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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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mit meinem Commander sprechen. Er …«
    »Nicht.« Sie hob die Hand. »Bitte vertrauen Sie mir. Ich will nur, dass Sie die andere Seite sehen.«
    »Die andere Seite wovon?«
    »Von dem hier. Von Luthia. Von meinem Volk.« Keren ließ sich neben ihm auf die Couch fallen. »In unserer Stadt kursieren Gerüchte über einen vom Anderen gesandten Dritten. Manche sehen darin ein Zeichen, andere eine Täuschung der Hausstämmigen. Bisher hatten Sie nur mit den Anführern der Hausstämmigen zu tun, aber das ist nicht die Schuld Ihres Kommandanten. Diese Anführer wissen wenig über mein Volk, über unsere Wahrheit, unsere Geschichte, unsere Sorgen. Deshalb bin ich gekommen.«
    Shar erkannte, weshalb sie Politikerin war: Sie verstand es, mit Worten zu überzeugen. Ob seine Zhavey in jungen Jahren ähnlich gewirkt hatte? Keren schien kein falsches Spiel zu verfolgen, und er schuldete ihr sein Leben. Commander Vaughns Befehle hin oder her – hier bot sich vielleicht die Chance, jenseits der offiziellen Kanäle Ressourcen in Luthia ausfindig zu machen, die ihnen helfen mochten. Und er beschloss, ihr zu trauen. »Einverstanden.«
    Sie warf ihm einen dünnen, braunen Kapuzenmantel zu, der sich wie ihrer am Hals verknoten ließ. Außerdem hatte sie yrythnysche Schuhe dabei, die an die Stelle seiner Stiefel traten. Die dünnen Slipper aus mit ledernen Streifen fixierten, übereinandergelegten Stoffbahnen, würden nahezu jeden Schrittlaut verschlucken. Wie nötig diese Verkleidung war, lag auf der Hand: Keren und er durften kein Aufsehen erregen. Sobald Shar den Mantel angelegt und die Kapuze über den Kopf und die in seinem Haar verborgenen Antennen gezogen hatte, hob Keren einen Finger an den Mund und deutete ihm an, ihr zu folgen. Im Hof gaben ihnen die tief hängenden Äste der Bäume zusätzlich Deckung. Vanìmels zweiter Mond war aufgegangen und warf blasskaltes Licht auf ihren Weg.
    »Sie können das unmöglich für einen konstruktiven Vorschlag halten, Dax!« Vaughn hatte die Füße auf den Beistelltisch gelegt, nippte an seinem Brandy und wartete auf ihre Reaktion.
    Ezri, die Hände hinter dem Rücken, drehte Kreise durch das Zimmer.
    War das jetzt das dritte oder vierte Mal in diesem Gespräch? Julian teilte Vaughns Meinung, gab dies in ihrer Gegenwart aber nicht zu. Nicht weil er fürchtete, sie könnte es als Verrat auffassen. Nein, hier ging es um Anstand, um persönliche Überzeugungen. Die Vorschriften der Sternenflotte, von der Obersten Direktive ganz zu schweigen, ließen bei der Einmischung in die Geschäfte nicht föderaler Welten keinen Raum zur Interpretation. Julians Rang war höher als Ezris, also konnte er seine Bedenken äußern, ohne ihren Standpunkt zu untergraben, doch er wusste, dass Vaughn darin bedeutend besser war.
    »Mir ist bewusst, wie unorthodox das ist«, erwiderte Dax schließlich, ohne anzuhalten. »Aber ich denke schon seit dem Essen daran und frage mich, ob wir die Idee nicht ein wenig zu schnell ablehnen. Immerhin baten sie mich um Hilfe. Bedenkt man, wie sehr sie uns unter die Arme greifen, ist es vielleicht wirklich nicht so abwegig.«
    »Sie sprechen von einer grundlegenden Veränderung ihrer Gesellschaftsstruktur«, warf Vaughn ein. »Es gibt Verbote für derartige Unterfangen, und das aus gutem Grund.«
    »Aber laut Jeshoh findet diese Veränderung seit Jahrhunderten statt. Welche Gründe der Spaltung zwischen den Hausstämmigen und den Wanderern auch zugrunde liegen – das Problem selbst ist beiden Seiten bewusst. Sie wollen Hilfe bei der Lösungsfindung. Ich böte ihnen nicht mehr als die Sichtweise einer Außenstehenden.«
    Vaughn seufzte. »Machen wir uns nichts vor, Dax: Diese Wesen werden Ihre Außensicht als Richtungsangabe auffassen. Sie halten Sie doch längst für, verzeihen Sie die Formulierung, eine Prophetin. Für jemanden, der kam, um ihnen überirdische Weisheit zu offenbaren. Das erscheint mir der falsche Weg, um eine Beziehung mit den Yrythny zu entwickeln. Sofern es eine Lösung für ihren inneren Zwist gibt, wäre es nicht bedeutsamer, wenn sie sie selbst fänden, anstatt einer göttlichen Weisung zu gehorchen?«
    »Die Yrythny sind von vielen Krisen geplagt«, beharrte Ezri. »Wir arbeiten bereits mit ihnen an einer Verteidigung gegen die Cheka. Inwiefern ist mein Vorschlag schlimmer? Wenn Julian recht hat, fußt bereits ihre Existenz auf einer Einmischung Fremder. Verflucht, wessen denn nicht? Die Bürger der Föderation – als Individuen und als Spezies –

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