Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
Vom Netzwerk:
verhinderte, dass sich eine der frühen Proxicinianer-Krisen in einen Krieg verwandelte. »Sie deuteten regelmäßigen Handel mit anderen Völkern an. Dachten Sie je daran, eine dritte Partei als vermittelnde Instanz zwischen Ihnen und den Wanderern einzuschalten?«
    Jeshoh wirkte verwirrt. »Was meinen Sie?«
    »Einen neutralen Dritten, der die Gespräche zwischen zwei verfeindeten Gruppen moderiert. Oft vermag ein Außenstehender, der mit keinem der Betroffenen verbunden ist, leichter zu beurteilen, welche Punkte verhandelbar sind und bei welchen die Streitenden flexibler sein können.« Mit den Fingern zeichnete sie eine imaginäre Skizze auf den Tisch. »Eine dritte Partei dient als Spitze des Dreiecks. Sie gewichtet die Argumente beider Seiten und findet Berührungspunkte.«
    Jeshoh lächelte fasziniert. »Angesichts der wirtschaftlichen Situation dürften unsere Nachbarn leider eigene Interessen verfolgen. Wenn sie aktiv an der Sicherung Vanìmels teilhaben, schaden sie ihrem Ansehen bei den Cheka, die die dominierende Wirtschaftskraft dieser Region darstellen.«
    Der Geistliche, der den Gesang angestimmt hatte, drehte sich am Tisch hinter Jeshoh abrupt um, wobei er eine Schüssel Fischnudeln umstieß, und starrte Ezri an. »Ein Dritter!«, sagte er, die Augen aufgeregt geweitet. »Zwischen den Wanderern und den Hausstämmigen!« Anstatt sich die schmutzigen Finger im Becken zu reinigen, bediente er sich seines Gewands.
    Ezri nahm einen Schluck Wasser. »Das Konzept eines unbeteiligten Vermittlers ist nicht gerade neu.«
    »Und dieser Dritte gestaltet den Frieden?«, hakte der Geistliche nach.
    Ezri sah ihn an, schaute mit Widerspruch rechnend zu Jeshoh und zurück zum Geistlichen. »Ich schätze schon.« Worauf wollte er hinaus?
    Der Geistliche packte Jeshoh bei den Schultern, schüttelte ihn. »Es ist der Andere! Was sie sagt, passt zu seinem Bild.«
    Langsam legte sich Jeshohs Verwirrung. »Mag sein«, sagte er und entledigte sich der Hände des Mannes. »Zumindest ist es eine Überlegung wert.«
    Mittlerweile drangen von überall laute Rufe auf Ezri ein. Bänke wurden zurückgeschoben, und Individuen aller Ränge näherten sich ihr. Schulter an Schulter standen sie im Raum zwischen den Bankreihen und gestikulierten wild. Julian warf ihr einen besorgten Blick zu, den Ezri ignorierte. Was immer er auch denken mochte, sie hatte dieses Chaos nicht angestoßen! Sie traf keinerlei Schuld. »Sie ist eine Dax«, hatte Benjamin einmal gesagt. »Manchmal denken sie nicht, sondern handeln einfach.« Julian neigte leider dazu, diesen Worten kritiklos zu glauben. Hatte Benjamin je den Mut, mir das ins Gesicht zu sagen? Von wegen! Sollten sie doch denken, was sie wollten. Ezri legte es nie auf Ärger an. Und hier schon gar nicht.
    Neben Jeshoh stand ein weiterer Yrythny auf. Er hob die Hand, als wollte er seinem Anführer Rashoh etwas signalisieren, der neben Vaughn saß. »Versammlungsrat, unser guter Priester hat eine recht verblüffende Theorie, die unverzüglicher Aufmerksamkeit bedarf!«
    Mit einer einzigen Bewegung riss der Priester Ezri von den Beinen, legte ihr einen mit Essensresten besprenkelten Arm um die Schulter und presste sie eng an sich, während er zum Tisch seines Regenten eilte. »Guter Herr, Lensoh spricht wahr. Diese hier – diese Besucherin aus weiter Ferne – ward uns vom Anderen gesandt, unsere zerborstene Welt endlich zu einen.« Dabei drückte er Ezri so fest an sich, dass ihr Oberarm schmerzte.
    »Das habe ich nie gesagt!«, protestierte sie. »Nie. Ich schlug schlicht vor, die Wanderer und die Hausstämmigen könnten sich eines unabhängigen Vermittlers …«
    Vaughn sah sie fragend an, doch sie zuckte nur mit den Schultern. Ich schwöre Ihnen, ich habe keinen Schimmer, wovon der spricht. Da nahezu jedes Yrythny-Auge auf sie gerichtet war, würde sie Vaughn später Rechenschaft ablegen müssen; sie hoffte nur, dies geschähe in humorvollem Rahmen. Vaughn hatte einen guten Sinn für Humor. Meistens.
    Rashoh wandte sich an den Geistlichen. »Erläutern Sie das«, forderte er, ohne den Blick von Ezri zu nehmen.
    »Diese hier propagierte die Beteiligung eines Dritten. Zur Vervollständigung eines Dreiecks aus ihm, Wanderern und Hausstämmigen. Zum Wohl und Frieden unserer Völker.« Der Kleriker sah sie an. »Ich glaube, diese hier, diese Ezri Dax an meiner Seite, ist uns vom Anderen als Helferin gegeben. Sie wird die Dritte sein!« Dabei hob er die Arme, als wollte er einen Segen sprechen.

Weitere Kostenlose Bücher