dem Föderationsbeitritt zu verschieben, aber ethisch? Sie und Shakaar hatten schon früher Meinungsverschiedenheiten gehabt, aber sie hatte ihn stets als Ehrenmann gesehen, als jemanden, der sich nicht nur als Anführer verstand, sondern auch als Beschützer der Integrität seines Volkes. In seinen aktuellen Handlungen konnte sie diese Integrität nirgends finden.
    Worte des Hasses standen an Wänden und auf Gemälden. Von Bänken tropften Pfützen aus roter Farbe langsam zu Boden. Der Raum war von sadistischer Gewalt durchzogen, und doch spürte Kira Ziyals Geist – schwächer als zuvor, aber vorhanden –, und Tränen stiegen ihr in die Augen. Dem Pagh ihrer Freundin war die Chance eines neuen Lebens gegeben worden; nach einer Existenz als Ausgestoßene hatte sie auf Deep Space 9 endlich einen Ort gefunden, an dem sie vor den Grausamkeiten und der Bigotterie sicher gewesen war. Und nicht einmal hier konnten wir dich beschützen , dachte sie traurig.
    Ihre Gedanken beschäftigten sie so sehr, dass sie, als sie plötzlich auf eine Zivilistin stieß, diese zunächst nicht identifizieren konnte. Dies ist ein Sperrbereich , wollte sie gerade sagen. Zutritt nur für befugte Personen. Dann erkannte sie, wem sie gegenüberstand: Ministerin Asarem.
    Schweigend sahen sie sich an. Keine von ihnen schien zu wissen, was sie sagen sollte. Dass Asarem ausgerechnet jetzt hergekommen war, um Zeugin dieser Tragödie zu sein, sagte in Kiras Augen einiges über sie aus.
    Wärme vertrieb das dumpfe Gefühl in ihrer Brust. Vielleicht hatten ihre Füße sie aus einem bestimmten Grund hierhergetragen, anstatt zu ihrem Quartier zu gehen. Nach dem bizarren Treffen mit Shakaar hatte Kira eigentlich duschen und sich seine Berührungen von einst vom Körper waschen wollen, doch stattdessen war sie zum Turbolift gegangen, hatte die Promenade überquert, und nun stand sie hier, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und sah wartend zu Asarem Wadeen.
    Sie glaubte nicht an Zufälle.
    Höfliche Grußworte wurden gewechselt, das schockierende Verbrechen kommentiert, und dann kehrte die peinliche Stille zurück. Beide machten keinerlei Anstalten, zu gehen.
    »Ministerin, dürfte ich eine Minute Ihrer Zeit beanspruchen?«
    »Wollen Sie mir wieder eine Standpauke halten?«
    »Nein, eher eine Entschuldigung formulieren. Ich habe mit Shakaar gesprochen.«
    »Ah«, meinte Asarem wissend.
    »Die Lage ist, wie von Ihnen beschrieben«, gestand Kira. »Aber Sie müssen eins wissen: Ich kenne Shakaar seit Jahren, und dieses Verhalten ist absolut untypisch für ihn.«
    Asarem nickte. »Der Premierminister und ich sind uns nicht immer einig. Er neigt zu Progressivität, wohingegen ich die Sicherheit eines konservativeren, traditionelleren Vorgehens bevorzuge. Doch auch wenn wir uns mitunter unterscheiden, überraschte er mich mit seiner Entscheidung bezüglich der Lang-Situation.«
    Gerührt von Asarems Ehrlichkeit, schämte sich Kira plötzlich für ihr vorschnelles Urteil. »Es tut mir leid. Was ich gesagt habe. Wie ich mich verhielt.«
    »Ich an Ihrer Stelle hätte vermutlich nicht anders gehandelt«, sagte Asarem gnädig.
    »Shakaar meinte, wir hätten viel gemeinsam. Wir müssten uns nur besser kennenlernen.«
    »Dem stimme ich zu.«
    Sie gingen ein paar Schritte zusammen, dann blieb Kira stehen. »Mir ist bewusst, dass die Gespräche derzeit nicht fortgesetzt werden dürfen. Sie können Botschafterin Lang nicht an den runden Tisch bitten, weil Sie damit gegen Shakaars Befehle verstoßen würden.«
    »Korrekt«,

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