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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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Beschlag. Der Abschaum des Gamma-Quadranten umgab ihn, leerte Humpen, verhandelte miteinander und reichte Behälter weiter, aus denen süchtig machende Dämpfe stiegen. Selbst als die rothornige Echse eines Knesska-Minenarbeiters von der Schulter ihres Herrchens und auf Vaughns eigene sprang, vergingen ein paar Momente, bis Vaughn sie überhaupt wahrnahm. Das Déjà-vu-Gefühl, das er seit Minuten verspürte, beeinträchtigte ihn mehr, als er sich eingestehen wollte.
    Es war der Sommer zwischen seinem zweiten und dritten Jahr an der Akademie gewesen. Er und ein paar Freunde hatten von einem exotischen Tempel auf einer Tropenwelt im Braslota-System gehört. Es hieß, wer vom Wasser in den unterirdischen Becken dieses Tempels trank, gewönne Kräfte, die jedem Aphrodisiakum zur Ehre gereichten. Angelockt von den Versprechungen erotischer Freuden, würden sich die Einheimischen nachts aus ihren Häusern und zu den Lagerstätten der Pilger schleichen, denen sie sich dann anböten. Den meisten denkenden Wesen wäre diese Geschichte suspekt erschienen, doch Vaughns nach Ablenkungen von den Zwängen ihres Lehrplans lechzende Freunde entschieden, dass es Zeit für einen Ausflug war. Sie buchten eine Passage auf einem rigelianischen Shuttle, stiegen dann auf einen nach Volchok Prime reisenden Frachter um und trafen schließlich einen Händler, der gewillt war, sie den Rest des Weges mitzunehmen.
    Nach drei Tagen im Dschungel fanden sie den Tempel, den ein Humanoide unbestimmbarer Abstammung pflegte, tranken das Wasser und legten sich erwartungsvoll in ihre Schlafsäcke. Doch statt der erhofften Sinnesfreuden bekam Chloe Durchfall. Vaughn wurde der Trikorder gestohlen, und als sie morgens erwachten, waren sie mit Insektenstichen übersät. Damals hatte Vaughn eine wichtige Erkenntnis gewonnen: Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es wahrscheinlich auch so.
    An diesen peinlichen Moment seiner Jugend erinnerte er sich lebhaft, als er Minister M’Yeoh sagen hörte, dass trotz ihrer immensen Anstrengungen keine Materiefuhre für sie da sei. Dabei hatten M’Yeoh und Runir stets behauptet, ein Erfolg ihres Unterfangens sei garantiert. Vaughn hatte nicht einmal einen Plan B vorbereitet. Bei seiner Begegnung mit dem Inamuri hatte er gelernt, dass die Reise mitunter wichtiger war als das Ziel, doch mit jedem verstreichenden Tag fragte er sich, wie lange sie noch in dieser Region festhängen würden, bevor sie ihre Mission wiederaufnehmen konnten. Falls es im Gamma-Quadranten Treibsand gab, waren sie mitten hineingeflogen.
    Vaughn hörte nur halb zu, als M’Yeoh sich in den Wies und Warums des gescheiterten Kaufversuchs erging. Stattdessen ließ er den Tag im Geiste Revue passieren und suchte nach falschen Entscheidungen.
    Ein Tag im Konsortium hatte dreiunddreißig Stunden, und Vaughn und M’Yeoh hatten schon in der Frühe die Erlaubnis erhalten, an der Börse, wie das Handelsforum genannt wurde, mitzubieten. M’Yeoh hatte Vaughn zum Zwischenhändler gebracht – einem sanftmütigen Legelianer namens Runir –, der sie dort vertreten würde. Runir kümmerte sich um alle Angelegenheiten der Yrythny. Den gepolsterten Diwans und marmorisierten Glaslampen nach zu urteilen, verstand er es, auch die Wünsche anderer Klienten zu bedienen. Vielleicht liegt unser Fehler dort. Die von uns unterschriebenen Unterlagen mussten in Föderationsstandard übersetzt werden. Falls unseren Übersetzern kulturelle Nuancen entgingen … Er schüttelte den Kopf. Dieses Rätsel mussten sie bald lösen.
    »Können wir unser Angebot morgen wiederholen?«, fragte er. Der Gedanke, weitere Tage mit der Suche nach alternativem Schutz gegen die Netzwaffe zu verschwenden, widerstrebte ihm.
    M’Yeoh schob die Hände in die Ärmel seines kaftanähnlichen Kleidungsstücks. »Ich denke nicht. Wir fangen bei null an.«
    »Runir scheint pro Wort bezahlt zu werden«, moserte Nog. »Aber etwas ergibt hier keinen Sinn …« Er brach ab, rieb sich das Ohrläppchen zwischen Daumen und Zeigefinger. Dann merkte er, dass Vaughn, Prynn und M’Yeoh auf den Rest seines Satzes warteten, und grinste breit. »Vergessen Sie’s. Es ist nichts. Ich plädiere dafür, es erneut auf die bisherige Weise zu versuchen.«
    Vaughn kannte diesen Blick. Nog führte etwas im Schilde. Zum Glück wusste der Chefingenieur, wann er einen Satz besser nicht beendete.
    Und Nog hatte recht. An dem Vertrag, den sie aufgesetzt hatten, gab es nichts auszusetzen. Er hatte ihn mit einem Auge

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