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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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können, weil dieses spezielle Netz kürzlich von ihnen entdeckt worden war. Vaughn wollte nichts wagen, bis kein praktikabler Weg vorlag.
    Kein einzelner Ingenieur war bei den Unterkünften aufgetaucht. Als offensichtlich wurde, dass Nog keine Essenspause einlegte, hatte Vaughn Lankford und T’rb mit Nahrung zu ihnen geschickt. Shar schätzte, Nog würde auf dem Schiff ein Nickerchen machen. Für mehr war ihre Lage zu kritisch.
    Wer keinen anderslautenden Auftrag hatte, suchte derweil in der Datenbank der Yrythny nach Informationen über die Cheka und ihre Waffe. Seit er sich für den Abend zurückgezogen hatte, saß Shar nun schon vor dem Terminal und versuchte, zu arbeiten – die miese Stimmung unter seinen Vorgesetzten erwies sich allerdings als äußerst ablenkend.
    Doch Shar wusste, dass an diesem Abend noch etwas anderes seine Gedanken auf Wanderschaft gehen ließ. Etwas, das nichts mit Lieutenant Dax’ unbeabsichtigt losgetretenem Aufruhr zu tun hatte. Seit Dr. Bashir den ersten Yrythny auf der Defiant gescannt hatte, ging Shar der genetische »Wendepunkt« nicht mehr aus dem Sinn. Die Gelegenheit war günstig, in der Datenbank nach Informationen darüber zu suchen. Im Gespräch mit Commander Vaughn hatte der Doktor ihn als »Generalschlüssel« umschrieben, mit dem sich jedes Genom öffnen und sogar umgestalten lasse, um die Entwicklung einer Spezies zu beschleunigen. Für einen an Zytogenetik interessierten Wissenschaftler stellte der Wendepunkt eine echte Verlockung dar. Insbesondere für einen Wissenschaftler, der von Andor stammte.
    Das Klima in Luthia behagte Shar. Gesunde Yrythny-Haut brauchte eine hohe Luftfeuchtigkeit, was der andorianischen Physiologie entgegenkam. Zwar schliefen die Yrythny statt in Betten in mit Kissen ausgeschlagenen Einbuchtungen im Boden ihrer Schlafzimmer, doch Shar fand seine Unterbringung trotzdem geradezu verschwenderisch nobel, wenn er bedachte, dass diese Spezies der Föderation technologisch gesehen zweihundert Jahre hinterher war. An jeder Wand, außer der zum runden Innenhof führenden, befanden sich Sofas und Blumenkübel voller blühender Pflanzen. Und jede Wohnung erlaubte den beeindruckenden Blick auf den gurgelnden, mehrstöckigen Brunnen vor dem Gebäude, der von mit Farnen und Bäumen durchzogenen Gärten umgeben war.
    Die Unterkünfte der Besatzung ragten in diesen Hof wie die Speichen eines Rades. Dax’ und Vaughns Quartiere befanden sich in der Etage über Shar, und der Commander und der Lieutenant waren die Treppe rechts von seiner Hoffront bereits mehrfach hinauf- und hinabgestiegen. Die luxuriöse Unterbringung schien alle ein wenig mit dem ungeplanten Zwischenstopp zu versöhnen.
    Wie schon oft während dieser Mission drifteten Shars Gedanken zur Heimat ab. Seit dem Abschied von seinen Bündnispartnern auf Deep Space 9 sehnte er sich täglich mehr nach ihnen und der Intimität ihres Shelthreths , das er der gesamten Gruppe durch seinen Missionsantritt verweigert hatte. Und Thriss … Wenn er zu sehr an sie dachte, das wusste er, verlor er noch den Verstand. Thriss würde es auf Luthia sehr gefallen … Er unterbrach sich, bevor sich der Gedanke ausweiten konnte. Das beste Mittel gegen Einsamkeit war die Konzentration auf eine Aufgabe. Auf die Cheka und ihre Waffe.
    Die hofseitige Schiebetür öffnete sich, und Vogelgezwitscher, das Plätschern des Wassers und das Rascheln sanfter Schritte drangen herein. Shar rechnete mit Nog und war entsprechend verblüfft, auf einmal seine Retterin vom Nachmittag zu sehen, die Abgeordnete der Yrythny. Es war Dämmerung in Luthia, und Keren stand in den Schatten, das Profil ihres Gesichtes nur schwach erkennbar. Doch es bedurfte keines Lichts, um jemanden wie sie wahrzunehmen. Was sie wohl will? , fragte Shar sich. Vermutlich hat sie mein Quartier mit Ezris eine Etage höher verwechselt.
    »Ich bringe Antworten, Ensign ch’Thane«, grüßte sie und öffnete nacheinander die Türen zum Schlafraum und zum Schrank. Ihre Kleider raschelten beim Gehen.
    »Mein Mitbewohner ist nicht hier, Abgeordnete«, gab er ihr Auskunft. Was mochte sie ausgerechnet ihm mitzuteilen haben, das einer solchen Geheimhaltung bedurfte?
    »Hervorragend. Dann können Sie sich mir anschließen, ohne vermisst zu werden.«
    Nach der Sache beim Essen hatte Vaughn alle Offiziere angewiesen, den Kontakt mit den Yrythny auf ein Minimum zu beschränken, bis der »Lieutenant-Dax-Zwischenfall«, wie er mittlerweile hieß, aus der Welt war. »Da muss ich

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