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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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Chance.«
    Keren klang, als spräche sie direkt zu ihm, als säße sie neben ihm und ließe nur ihn an ihren Sorgen teilhaben. Shar war wie versteinert.

KAPITEL 4

    Als sich die Türen des Turbolifts schlossen, war Ro, als müsste sie ihre Stirn mehrfach gegen die Kabinenwand schlagen. Vielleicht half ihr das, mit sich und dem Universum wieder ins Reine zu kommen. Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich an die Wand. Die Begegnung mit Gul Macet, Botschafterin Lang und ihrer »Delegation« aus Soldaten, hatte einen Instinkt in ihr geweckt: den zur Flucht. Sie fühlte sich wie Vieh. So als stünde sie wieder dem Wärter eines Umsiedlungslagers gegenüber, der ihre Gelenke in Eisen legte und sie dann mit sich nahm, um ihr die Seele aus dem Leib zu prügeln. Beim Maquis war es einfacher gewesen, denn da hatte sie den Feind nicht direkt sehen müssen; dafür hatte schon die anonyme Kriegsführung gesorgt.
    Um ihre angespannten Nerven zu beruhigen, zählte Ro die Sekunden, die sie vom äußeren Rand des Habitatrings bis zu ihrem Büro auf der Promenade brauchte. Geplantes Reagieren , erinnerte sie sich. So hatten es ihre Lehrer beim taktischen Training genannt. Wieder und wieder hatten sie der Klasse jeden nur erdenklichen Ausgang einer Situation vor Augen geführt. Wenn euer schlimmster Albtraum wahr wird, lasst euer Training ans Ruder, nicht euren Instinkt.
    Sie erinnerte sich an den Empfang der Cardassianer. Kira hatte mit ihrer Beschreibung Macets nicht übertrieben. Als er den Mund geöffnet hatte, war es Ro so vorgekommen, als wäre jede Propaganda-Holoaufzeichnung ihrer Kindheit zu neuem Leben erwacht. Das war die gleiche gedehnte Stimme, die sie einst von »leider unumgänglichen Kürzungen der Rationen« oder »der schlechten Ressourcenlage geschuldeter Einstellung der Medikamententransporte in die betroffenen Provinzen« hatte reden hören. Es hatte sie alle Selbstkontrolle gekostet, ihm nicht vor die Füße zu spucken!
    Das. Ist. Nicht. Dukat. Wann immer ihr Blick an ihm gehangen hatte, hatte sie die Worte im Geist wiederholt. Sich auf die Haarbüschel an seinem Kinn konzentriert, als könnte der kosmetische Unterschied sie zwingen, Macets Existenz anzuerkennen. Wie ein Papagei hatte ihr Mund die höflichen Floskeln geliefert, die bei derartigen Anlässen die Norm waren. Worte, die Ro osmotisch von Troi und Picard übernommen haben mochte. Die Enterprise -Besatzung war stets so verflucht höflich gewesen!
    »Willkommen auf Deep Space 9. Ich bin die Sicherheitschefin, Lieutenant Ro.« »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise.« »Die Strahlung innerhalb des Denorios-Gürtels führt in dieser Jahreszeit oft zu falschen Sensorergebnissen.« »Wir haben den leitenden Mitgliedern Ihres Teams Quartiere im Habitatring zugewiesen – oh, nein, das macht doch keine Umstände. So haben Sie leichteren Zugang zu den Besprechungsräumen, als wenn Sie alle paar Stunden vom Andockring herreisen müssten.«
    Was sie eigentlich hatte sagen wollen, klang ganz anders: »Verschwindet von meiner Station, und zwar für immer!«
    In Macets Gesicht hatte Ro nach einer Rechtfertigung für ihre Ängste gesucht, doch nur Ruhe und Professionalität gefunden – vielleicht sogar Humor. Bewies das, dass er nicht Dukat war? Ro kannte die Propaganda. Wusste, dass er angeblich Kinder und kleine Tiere liebte. Dass er ein Vorzeigevater war. Jemand, der niemals ein ganzes Lager hinrichten lassen würde, weil es angeblich dem Widerstand zuarbeitete. Ha! War Lang nicht früher bei der Nachrichtenagentur der Cardassianer gewesen, also Teil der imperialen Propagandamaschinerie? Das war mehr Zufall, als Ro zu schlucken bereit war.
    Sie brauchte nur einen Tag allein mit ihm. Ach, was – eine Stunde , und sie würde die Wahrheit schon ans Licht bringen. Ghemors Versicherungen und DNA-Daten mochten Macets Worte bestätigen, doch in einem Universum voller Wechselbälger, bewusstseinsverändernder Wesenheiten und noch weniger erklärbarer Phänomene konnte sich niemand einer Sache wirklich sicher sein. Erst recht nicht, was ihn betraf.
    Ro hatte Macet eine ganze Weile angestarrt, bevor ihr die schlanke Gestalt im grünen Kleid neben ihm aufgefallen war. Als Lang ihr die Hand reichte – ungewöhnlich für eine Cardassianerin –, hatte Ro nicht gezögert, obwohl die Geste viel eher unter Föderationsangehörigen gebräuchlich war. Lang ergriff Ros Hand und bedankte sich für die so kurzfristige Hilfe. Die Berührung hatte Ro an kühles Wasser denken

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