Dieser graue Geist
ihr und ihm. Anichent und Dizhei wussten so gut wie nichts darüber, wie sie diese Tage verbracht hatten.
Sie beugte sich vor, legte ihre Wange an Dizheis. »Geht ohne mich, sh’za . Du und Anichent verdient es, euch von mir zu erholen. Ich bin momentan keine gute Gesellschaft. Gönnt euch ein nicht repliziertes Mahl. Letzte Woche sprachst du davon, Tongo lernen zu wollen – hier ist deine Chance!«
Dizhei schüttelte nahezu unmerklich den Kopf. »Ich bleibe bei dir. Es ist nicht gut, allein zu sein. Anichent kann mit Zhadi gehen.«
Thriss hob den Kopf ihrer Partnerin aus ihrem Schoß und brachte Dizheis Stirn an die ihre. Sie strichen sich gegenseitig durch die Haare. Dizhei war wie eine Zhavey zu ihr. Konnte sie es da nicht versuchen – um der Gruppe willen? »Wenn ich nicht irre, hast du mich besiegt, als wir das letzte Mal fochten«, sagte sie. »Nimm bloß nicht an, du seist diesmal im Vorteil.« Thriss lächelte, und Dizhei erwiderte es.
Anichent erschien auf der Schwelle, Quarks Abendkarte in Händen, und seufzte sichtlich erleichtert.
Vermutlich freute er sich, nicht weiter mit ihr streiten zu müssen. Normalerweise endeten ihre »Gespräche« mit hitzigen Worten und umgeworfenen Möbelstücken – und für Letztere war Thriss längst nicht allein verantwortlich. Sie und er mochten es nicht, um Shars Zuneigung wetteifern zu müssen. Entsprechend ungern sahen sie sich gezwungen, ihren Stellenwert in seinem Leben voreinander zu rechtfertigen.
Thriss war nicht selbstbezogen genug, als dass sie Anichents Gedanken nicht hätte erraten können. Er glaubte, Shars ungewöhnlich starke Bindung zu ihr würde nach dem Shelthreth schwächer werden, da sie in seinen Augen auf körperlicher Anziehung, auf sexueller Begierde fußte. Er klammerte sich an die Hoffnung, Shar würde den intellektuellen Partner der Bettgenossin vorziehen – langfristig gesehen. Anichent übersieht dabei aber, dass ich beides bin , dachte sie triumphierend.
Keiner von ihnen sprach davon, was aus Dizhei werden würde, die sie alle liebte und pflegte, unabhängig von ihren eigenen Zukunftsaussichten. Dizhei sorgte sich mehr um das Wohl der Gruppe als um ihr eigenes. Einmal hatte Thriss Dizheis Wünsche übergangen und war dafür von ihrer eigenen Zhavey getadelt worden. Mit der Zeit hatte sie erkannt, wie recht ihre Zhavey gehabt hatte: Dizhei war das stabilisierende Element, das diese Bündnisgruppe zusammenhielt.
Den Göttern sei Dank für Dizhei , dachte Thriss nun. Wenigstens eine von uns muss bei Verstand sein.
Quark lehnte an der Bar, beide Lauscher auf Tisch fünf ausgerichtet, wo Natima und Ro miteinander sprachen. Normalerweise hinderte ihn der Geräuschpegel nie daran, einzelnen Unterhaltungen zu folgen, so gewöhnt war er an das Klingeln des Dabo -Rades, das Klappern des Latinums auf dem Tongo -Tisch, an die klirrenden Gläser und die klackernden Absätze der Kellner, die ihren Bestellungen hinterherrannten. Doch heute war ihm, als hätte Ro irgendein Privatsphärengerät mitgebracht, um ihr Frauengespräch mit Natima zu schützen. Quark fühlte sich an den alten Albtraum erinnert, in dem er Latinum aus seinem Schließfach nehmen wollte und feststellen musste, dass selbiges mittlerweile einer wohltätigen Organisation gehörte und er sein gesamtes Vermögen unwissentlich bajoranischen Kriegswaisen gespendet hatte. Im Traum kam er sich stets vor, als stehe er nackt vor dem ganzen Universum! Die gleiche Panik drohte nun, in ihm aufzusteigen. So sehr er sich auch anstrengte, konnte er nicht erraten, was diese zwei Geheimniskrämerinnen im Schilde führten. Aber sie sind und bleiben ein schöner Anblick.
Natimas dichtes Haar war mit kleinen Schmuckstücken versetzt, hinter dem Kopf zusammengebunden und fiel ihr bis zur Hüfte. Und sie trug dieses kurze, glänzende schwarzrote Kleid, dessen Schnitt ihre weiblichen Vorzüge betonte und angenehme Erinnerungen an Frühlingswein und Oo-mox weckte. Und Ro, obwohl bis zum Hals in ein für Quarks Geschmack viel zu sternenflottiges blaues Stretchding gewandet, hatte nach wie vor diese dunkle, burschikos-attraktive Ausstrahlung. Zu schade, dass Garak nicht mehr da war, um ihr modische Tipps zu geben. Er hätte sie vielleicht überzeugen können, nach Feierabend mal etwas Vorteilhafteres zu versuchen. Als Quark der Irrsinn dieses Gedankens bewusst wurde, schauderte ihm. Jetzt bringt mich eine Frau schon dazu, Garak zu vermissen … Er schenkte sich einen weiteren Whiskey ein, leerte ihn
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