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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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sind, wer sie heute sind, weil sie einander beeinflusst haben. So etwas heißt nicht Einmischung, sondern Leben !«
    Vaughn massierte sich die Schläfen. »Ich hasse Diskussionen über die Oberste Direktive.« Er sah zur anderen Raumseite. »Nun, Doktor? Sie sind heute Abend ungewohnt still. Wie denken Sie hierüber?«
    Seinem Gesicht nach zu urteilen, wusste Vaughn genau, was er mit dieser Frage anrichtete. Julian räusperte sich und vermied es, Ezri anzusehen. »Ich denke, beide Standpunkte haben ihre Logik«, sagte er diplomatisch. »Falls wir den Vorschlag umsetzen, wäre es wohl das Beste, den Yrythny mittels historischer Präzedenzfälle aus unserer Datenbank ihre Optionen aufzuweisen und ihnen dann die Entscheidung zu überlassen, welches Modell – wenn überhaupt – für Vanìmel geeignet ist.«
    Vaughn blickte zu Ezri. »Das klingt tatsächlich vernünftig. Dax?«
    Ezri sah Julian düster an. »Sollte es sich morgen ergeben, gehe ich vor, wie von uns besprochen, Sir.«
    »Danke, Lieutenant.« Vaughn erhob sich von der Couch. »Ich sehe noch kurz nach Nog, dann lege ich mich hin. Ruhen auch Sie beide sich aus. Morgen wird ein langer Tag.« Damit trat er aus der Terrassentür.
    Julian wappnete sich. Sobald Vaughns Schritte verklungen waren, würde …
    »Besten Dank für die Rückendeckung, Doktor !« Ezri ließ sich auf einen Lehnsessel fallen, der für die langbeinigen Yrythny entworfen war. Ihre Füße berührten den Boden nicht.
    »Hey, trennen wir mal zwischen meiner Unterstützung für dich als mein Erster Offizier und als Privatperson …«
    »Wage es nicht, dich hinter unserer Beziehung zu verstecken! Du solltest mehr Vertrauen in mich haben!«
    »Wovon sprichst du denn? Selbstverständlich habe ich Vertrauen in dich. Was hat das überhaupt mit … Moment mal.« Julian starrte sie an, als könnte er hinter ihrer Stirn den Plan erkennen. »Du denkst, du kannst diesen Konflikt beilegen, richtig?«
    Ezri schwieg.
    »Ich fasse es nicht!«, rief er. »Das denkst du tatsächlich. Gib’s zu, keine Hürde ist zu hoch für Ezri Dax!«
    »Ich weiß nicht, was du hast.«
    »Oh doch, das weißt du«, widersprach er. »Diese ganze Sache begann, als Commander Jast ums Leben kam. Seit damals verlässt du dich mehr und mehr auf vergangene Leben. Das hier bist nicht du, Ezri!«
    »Ach, und du kannst das beurteilen?«, blaffte sie zurück. »Lass mich dir mal was erklären: Bevor ich vereinigt wurde, war ich ein verdammt guter Offizier. Vielleicht nicht so brillant wie der übermenschliche Doktor Julian Subatoi Bashir, aber als Ensign Ezri Tigan war ich besonnen, durchsetzungsstark, sogar ambitioniert. Dann wurde ich ungeplant Dax’ neunter Wirtskörper – und plötzlich wusste ich zum ersten Mal in meinem Leben nicht mehr, wer ich eigentlich war. Das , mein Lieber, ist die Ezri, die du kennengelernt hast! Und jetzt, da ich endlich verstehe, wie ich meine vergangenen Existenzen nutzen und sie in mein Leben integrieren kann, denkst du, ich sei nicht mehr ich? Du verstehst einfach nicht, dass die Jadzia, der du vergangenes Jahr begegnet bist – die, die zögerte und ständig nervös und raumkrank war –, mir nicht entsprach.«
    Julian sah weg, zwang sich aber sofort wieder, ihren Blick zu erwidern. »Du hast Jadzia gesagt«, murmelte er.
    »Was?«, fuhr sie ihn an.
    »Gerade eben hast du von dir als Jadzia gesprochen.«
    Unsicher starrte sie ihn an, als ließe sie den Streit in Gedanken erneut ablaufen. »Flüchtigkeitsfehler.«
    Julian nickte. »Ist mir klar. Denn als Mediziner, der jahrelang die Trill-Symbiose erforscht hat, weiß ich, dass es bei ungeplanten Verbindungen eine ganze Weile dauern kann, bis der Wirt sein inneres Gleichgewicht findet. Lass mich dir noch eine Frage stellen, dann wechseln wir das Thema: Glaubst du wirklich, deines gefunden zu haben?«
    Ezri verweigerte die Antwort. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, sie heute Abend damit zu konfrontieren. »Hör mal, wir hatten beide einen stressigen Tag. Daran kann’s liegen. Lass uns ins Bett gehen; morgen sehen wir die Sache bestimmt schon klarer.«
    »Hervorragende Idee.« Sie schlurfte zum Schlafraum.
    Julian ließ einige Zeit verstreichen, bevor er ihr folgte. Heute Nacht würde er höchstwahrscheinlich keine Flecken zählen dürfen. Er hörte, wie sie ihren Kommunikator auf einen Tisch warf, ihre Stiefel auszog und sich aus der Uniform schälte. Das sollte genügen. Als er die Tür erreichte, erwartete Ezri ihn. Sie warf ihm ein Kissen

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